Wenn ich gefragt werde, was mir während meiner ersten Reise nach Danzig am besten gefallen hat, dann muss ich nicht lange überlegen. Zwar fand ich es auch spannend Meisterswalde, den Geburtsort meines Vaters, zu sehen, doch wirklich positiv überrascht war ich vor allem von meinem Ausflug nach Sopot. Nichts gegen Danzig, Meisterswalde oder die anderen schönen Orte in der Umgebung, aber das Ostseebad Sopot ist einfach unglaublich schön. Und es hat eine ganze Menge zu bieten.
Welcher Reisetyp bist du? Planst du im Vorfeld ganz akribisch deine Aufenthalte durch? Oder lässt du während einer Reise einfach alles spontan auf dich zugekommen? Ich muss ja zugeben, dass ich eher ein kleiner Streber bin und am liebsten schon alles im Vorfeld plane, insbesondere, wenn ich ganz alleine unterwegs bin. Selbst Restaurants, in denen ich essen könnte, suche ich mir heraus, wenn ich weiß, dass ich bald einen bestimmten Ort besuchen werde. Gut, das hat wahrscheinlich auch damit zu tun, dass ich unglaublich gerne esse und trinke.
Planung ist ja das eine, wie man sich dann letztendlich während der Reise verhält, ist noch einmal eine ganz andere Nummer. Auch wenn ich vor einer Reise unglaublich viel Zeit in die Vorplanung stecke, finde ich unterwegs eigentlich immer ein gesundes Mittelmaß. Denn wer sagt denn, dass man einen Plan nicht einfach auch mal über Bord werfen kann?
Nur ganz selten besuche ich Orte ganz spontan, ohne mich auch nur in irgendeiner Art und Weise vorher damit beschäftigt zu haben. Ziemlich oft machte ich dies zum Beispiel während meiner ersten Reise nach Polen. Ich fuhr mit meinen Eltern nach Danzig, weil ich endlich mal den Geburtsort meines Vaters sehen wollte. Da er die ersten elf Jahre seines Lebens dort verbrachte und auch danach einige Male mit meinem Opa dort war, kennt er sich natürlich bestens aus. Übersetzt heißt das nichts anderes, als dass ich Sopot ohne jegliche Vorbereitung ansteuerte.
Ein Tag in Sopot: Ein paar Fakten und frostige Erinnerungen
Vielleicht hast du bei der bisherigen Lektüre meines Texts ein wenig gestockt. Ja, ich schreibe die ganze Zeit von Sopot. Das ist die polnische Schreibweise und für diese habe ich mich einfach in diesem Fall entschieden. In anderen Medien wird auch oft die deutsche Schreibweise Zoppot benutzt. Es handelt sich hier um ein und denselben Ort an der polnischen Ostseeküste. Die deutsche Schreibweise gibt es vor allem deshalb, weil Sopot von 1871 bis 1920 zum Deutschen Reich gehörte. Während des Zweiten Weltkriegs nach dem Überfall auf Polen im Jahr 1939 annektierte Deutschland die Freie Stadt Danzig. Zu dem Gebiet zählte auch Sopot. Bis 1945 gehörte die Stadt zum Reichsgau Danzig Westpreußen.
Sopot heißt übersetzt “Quelle”. Denn die Stadt, die heute rund 35.000 Einwohner zählt, war einst ein winziges Fischerdorf. Von 1283 bis 1807 gehörte Sopot zur Hansestadt Danzig. Erst nachdem Sopot nicht mehr zu Danzig gehörte, entwickelte es sich vom Fischerdorf zum mondänen Seebad, das heute längst zu den beliebtesten Ferienorten an der polnischen Ostseeküste zählt.
Aufgrund der milden Temperaturen, die es in Sopot geben soll, nennt man die Stadt auch “Riviera des Nordens”. Von milden Temperaturen war der Ort bei meinem ersten Besuch jedoch meilenweit entfernt. Ach was, Lichtjahre! Als ich mich bei meinem Ausflug im März ins Getümmel stürzte, herrschten zwei Grad und diverse Windböen fegten nur so an der Küste entlang. Ich trug zwar meine dickste Winterjacke, doch selbst die war an diesem Tag noch fast ein wenig zu dünn. Wenn ich an die Temperaturen von damals denke, muss ich heute noch zittern. Und dennoch wird mir beim Rückblick auf meinen allerersten Ausflug nach Sopot auch ein wenig warm ums Herz. Denn das kleine Ostseebad beeindruckte mich extrem.
Ein Tag in Sopot: Die längste hölzerne Brücke Europas
Wenn ich nur einen einzigen Ort nennen dürfte, den du in Sopot in keinem Fall verpassen darfst, dann wäre das die Seebrücke. Denn diese ist mir von meiner Sopot-Premiere am meisten in Erinnerung geblieben. Und das hat auch einen guten Grund.
