Polnische Post Danzig: Wo der Zweite Weltkrieg begann

Polnische Post Danzig Aufmacher 2 bearbeitet kleinHast du schon einmal von Erinnerungstourismus oder Dark Tourism gehört? Damit sind Reisen zu Orten und Plätzen gemeint, die mit viel Leid in Verbindung gebracht werden. Ohne, dass du den Begriff kanntest, hast du vielleicht auch schon einmal so eine Reise unternommen und etwa das Konzentrationslager in Auschwitz oder die Gedenkstätte Bergen-Belsen besucht. In Danzig kannst du gleich mehrere Orte der Erinnerung anschauen. Einer davon ist die Polnische Post.

Der 1. September 1939 veränderte die Welt für immer. Der Angriff deutscher Truppen auf Polen bedeutete den Beginn des Zweiten Weltkriegs. Wie der verlief und wie viel Leid er über die Welt brachte, wissen wir alle. Eine der ersten Kampfhandlungen des Kriegs fand in der Post der damals Freien Stadt Danzig statt.

Polnische Post Danzig: Was 1939 geschah

Polnische Post Danzig Bild 3 bearbeitet kleinDer Angriff auf die Post begann am 1. September 1939 gegen 4.45 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt befanden etwas mehr als 50 Personen in dem Gebäude, vorwiegend Postbeamte, aber auch die Familie des Hausmeisters inklusive seiner zehnjährigen Adoptivtochter. Die Beamten waren auf den Überfall vorbereitet und hatten 40 Pistolen, drei Maschinengewehre und drei Kisten voller Handgranaten im Gebäude. Die männlichen Mitarbeiter erhielten sogar Verteidigungsschulungen, erzählte Elzbieta Marcinkowska, eine Mitarbeiterin der Post, der Tagesschau. Sie hätte an jenem 1. September 1939 Spätdienst gehabt und geriet nur aufgrund des Dienstplans nicht ins Gefecht.

Die ersten beiden Angriffe durch den Haupteingang und einen Seiteneingang konnten die Postmitarbeiter erfolgreich abwehren. Die Deutschen sprengten jedoch ein Loch ins Gebäude und eroberten es so teilweise. Sie legten sogar Feuer im Keller und rückten mit Flammenwerfern vor. Um 19 Uhr entschieden sich die Polen nach mehr als 14 Stunden Widerstand zur Aufgabe, da die versprochene Unterstützung durch polnische Truppen ausgeblieben war. Bis dahin waren bereits sechs Polen bei den Kämpfen gestorben.

Direktor Dr. Jan Michon und Kommandant Jozef Wasik traten mit weißen Flaggen vor das Gebäude und wurden sofort erschossen. 44 Menschen wurden festgenommen, 16 Verletzte ins Krankenhaus gebracht, wo sechs starben, auch das zehnjährige Mädchen. Sechs Menschen flüchteten, zwei wurden gefasst. Die 38 überlebenden des Kampfs kamen vor das Kriegsgericht und wurden zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde 1998 vom Landgericht Lübeck revidiert.

Die Kämpfe um die Polnische Post stellte der gebürtige Danziger und Nobelpreisträger Günter Grass in seinem Roman Die Blechtrommel* dar.

Polnische Post Danzig: Was du im Museum sehen kannst

Polnische Post Danzig Bild 4 bearbeitet klein40 Jahre nach dem Überfall durch deutsche Truppen eröffnete am 1. September 1979 das Museum der Polnischen Post in Danzig. Es zeigt unzählige Andenken an dieses unfassbare Verbrechen, wie zum Beispiel den offiziellen Angriffsplan der Deutschen.

Durch unzählige Fotos, Schriftstücke und andere Ausstellungsstücke bekommen die Mitarbeiter der Post ein Gesicht. Die ersten Toten im Zweiten Weltkrieg sind nicht weiter eine bloße Zahl. Du siehst, wie sie aussahen, erfährst wie sie hießen, wie alt sie waren und mehr. Außerdem erzählt das Museum mehr über die Freie Stadt Danzig und das Leben der Menschen in Danzig zwischen 1920 und 1939.

Bei deinem Besuch solltest du nicht nur das Denkmal vor der Post und das Museum der Post besuchen, sondern auch einen Blick in den Hof des Gebäudes werfen. Noch heute kannst du dort Einschusslöcher sehen. Außerdem wurden die Handabdrücke der Mitarbeiter, die mit erhobenen Händen auf dem Hof standen, in Beton gegossen und an der Wand aufgehängt. Ein sehr bedrückendes und einprägendes Bild.

Polnische Post Danzig: Lage und Öffnungszeiten

Polnische Post Danzig Bild 5 bearbeitet kleinDie Adresse der polnischen Post Danzig lautet: Pl Plac Obrońców Poczty Polskiej 1/2, Gdansk. Sie liegt fußläufig zu allen Sehenswürdigkeiten in der Danziger Altstadt.

