Rund 1000 verschiedene Varietäten von Kamelien soll der botanische Garten Gambarogno am Lago Maggiore bieten. Dazu verspricht man auf der offiziellen Homepage die größte Magnoliensammlung der Welt. Das klingt vielversprechend. Doch lohnt sich der botanische Garten Gambarogno am Lago Maggiore wirklich? Ich war dort.

Wenn du Blumen magst und dazu noch Lago-Maggiore-Fan bist, dann wirst du früher oder später vom botanischen Garten Gambarogno erfahren. 1955 hat der Botaniker Otto Eisenhut das Grundstück, auf dem der botanische Garten heute zu finden ist, gekauft und damit begonnen, Blumen und Pflanzen einzusetzen. Erst viele Jahre später kam die Idee, das Areal auch für Publikum zu öffnen. Erst seit 1989 können Besucher sich an den Pflanzen auf dem 20.000 Quadratmeter großen Gelände erfreuen.

Vor allem im Frühjahr weckt der Garten bei Touristen großes Interesse. Denn mit rund 1000 verschiedenen Varietäten soll der botanische Garten Gambarogno die größte Vielfalt an Kamelienarten Europas bieten. Und noch mehr: Versprochen wird außerdem die größte Magnoliensammlung der Welt. Zudem befinden sich im Garten auch eine Menge Azaleen, Rhododendren und noch unzählige weitere Pflanzen. Sei ehrlich: Hast du alleine bei der Vorstellung an das Blütenmeer schon Lust bekommen, den Parco Botanico Eisenhut zu besuchen? Mir ging es jedenfalls so. Und so machte ich mich an einem Morgen im April sehr früh auf den Weg nach San Nazzaro (Gambarogno) im Tessin.

Der botanische Garten Gambarogno: Lage und Anreise 

Die genaue Adresse des botanischen Gartens lautet: Via Parco Botanico 21, 6575 San Nazzaro). Da mein Übernachtungsort Stresa strategisch nicht schlechter hätte liegen können, fuhr ich quasi mitten in der Nacht mit meinem Auto die Uferstraße entlang, um nicht in die Rush Hour zu geraten. Es pendeln nämlich täglich sehr viele Italiener in die Schweiz zum Arbeiten, weil die Löhne dort deutlich höher sind.

Schon während meiner Fahrt ins Tessin fing es leicht an zu regnen, aber es hielt sich zum Glück in Grenzen. In Vira (Gambarogno) ging es dann über einige Kurven ein wenig weg vom See, der botanische Garten liegt oberhalb des Lago Maggiore.

Ich hatte im Vorfeld meines Besuchs bereits recherchiert, dass die Parkplatzsituation am botanischen Garten mangelhaft sein soll. Ich hatte Glück und fand eine kostenlose Parkbucht in einer Straße namens „La Strada da Pizzögna“. Von da aus musste ich noch ein wenig laufen, um den Parco Botanico Eisenhut zu erreichen. Offiziell wird empfohlen, den Garten mit dem Linienbus anzusteuern, aber die Busse fahren nicht ganz so oft. Und ganz ehrlich: Da oben ist wirklich nichts los. Also gar nichts. Man könnte sich nicht einmal sinnvoll die Zeit vertreiben, wenn man länger auf den Bus warten müsste. Ich kann deshalb die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht empfehlen.

Der botanische Garten Gambargono öffnet übrigens täglich (außer an Feiertagen), und zwar ganzjährig zwischen 9 und 18 Uhr. Der Eintritt kostet aktuell (Stand Januar 2025) 8 Franken pro Person. Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre zahlen nichts. Hunde sind erlaubt, aber an der Leine zu führen.

Zum botanischen Garten zählt übrigens auch noch eine Baumschule, die von Otto Eisenhuts Sohn betrieben wird („Eisenhut Vivaio“). Sie bietet eine große Auswahl an mediterranen Pflanzen und hat unter anderem auch Kamelien in verschiedensten Größen und Farben im Angebot.

Gerne verrate ich dir in einem eigenen Blogpost, wo du die Kamelienblüte am Lago Maggiore besonders gut erleben kannst.

Der botanische Garten Gambarogno: Meine Erfahrungen 

Es war immer noch sehr trüb, als ich um kurz nach 9 Uhr am botanischen Garten Gambarogno ankam. Hin und wieder regnete es minimal. Ich war etwas traurig, dass ich kein besseres Fotowetter hatte, aber der Tag meines Besuchs war die einzige Möglichkeit, während meiner Frühlingsreise den Garten überhaupt zu besuchen.