Die 511,5 Meter lange Mole ist die längste hölzerne Brücke Europas. Bisher kannte ich von meinen Urlauben an der Ostsee eher kleine Seebrücken. Einzig die Seebrücke in Grömitz bildete eine Ausnahme. Mit ihren 398 Metern war diese immer die längste, die ich bisher betreten hatte.
Die Mole in Sopot ist nicht nur eine einfache Brücke, sondern eine wirkliche Attraktion. Denn du kannst dort nicht nur wunderbar flanieren, sie lädt sogar zum Verweilen ein. Überall findest du Sitzgelegenheiten und du kannst von dort aus die gesamte Küste und das Treiben am Strand genau beobachten. Im März war die Brücke gut besucht, aber nicht unangenehm voll. Trotz des Windes haben meine Eltern und ich eine Zeit lang auf einer Bank gesessen und Sopot auf uns wirken lassen. Das geht nämlich nicht immer so entspannt, wie mein Vater erzählte. Dieser war schon häufiger im Sommer mit meinem Opa auf der Seebrücke unterwegs und sah manchmal das Wasser vor lauter Menschen um ihn herum nicht.
Ein Tag in Sopot: Besuche das “Krumme Häuschen”
Außer der Seebrücke gibt es noch eine weitere Sehenswürdigkeit in Sopot, die du dir nicht entgehen lassen solltest. Denn wenn du das “Krumme Häuschen” (Krzywy Domek) nicht gesehen hast, dann warst du eigentlich nicht wirklich in Sopot. Das wäre ungefähr so, als wenn du nach Paris fährst, ohne den Eiffelturm zu sehen oder wenn du das Brandenburger Tor in Berlin auslässt.
Das “Krumme Häuschen” gibt es noch gar nicht so lange. Es ist 2004 nach einem Entwurf der beiden Architekten Szotyński und Zaleski errichtet worden. Mit dem Entwurf für das besondere Gebäude, dessen Fassade stark an das Tanzende Haus in Prag erinnert, gewannen sie 2004 den Village-of-Joy-Wettbewerb für das merkwürdigste Gebäude der Welt.
Wenn du magst, dann schaue dir das Haus doch auch von innen hat. Denn im Erdgeschoss befand sich bei meinem letzten Besuch in Sopot ein Café. Ich denke, dass dies immer noch der Fall sein wird. Betreten kannst du es nicht nur von der Monte-Cassino-Straße und von der Morska-Straße.
Damit du nicht – wie ich – ewig lange durch die Stadt läufst, um das Haus zu finden, anbei ein kleiner Tipp: Eigentlich kannst du es nicht verfehlen. Es ist mitten in der Fußgängerzone und umringt von Restaurants und zahlreichen Geschäften. Manchmal ist es halt zu einfach …
Ein Tag in Sopot: Bernstein und weitere Sehenswürdigkeiten
Ohne Bernstein geht es auch in Sopot nicht. Zwar gilt Danzig als Welthauptstadt des Bernsteins, aber Sopot ist immerhin keine zehn Kilometer weit weg von der Hansestadt und deshalb auch ein Ort, wo du an jeder Ecke Bernstein bekommen kannst.
Wenn du zum Beispiel von der Mole kommst, werden dir direkt einige Verkaufsstände ins Auge fallen, die natürlich auch Bernstein im Angebot haben. Die Preise in Sopot liegen unter denen in der Bernsteingasse in Danzig. Wer sich also Bernsteinschmuck zulegen möchte, sollte auf jeden Fall Sopot auf dem Zettel haben.
Einen tollen Ausblick über die Stadt erhältst du entweder im alten Leuchtturm von 1904, den du hier oben ganz am Anfang des Texts auf dem Foto sehen kannst, oder komplett gratis in der Touristeninformation von Sopot. Diese befindet sich gleich gegenüber der Mole und ist mit einem Fahrstuhl zu erreichen. Dort erhältst du außerdem die mit Abstand günstigsten Souvenirs (wenn du auf so etwas stehst) und viele Infos über Sopot in deutscher Sprache.
Zudem ist Sopot voller sehenswerter Kirchen und historischer Villen. In einer dieser Villen, nämlich der Villa Ernst Claaszen, befindet sich das Museum of Sopot. Dort kannst du eine Ausstellung über die Wohnkultur zum Anfang des 20. Jahrhunderts ansehen. Zudem erfährst du dort einiges über die Regionalgeschichte der Stadt.
