Die erste rein digitale Reisemesse ist vorbei: Vier Tage lang traf sich vergangene Woche auf der ITB NOW 2021 die Reisebranche zum virtuellen Austausch. Als Reisebloggerin und Journalistin war ich natürlich mit von der Partie und lasse dich gerne an meinen Erfahrungen teilhaben.
Etwa ein Jahr ist es her, dass ich mit einigen Freunden in Dortmund ein neues italienisches Lokal ausprobierte und mein Handy plötzlich nicht mehr aufhören wollte zu klingeln. Im Sekundentakt schien ich Nachrichten zu erhalten. Normalerweise ist mein Handy tabu, wenn ich mich mit Freunden treffe, da man sich im Alltag schon viel zu oft vom Smartphone ablenken lässt. Aufgrund der vielen Nachrichten schaute ich doch drauf. Es kann ja immer sein, dass was passiert ist. Zuerst las ich die Nachricht meiner besten Freundin: „Tut mir leid mit der Absage der Messe.“ Es war also offiziell: Die ITB 2020 war aufgrund von Corona abgesagt worden. Ich hatte mich akribisch auf meine erste Reisemesse vorbereitet, das wusste meine Freundin. Und nicht nur die. Familie, weitere Freunde und Bekannte, alle teilten mir das mit, was ohnehin durch die Presse ging. Die ITB 2020 würde nicht stattfinden können.
Hand aufs Herz: Wer dachte vor einem Jahr nicht auch, dass der Corona-Spuk 2021 vorbei sein würde? Ich hoffte es zumindest. Aber mittlerweile wissen wir es besser. Es war ein anstrengendes Jahr für uns alle. Aber eins habe ich in dem Jahr auch gelernt. Wenn man kreativ ist, kann man die allermeisten Probleme lösen. Und das dachten sich auch die Veranstalter der ITB und ließen die ITB 2021 stattfinden – rein digital.
ITB NOW 2021: Vorab ein paar Gedanken
Vor der Messe verspürte ich alles andere als Vorfreude. Ganz im Gegenteil. Ich schob es lange vor mir her, mich überhaupt näher mit der ITB NOW 2021 zu beschäftigen, weil ich zu Beginn des Jahres gleich mehrere Kooperationsverhandlungen hatte, die mich fast sprachlos zurückließen. Ich fasse mal kurz zusammen: Die Partner wollten mich am liebsten sofort in ein Flugzeug Richtung Hochrisikogebiet setzen und verlangten diverse Blogposts und Social-Media-Aktivitäten, und zwar unbezahlt, was für mich sowieso nicht infrage kommt.
Auch meine Hinweise darauf, dass wir uns gerade in einer Pandemie befänden und dass mir bestimmte Reisegebiete zu unsicher sind, schienen egal zu sein. Ich hatte tatsächlich das Gefühl, mit Coronaleugnern zu diskutieren. Die Aussicht auf vier Tage voller nerven- und kraftraubender Verhandlungen ließ mich nicht gerade in die Hände klatschen. Ich muss nämlich in diesen Zeiten noch ein wenig vorsichtiger sein, als viele andere Menschen, denn ich habe einige Vorerkrankungen und möchte ohne Impfung nicht reisen.
Auch die Aussicht auf vier Tage voller digitaler Treffen ließ mich keine Freudensprünge machen. Ich bin nämlich langsam echt müde. Ich bewundere die Menschen, die nach einem Jahr Pandemie ohne Probleme vor dem Computer sitzen, an digitalen Meetings teilnehmen und sogar einen Vorteil darin sehen. Denn ich komme mir immer noch bescheuert vor, wenn ich in einen PC spreche. Außerdem sitze ich ohnehin schon berufsbedingt sehr viel vor dem PC und versuche seit einiger Zeit meine PC-Zeit möglichst auf ein Minimum zu reduzieren. Es tut mir einfach nicht gut. Natürlich weiß ich aber, dass es dieses Jahr nicht anders geht.