Irritiert war ich, als ich am Eingang des Gartens ankam und keine Menschenseele zu sehen war. Ich war mir anfangs nicht einmal sicher, ob ich überhaupt richtig war. Irgendwann sah ich dann ein kleines rotes Häuschen, das ich für ein Vogelhaus gehalten hätte, wenn dort nicht groß das Wort „Cassa“ gestanden hätte. Ich bezahlte die 8 Franken (es ist ausschließlich Barzahlung möglich) und wollte mich gerade auf den Weg in den Garten machen, als ein Mann hinter mir auftauchte. Er war sehr freundlich und erklärte mir, dass er für diesen Tag den Mitarbeitern frei gegeben hätte, da das Wetter nicht so gut war. Dann wünschte er mir viel Spaß und war auch so schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war.

Ich machte mich also auf den Weg und war schon recht schnell sehr enttäuscht. Obwohl: „Enttäuscht“ ist das falsche Wort. Ich war geschockt. Der botanische Garten ist voller steiler Wege. Das hätte ich mit meiner Gehbehinderung vielleicht auch noch irgendwie meistern können. Doch zahlreiche Treppenstufen waren kaputt, Handläufe die absolute Ausnahme (oder meist so locker, dass man Angst hatte, man stürzt gleich samt Geländer in die Tiefe) und Wegweiser suchte man auch vergebens. Durch den Regen bestand an zahlreichen Stellen die Gefahr, auszurutschen und hinabzustürzen. Noch nie hatte ich bei einer Soloreise solche Angst, mich zu verletzen. Und: Du merkst es wahrscheinlich an den Fotos in diesem Beitrag, ich habe kaum noch fotografiert, weil ich in erster Linie schauen musste, dass ich mein Gleichgewicht halten kann.

Irgendwie habe ich es geschafft, aus diesem steilen Labyrinth zu entkommen und ich habe noch wenige Wege gefunden, die auch ich nutzen konnte. Doch auch diese Orte waren enttäuschend: Es blühte fast nichts und das zur angeblichen Hauptblütezeit. Es erwarteten mich nur zahlreiche kahle Äste. Selbst Kamelien, die am See zu der Zeit überall in voller Blüte standen, sah ich auf den wenigen Wegen, die ich nutzen konnte, nur selten.

Irgendwann hörte ich, dass jemand hinter mir war. Ich drehte mich um und sah einen sportlichen Mann um die 50 mit einer ziemlich kostspielig aussehenden Kamera. Er schaute sehr enttäuscht und fragte mich genau die beiden Fragen, die auch mir in den Kopf schossen „Ist das alles?“ und „Warum gibt es keine vernünftigen Wege?“. Wir unterhielten uns kurz und er erzählte mir, dass er sich nicht zutraut, die glitschigen, unbefestigten Wege am Hang zu nutzen. Er sei direkt am Beginn des Parks schon fast gestürzt. Er verabschiedete sich und ging Richtung Ausgang. Ich erblickte eine Bank und wollte mich dort kurz hinsetzen und die Stille auf mich wirken lassen. Als ich dann mitten auf der Bank einen Beutel mit Hundekot entdeckte, reichte es mir. Ich verließ den botanischen Garten Gambarogno und machte mir an einem anderen Ort am Lago Maggiore noch einen schönen Tag.

Der botanische Garten Gambarogno: Mein Fazit 

Gerne hätte ich dir an dieser Stelle in den höchsten Tönen vorgeschwärmt, wie toll der Parco Botanico Eisenhut doch ist. Aber das kann ich guten Gewissens nicht machen. Vielmehr kannst du dir mein Fazit sicher schon denken: Leider kann ich dir einen Besuch im botanischen Garten Gambarogno nur bedingt empfehlen.

Wenn du in der Nähe deine Unterkunft hast und fit bist, dann kannst du einen Besuch wagen. Doch selbst wenn du diese Voraussetzungen erfüllst, kann ich dir nur den Frühling als Besuchszeit empfehlen. Ich habe mich nämlich mittlerweile bei meinen Lesern umgehört und auch schon einige Rezensionen im Netz gelesen. Einige meiner Leser waren auch mal im Sommer und im Herbst im botanischen Garten Gambarogno und enttäuscht, dass so gut wie nichts blühte. Der Parco Botanico Eisenhut scheint also vor allem auf Frühlingsblüher ausgelegt zu sein.