Das Museum öffnet dienstags von 10 bis 13 Uhr und mittwochs bis samstags von 10 bis 16 Uhr und sonntags von 11 bis 16 Uhr. Montag ist Ruhetag, ebenso an wichtigen christlichen Feiertagen (Ostern, Fronleichnam, Maria Himmelfahrt, Allerheiligen, Weihnachten, Silvester und Neujahr). Dienstags ist der Eintritt frei.

Im Sommer (ab dem 1. Mai) verlängern sich die Öffnungszeiten am Wochenende auf 18 Uhr. Dann ist auch montags von 10 bis 13 Uhr geöffnet und dienstags bis 16 Uhr. Im Sommer wird montags kein Eintritt verlangt, dafür am Dienstag.

Weitere Infos (ausschließlich auf Polnisch) bekommst du hier.

Polnische Post Danzig: Mein Fazit

Polnische Post Danzig Bild 6 bearbeitet kleinEin Besuch im Museum der Polnischen Post hinterlässt in jedem Fall einen Eindruck. Insbesondere, weil die Opfer des Überfalls dort ein Gesicht bekommen und der Angriff vom 1. September 1939 viel greifbarer wird, obwohl er schon so lange zurückliegt. Die Ausstellungsstücke waren wirklich beeindruckend, die Außendarstellung aber leider absolut katastrophal, was mich als ausgebildete PR-Redakteurin doppelt auf die Palme brachte.

Die Museumsverantwortlichen werden nicht müde, sich darüber zu beschweren, dass nur wenige Touristen den Weg in die Ausstellungsräume finden. Warum das so sein könnte, darauf kommen sie nicht. Ich habe da so einige Ideen: Sämtliche Informationen auf offiziellen Websites, die das Museum betreffen, sind ausschließlich auf Polnisch verfügbar, eine Sprache, die man sich ohne Kenntnisse nicht mal mit ein bisschen gutem Willen ableiten kann. Bis ich die Öffnungszeiten für diesen Text recherchiert hatte, dauerte es ewig.

Auch die Logik, mit der einige Dinge im Museum umgesetzt wurden, habe ich nicht verstanden. Die Post ist insbesondere für die deutsch-polnische Geschichte ein immens wichtiger Ort der Erinnerung. Doch die angebotenen Audioguides, die die Besucher durch die Ausstellung begleiten sollen, gibt es ausschließlich auf Englisch und Polnisch. Beide Sprachen beherrschte eine meiner damaligen Reisebegleitungen nicht und verstand damit nur einen Bruchteil der Ausstellung. Immerhin: Viele Ausstellungstücke hatten eine deutsche Übersetzung der Beschriftung.

Einen bleibenden Eindruck hinterließ leider auch die Museumsmitarbeiterin, die nicht nur unfassbar ungepflegt war und zum Himmel stank, sondern ausschließlich Polnisch beherrschte und noch unfreundlicher wurde, als sie bemerkte, dass wir Deutsche waren. In Danzig laufen so viele gebildete, nette Menschen rum, die mehrere Sprachen beherrschen. An solchen Orten, an denen man mit Touristen aus dem Ausland rechnen muss, sollte vielleicht auch jemand arbeiten, der mehr als eine Sprache kann. Ich kann verstehen, dass Touristen wegbleiben, wenn sich sowas rumspricht.

Polnische Post Danzig: Weitere Orte der Erinnerung

Polnische Post Danzig Bild 7 bearbeitet kleinUnweit der Polnischen Post eröffnete in Danzig im März 2017 das Museum des Zweiten Weltkriegs. Die offizielle Adresse lautet: Plac, Wladyslawa Bartoszewskiego 1, 80-863 Gdansk. Ansatzpunkt des Museums ist, den Krieg aus der Sicht der Zivilbevölkerung zu zeigen. Themen sind, u.a. die Ernährungslage unter deutscher Besatzung und das geheime Schulwesen. Das Museum beinhaltet rund zwanzig Dauerausstellungen und zeigt zudem wechselnde Sonderausstellungen.

Ein anderer Ort der Erinnerung ist die Westerplatte, wo ebenfalls am 1. September 1939 erste Gefechte des Zweiten Weltkriegs stattfanden. Damals beschossen deutsche Truppen vom ehemaligen Linienschiff Schleswig Holstein aus, auf die Westerplatte, eine Halbinsel zwischen Ostsee und Hafenkanal, wo sich unter anderem ein polnisches Munitionsdepot befand. Das zugehörige Museum ist mittlerweile mit dem Museum des Zweiten Weltkriegs zusammengelegt worden. Am Ort des Geschehens erinnert heute noch ein Denkmal an den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.

Jetzt bist du dran: Warst du mal in Danzig? Hast du die Polnische Post, das Museum des Zweiten Weltkriegs oder die Westerplatte besucht?

Weiterlesen: Roadtrip nach Polen: Auf nach Danzig, Posen und Co. Auch interessant: 10 Fotos, die Lust auf Danzig machen.

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