Nach mehr als fünf Jahren bloggen weiß ich auch, wie wichtig es ist, zu netzwerken und genau dafür wollte ich die Reisemesse nutzen. Es kostete ja schließlich nichts, sich das Ganze mal anzuschauen. Wenn es mir gar nicht zusagte, könnte ich es ja immer noch lassen. Und so überwand ich mich doch und kümmerte mich erst einmal um das Allerwichtigste: eine Akkreditierung.
ITB NOW 2021: Vor der Messe
Die Akkreditierung klappte überraschend problemlos, was auch damit zusammenhing, dass ich meine Unterlagen des vergangenen Jahres nur mit den aktuellen Zugriffszahlen bestücken musste. Bevor ich mir ein Profil einrichtete, schaute ich mir einen Einführungsfilm an, der bei der Akkreditierung empfohlen wurde. Nach den 30 Minuten war ich maximal verwirrt und auch etwas sauer. Für mich als Bloggerin waren nämlich nur die letzten paar Minuten relevant. Ich liebe es ja sehr, wenn man meine Zeit verschwendet. Viele Funktionen schien es mehrfach zu geben und auch die Idee ein einziges Video für Touristiker, Blogger, Journalisten etc. zu machen war nicht gerade gut, weil jeder die Plattform anders nutzt und nicht jeder alle Funktionen kennen muss.
Das Einrichten des Profils klappte aber recht schnell, auch wenn ich mir mehr als 1000 Zeichen gewünscht hätte, um mich und meinen Blog vorzustellen. So musste ich einige wichtige Dinge weglassen. Schon wenige Stunden nach der Einrichtung meines Profils trudelten die ersten Gesprächsanfragen bei mir ein. Wie auch schon im letzten Jahr vor meiner ersten ITB, passten die Destinationen, die mich sprechen wollten, überhaupt nicht zu meinen angegeben Orten, Interessen und der Ausrichtung meines Blogs. Anfangs beantwortete ich noch alle Anfragen ausführlich. Wenn die Anfrage aber nicht einmal zu meinem angegebenen Kontinent passte, sagte ich nur ab.
Nachdem ich verstanden hatte, wie das Vereinbaren von Meetings funktionierte, schaute ich mich weiter auf der Plattform um. Die ITB ist ja normalerweise viel mehr als das bloße Verhandeln von Kooperationen. Dabei merkte ich schnell, dass die Plattform an einigen Stellen leider sehr undurchdacht war.
ITB NOW 2021: Die Tücken der Plattform
Wie fahndet man nach Themen, Kontakten und Destinationen, die einen interessieren? Klar, man nutzt die Suchfunktion. Es ist nur blöd, wenn dir die Suchfunktion nie das ausspuckt, was du gerade suchst. Egal, ob ich nach London, Destinationen in Italien oder möglichen niederländischen Kooperationspartnern suchte, die Plattform zeigte oft gar nichts an oder ich kam erst zu den Partnern, wenn ich direkt nach den Ansprechpartnern suchte. Doch die Namen der Ansprechpartner kennt man ja in der Regel noch gar nicht, wenn man sich auf die Suche nach ihnen begibt. Außerdem fiel mir auf, dass mir die Suchmaske überproportional oft irgendwas rund um die Thematik „Sachsen“ ausspuckte. Sachsen trug den Titel „Offizielle Kultur-Destination der ITB NOW 2021“ und war also einer der Sponsoren dieser Veranstaltung. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Irgendwann entdeckte ich einen Vortrag von „ENIT – Entdecke Italien“, der mein Interesse weckte. Ich wollte ihn mir in meinen virtuellen Kalender eintragen. Aber man konnte ihn nicht in den Terminkalender integrieren. Auch andere Vorträge nicht. So musste ich mir also alles, was kein Gesprächstermin war und mich interessierte, per Hand auf einen Zettel schreiben, was schon eine gewisse Komik hat bei einer reinen digitalen Messe mit angeblich so vielen Möglichkeiten. Und natürlich habe ich so auch die Hälfte der Termine vergessen.