Eine deutliche Warnung muss ich an dieser Stelle für alle Menschen mit Gehbehinderung aussprechen und jeden, der aus irgendeinem anderen Grund nicht trittfest ist: Bitte besucht den botanischen Garten Gambarogno unter keinen Umständen. Auch Menschen mit kleinen Kindern sollten sich lieber ein anderes Ausflugsziel am Lago Maggiore suchen. Es ist einfach viel zu gefährlich. Mit Rollstuhl und Kinderwagen sind nur sehr, sehr wenige Wege überhaupt nutzbar.

Mich hat mein Besuch im botanischen Garten Gambarogno nicht nur viel Zeit und Sprit gekostet, sondern auch einiges an Nerven. Aber ich habe auch wieder etwas gelernt beziehungsweise mich in meinen Prinzipien bestätigt gefühlt. Ich empfehle auf dieser Seite nichts, was ich nicht selber besucht habe. Ich werde mir auch in Zukunft immer selber ein Bild von den Sehenswürdigkeiten am See machen. Denn nur dann kann ich persönlich einschätzen, für welche Besucher bestimmte Orte geeignet sind und für wen eher nicht.

Der botanische Garten Gambarogno: Lohnenswerte Alternativen 

Tatsächlich gibt es am Lago Maggiore eine Menge lohnenswerter Alternativen zum botanischen Garten Gambarogno. Zwar gibt es dort nicht ganz so viele verschiedene Kamelienarten, aber immerhin kann man die Gärten besuchen, ohne ständig Angst haben zu müssen, schwer zu stürzen.

Unbedingt ans Herz legen möchte ich dir den botanischen Garten rund um die Villa Taranto in Pallanza (Verbania). Da der botanische Garten nur unweit des Seeufers liegt, kannst du ihn leicht mit dem Schiff, dem Bus oder zu Fuß ansteuern. Sogar ein Parkplatz befindet sich direkt vor dem Eingang.

Im botanischen Garten rund um die Villa Taranto kannst du immer zwischen Ende März und Anfang November die unterschiedlichsten Blumen und Pflanzen in voller Blüte bestaunen. Auf dem 16 Hektar großen Areal befinden sich mehr als 20.000 verschiedene Pflanzengattungen. Je nach Jahreszeit bietet dir der botanische Garten auch Sonderausstellungen. Ich liebe den Garten zum Beispiel vor allem im Frühling, denn dann gibt es immer eine wunderbare Tulpenausstellung. Ich habe dort schon ausgefallenere Tulpensorten gesehen als bei meinem Ausflug nach Flevoland, wo ich die längste Tulpenroute in den Niederlanden mit dem Auto abgefahren bin.

Mehr Tulpenrouten in den Niederlanden habe ich in diesem Blogpost zusammengetragen.

Wenn es dir hauptsächlich um die Kamelienblüte geht, dann möchte ich dir den Kamelienpark in Locarno ans Herz legen. Er bietet dir 900 Varietäten der Symbolblume des Lago Maggiore und ist sogar kostenlos zu besuchen.

Weitere Gärten stelle ich dir in meinem Blogpost Lago Maggiore für Blumenfreunde vor. 

Jetzt bist du dran: Bist du schon einmal am Lago Maggiore gewesen? Hast du vielleicht sogar den botanischen Garten Gambarogno besucht? Wenn ja: Wie hat es dir im Parco Botanico Eisenhut gefallen? Und vor allem: Zu welcher Jahreszeit warst du dort? Kennst du weitere schöne Gärten oder Parks am Lago Maggiore, die du empfehlen kannst?

Du möchtest mehr Infos über den Lago Maggiore? Dann wäre mein Reiseführer Lago Maggiore für Einsteiger* vielleicht was für dich. Als Alternative kann ich dir diesen Reiseführer* empfehlen.

Lust bekommen? Hier erhältst du weitere Inspiration für Ausflüge am Lago Maggiore*.

Du suchst ein Hotel am Lago Maggiore? Hier wirst du sicher fündig*.

Auf der Suche nach passender Urlaubslektüre? Dann empfehle ich dir gerne Die Tote am Lago Maggiore* von Bruno Varese.

Weiterlesen: Gerne verrate ich dir auch meine Lieblingsplätze am Lago Maggiore und 10 Gründe für einen Mädelsurlaub am Lago Maggiore. Außerdem bekommst du hier einen Überblick über alle meine Lago-Maggiore-Texte.

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