Wenn dir diese Ausstellung nicht so zusagt, dann interessiert dich vielleicht eher das Sopot Wax Museum. Die Fotos, die ich bisher von den Ausstellungsräumen gesehen habe, erinnern an Madam Tussauds, nur mit dem Unterschied, dass die Wachsfiguren in Sopot erst auf den zweiten Blick Prominenten ähneln. Die Qualität der Wachsfiguren ist eher nicht überzeugend und das Museum soll auch sehr klein sein.
Eher nach meinem Geschmack sind zwei weitere Sehenswürdigkeiten in Sopot, die ich dir in keinem Fall vorenthalten möchte. Zum einen ist da das archäologische Freilichtmuseum, das auf den ersten Blick sehr vielversprechend wirkt und dann gibt es in dem Seebad tatsächlich auch eine Waldoper. Die Freilichtbühne bietet 4400 Besuchern Platz.
Ein Tag in Sopot: Mein Restaurant-Tipp
Irgendwann wirst du in Sopot sicher auch hungrig werden. Dann habe ich gute Nachrichten für dich: Die Auswahl an unterschiedlichsten Restaurants ist in Sopot wirklich riesig. Du bekommst alles: Selbstverständlich bieten zahlreiche Gastwirte an der Küste frische Fischgerichte an, aber du kannst auch polnische Spezialitäten essen oder asiatische Gerichte und, und, und. Es gibt aber auch noch einen Haken: Im Vergleich zu anderen polnischen Städten sind die Preise in Sopot wirklich gesalzen und teilweise sogar höher als in der Altstadt in Danzig an den typischen Touristenplätzen. Und da waren die Preise teilweise schon auf deutschem Niveau, was für Polen wirklich unverschämt ist.
Da meinen Eltern und mir bei den Preisen für Fischgerichte der Appetit verging und uns der Sinn auch nicht nach der polnischen Küche stand, entschieden wir uns in Sopot für ein italienisches Mittagessen in der Restaurant-Kette “Sempre Pizza e Vino” mitten in der Fußgängerzone. Eigentlich bin ich kein Fan von Restaurant-Ketten, aber wir entschieden uns aus einem ganz einfachen Grund dennoch dafür, dieser uns bis dato unbekannten Kette eine Chance zu geben. Das Restaurant war als eines der wenigen an diesem Tag in Sopot extrem voll. Und das ist ja eigentlich immer ein gutes Zeichen, oder?
Wir ergatterten den letzten freien Tisch bei “Sempre Pizza e Vino” und wurden nicht enttäuscht. Zwar waren auch dort die Preise ähnlich wie in einer deutschen Pizzeria (also für polnische Verhältnisse extrem hoch), aber das Essen schmeckte und der Service war auch sehr freundlich.
Ich bin seit meiner Premiere in Sopot absoluter Fan von dem mondänen Ort an der polnischen Küste, in dem sogar meine Ur-Großeltern geheiratet haben. Während meiner nächsten Danzig-Reise werde ich auch Sopot wieder ansteuern. Oder ich nehme mir vielleicht auch direkt für ein paar Tage eine Unterkunft an der Küste. Mal sehen. Wie dem auch sei, eine Sache möchte ich dann in jedem Fall machen, und zwar ohne dicke Winterjacke über die Seebrücke flanieren.
Jetzt bist du dran: Warst du schon einmal an der polnischen Ostseeküste? Hast du vielleicht sogar Sopot besucht? Wie hat es dir gefallen? Zu welcher Jahreszeit warst du in Sopot? Hast du eine liebste Sehenswürdigkeit in der Stadt? Kannst du mir weitere Restaurants empfehlen? Hast du vielleicht sogar einen Hotel-Tipp in Sopot für mich?
Weiterlesen: Unweit von Danzig steht die Marienburg. Alles über meinen Ausflug zum größten Backsteinbau Europas kannst du hier nachlesen. Auch interessant: Roadtrip nach Polen: Auf nach Danzig, Posen und Co. und 10 Fotos, die Lust auf Danzig machen.
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Liebe bunte Christine,
ich fahre schon seit 1977 in regelmäßigen Abständen nach Danzig und Sopt.
Deshalb hier eine gute Adresse für Polnische Küche: Im Pensionat Irena, Fryderyka Chopina 36, befindet sich der PUB KARCZMA, es ist eine altpolnische Schenke. Näheres auf der WEB Seite von Pensionat Irena.
Ein Tip in Danzig ist das Restaurant Kubicki, ul. Wartka 5, in der Nähe der neuen Schwenkbrücke.
Ich hoffe , dass diese Infos hilfreich sind.
Lieber Herbert,
vielen Dank für die Tipps. Die werde ich bei meinem nächsten Aufenthalt gleich ausprobieren. 🙂
Viele Grüße
Christine