Mein Interesse weckten auch die Cafés, die angeboten wurden. Ich fand sogar ein Blogger Café und bat um Zutritt. Bis zu Beginn der Messe erhielt ich jedoch keinerlei Rückmeldung und erfuhr in einer Facebook-Gruppe, dass ich nicht die Einzige war, der das so ging.
Dafür bekam ich allerdings Mails ohne Ende. Für jeden Pups flatterte eine Nachricht in mein Postfach, manchmal sogar alleine 6 oder 8 Pressemeldungen über die ITB am Tag. Vielleicht hätte man bei der ITB zwei oder drei Pressevertreter weniger einstellen sollen und dafür einen IT’ler mehr, der sich um die Plattform kümmert und jemanden, der die Rechtschreibe- und Grammatikfehler aus mancher Mail nimmt.
Es war also kein perfekter Zeitpunkt, um über Reisen zu reden und die Technik machte oft auch nicht, was sie sollte: Erwartungen an die ITB NOW 2021 hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon keine mehr. Ich wollte mich einfach überraschen lassen und mich als Bloggerin und Journalistin auf der Plattform präsentieren. Nicht mehr und nicht weniger.
ITB NOW 2021: Die vier Messetage
Der erste Messetag startete mit ganz viel Frust: Denn ich konnte mich nicht einmal einloggen. Ich schaute bei Facebook und LinkedIn und sah, dass die meisten Kollegen mit dem gleichen Problem kämpften. Die Plattform schien schlicht und einfach überlastet zu sein. Konnte man ja auch nicht mit rechnen, wenn weltweit Touristiker, Journalisten und Blogger zur gleichen Zeit virtuell zusammenkommen, um sich auszutauschen … Überrascht war ich darüber ehrlicherweise nicht, aber ärgerlich war es dennoch, weil ich so mehrere Termine verpasste und im Laufe der Messe keine Alternativtermine mehr bei diesen Destinationen bekam. Die Ansprechpartner meldeten sich überhaupt nicht mehr. Vielleicht dachten sie, ich hätte sie versetzt.
Die Technik hakte in den folgenden Tagen noch so manches Mal und man sah zum Beispiel seinen Gesprächspartner, aber hatte keinen Ton und so weiter. Insgesamt nahmen die technischen Probleme aber mit der Zeit ab.
Auch inhaltlich war der ersten Tag für mich eher frustrierend. Ich hatte die vereinbarten Gespräche erst einmal als loses Kennenlernen gesehen. Doch die ersten Gesprächspartner, bei denen ein Treffen dann klappte, wollten mich am liebsten heute als morgen ins Flugzeug setzen. In anderen Zeiten hätte ich gejubelt. Aber auch das pendelte sich mit den Tagen ein, auch wenn ich immer wieder zwischendurch verwundert war. Es passierte zum Beispiel nicht selten, dass ich Terminanfragen erhielt, die schon 20 Minuten später stattfinden sollten. Im Gegensatz zur normalen ITB machte ich bei der digitalen ITB aber auch mal große Pausen, weil ja mein Alltag, im Gegensatz zu sonst, normal weiterlief und ich auch andere Dinge zu erledigen hatte.
Nach einer weiteren Anfrage habe ich dann doch noch Zugang zum Blogger Café erhalten. Das sah ich zufällig. Während ich für jeden anderen Quatsch Mails erhielt, bekam ich bei der nicht unwichtigen Info keine Nachricht. Wirklich sinnvoll war das Café für mich allerdings nicht. Als ich zum ersten Mal reinschaute, wurde eine Yoga Session angekündigt und dann gab es diverse Räume, in denen sich Blogger untereinander austauschen konnten (The Coffee Space, The Bar, The Lounge, The Firespace etc.). Das ist ja schön und gut und für manchen vielleicht sinnvoll. Für mich eher weniger. Denn wenn es mir an etwas nicht mangelt, dann an Kontakten zu anderen Bloggern und Plattformen, um sich auszutauschen. Es wäre schön gewesen, dieses Café zu nutzen, um potenzielle Kooperationspartner mit Bloggern zusammenzubringen. Es hätte ein alternatives Instrument zum Blogger Speed Dating sein können.
ITB NOW 2021: Mein Fazit
Ist das nicht paradox? Vergangenes Jahr, als wir noch dachten, dass wir das ganze Jahr reisen können, musste ich mich wirklich anstrengen, um Termine mit potenziellen Kooperationspartnern zu bekommen. In diesem Jahr wurde mein Postfach von Anfragen überflutet, ich selber fragte nur wenige Termine an. Allerdings schien es mir, als betrieben viele Touristiker Dynamitfischen und schickten wahllos Termine an alle Blogger, die sie finden konnten und hofften, dass irgendwas passt.
Bei Gesprächen erlebte ich alles, was ich sonst übers Jahr verteilt erlebe, innerhalb von vier Tagen. Ich sprach mit Kooperationspartnern, die
- nicht verstehen wollten, dass ich mich während einer Pandemie noch nicht auf konkrete Reisedaten festlegen wollte.
- gar nicht verstanden haben, das sie einen Termin mit einem Reiseblogger gemacht hatten.
- die keine Ahnung hatten, was ein Reiseblogger überhaupt macht.
- die viele Leistungen (Blogposts, Social-Media-Posts auf diversen Plattformen etc.) anfragten, aber kein Budget für Blogger hatten.
- super vorbereitet waren und faire Angebote machten.
Ich war noch nie live bei einer ITB, aber ich denke, ich habe auch bei der digitalen ITB all die Gesprächsverläufe erlebt, die man auch bei einer Messe mit realen Treffen gehabt hätte.
Die technischen Probleme frustrierten mich etwas. Vor allem die undurchdachte Plattform machte mir das Leben schwer. Am zweiten Messetag schrieb mich zum Beispiel eine Frau über den Chat an und fragte nach weiterführenden Infos, die nicht in meinem Media Kit standen. Ich wollte wissen, wer diese Frau überhaupt war, denn ich bekam lediglich ihren Namen angezeigt. Ein Profil konnte ich nicht aufrufen. Um zu wissen, mit wem ich es überhaupt zu tun habe, musste ich sie aktiv über die Suchfunktion der Plattform suchen. Zudem passierte es auch, dass ich über bestimmte Anfragen, die ich bekommen habe, zufällig im System gestolpert bin, während ich andererseits Mails bekam, die mich über Anfragen informierten, aber im System fand ich diese Anfragen nicht vor. Sollte ich also jemandem nicht geantwortet haben, tut mir das sehr leid. Das ist überhaupt nicht meine Art. Ganz im Gegenteil.
Nach der vielen negativen Kritik muss ich aber auch sagen, dass ich einige wenige Kontakte knüpfen konnte, die perfekt zu mir und meinem Blog passen. Was daraus wird, zeigt die Zukunft.
Jetzt bist du dran: Hast du an der ITB NOW 2021 teilgenommen? Wie waren deine Erfahrungen? Hattest du technische Probleme? Oder hat alles geklappt? Welche Erwartungen hattest du an die Messe? Was ist dein Fazit zur ITB NOW 2021?
* = Affiliate-Link/Werbung: Wenn du über diese Links etwas kaufst, bekomme ich eine kleine Provision. Du hast dadurch keinerlei Nachteile und es entstehen für dich keine zusätzlichen Kosten. Ich empfehle nur Produkte, von denen ich selbst überzeugt bin.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen