Turin gilt als Marktstadt schlechthin. Und weil ich als Markt-Fan schlechthin gelte, war ich schnell von der Idee begeistert, eine komplette Städtereise nach Turin zu unternehmen. Man sagt, wenn Turiner nicht ohnehin gerade in einem Viertel einen Markt veranstalten, dann erfinden sie gerade einen neuen. Und nicht nur das: Mit dem Mercato Porta Palazzo findet in Turin der größte Freiluftmarkt Europas statt. Hättest du das gedacht? Ich war da.
Wenn ich sonst italienische Märkte besuche, dann kann ich es kaum erwarten, meine Erlebnisse in Worte zu fassen und auf meinem Blog zu veröffentlichen. Diesmal musste ich meinen Besuch erst einmal sacken lassen. Doch warum?
Ich bin ein riesiger Markt-Fan, das habe ich ja weiter oben im Text bereits verraten. Ich bin sogar so ein großer Markt-Fan, dass ich ein ganzes Buch über die wunderbaren Märkte am Lago Maggiore* geschrieben habe. Keine Reise zum See vergeht, während der ich nicht über die sehenswerten Märkte bummle.
Und dann kam der Tag, an dem ich den Mercato Porta Palazzo in Turin zum ersten Mal besuchte. Lange hatte ich darauf hingefiebert und mir das alles so schön vorgestellt. Ich erwartete einen Markt, wie ich ihn vom Lago Maggiore her kenne, nur noch viel, viel größer. Ich erwartete ein kleines Paradies: tolle Stände, nette Verkäufer und ein schönes Shoppingerlebnis. Was soll ich sagen? Ich wurde innerhalb der ersten zehn Minuten mehrfach geschubst, getreten und angespuckt. Gut, Letzteres passierte unabsichtlich (hoffe ich zumindest), aber alleine die Tatsache, dass man auf einem Markt um sich rotzt, ist ja schon an Ekelhaftigkeit kaum zu überbieten, oder?
Mercato Porta Palazzo in Turin: Größe und Lage
Mehr als 60 verschiedene Märkte soll es in Turin geben. Den Mercato Porta Palazzo findest du rund um die Piazza della Repubblica im Stadtzentrum. Mit einer Fläche von mehr als 50.000 Quadratmetern ist dies der größte Platz von Turin. Der Markt selber gilt als der größte Freiluftmarkt Europas. Um die 800 Verkäufer sollen hier regelmäßig ihre Ware anbieten. Doch damit nicht genug.
Zum Markt zählen noch mehrere Markthallen, wo du in der Regel Lebensmittel erstehen kannst. In einer Halle sind zum Beispiel die Händler mit Fisch und Fleisch gebündelt untergebracht. In einer anderen Halle gibt es auch Stände, die Lebensmittel aus fernen Ländern (zum Beispiel aus Südamerika) anbieten. Und auch das ist noch nicht alles.
Direkt an das Gelände grenzt der Mercato Centrale von Turin, der täglich geöffnet ist (sonntags bis donnerstags von 7 bis 23 Uhr sowie freitags und samstags von 7 bis 0 Uhr). Doch der Name ist leider sehr irreführend. Der „zentrale Markt“ ist nicht das, was man sich unter einem klassischen Markt vorstellt, sondern eher eine Art „Fressmeile“. Dort untergebracht sind diverse Restaurants und Imbisse, wo du dir was kaufen und in der Mitte der großen Markthalle essen kannst. Leider scheint die Halle aber auch nicht mehr das zu sein, was sie mal war.
In Vorbereitung auf meine Turin-Reise habe ich mich natürlich auch über den Mercato Centrale informiert und sah, dass es auf mehreren Stockwerken Angebote geben sollte. Als ich die Halle betrat und nach oben fuhr, war ich sehr irritiert. Denn ich stand plötzlich in einem fast verlassenen Geisterstockwerk mit wenigen heruntergekommenen Schuhläden. Essen und Getränke bekommst du aktuell nur ausschließlich im Erdgeschoss.
Mercato Porta Palazzo in Turin: Termin und Auswahl
Der Mercato Porta Palazzo findet täglich außer sonntags statt. Montags bis freitags sind die Stände ab circa 7 Uhr geöffnet (viele auch erst ab 8). Mittags bauen die meisten Verkäufer gegen 13.30 Uhr ab. Samstags geht der Markt etwas länger (bis circa 18.30 Uhr).
Ich glaube, ich habe noch nie einen Markt mit einem so großen Angebot erlebt. Es gibt quasi nichts, was es nicht gibt: Obst und Gemüse natürlich, und zwar mit einer sehr großen Auswahl. Aber es gibt natürlich auch jede Menge Kleidung und Schuhe sowie Unterwäsche, Haushaltswaren, Fisch und Fleisch, Süßigkeiten, Backwaren, weitere italienische Spezialitäten aller Art (Salami, Käse, Balsamico), Handyzubehör, Marienfiguren, Souvenirs, Stoffe, Taschen und noch vieles mehr. Die Auswahl lässt wirklich keine Wünsche offen. Angeblich soll man auch lebende Tiere auf dem Markt kaufen können. Ich habe zum Glück keinen Stand gesehen, der Tiere anbot.
Mercato Porta Palazzo in Turin: Mein erster Eindruck
Ich hatte es weiter vorne im Text schon angerissen: Vor allem die ersten Minuten meines ersten Besuchs auf Turins größtem Markt gestalteten sich ganz schön ernüchternd. Normalerweise freue ich mich, wenn auf einem Markt so gut wie keine Touristen sind, aber in diesem Fall leider nicht. Denn das Publikum war nicht cool. Das Preisniveau auf dem Markt in Turin ist sehr niedrig, ja. Doch in Turin leben auch wahnsinnig viele Menschen, die gerade auf jeden Cent achten müssen. Diese gehen dann dementsprechend auf den Markt, um ihre Besorgungen zu machen und kämpfen – im wahrsten Sinne des Wortes – um die besten Schnäppchen. Dennoch muss ich ganz deutlich sagen: Auch das entschuldigt einfach nicht dieses Verhalten, dem ich da teilweise ausgesetzt war.
Ich finde es ist nicht übertrieben, wenn man bei einem Marktbesuch erwartet, nicht von Fremden angefasst, geschubst oder bespuckt zu werden. Das geht einfach nicht und ist an Respektlosigkeit nicht zu überbieten.
Nach wenigen Minuten auf dem Mercato Porta Palazzo hatte ich ehrlich gesagt schon keine Lust mehr. Aber ich kämpfte mich durch alle Stände, immer in der Hoffnung, dass es noch besser werden würde. Nach einer Viertelstunde habe ich ein T-Shirt entdeckt, das ich mir am liebsten direkt gekauft und angezogen hätte. Darauf zu sehen sind mehrere Kakteen und der Schriftzug „Don’t touch me“. Besser hätte man meinen größten Wunsch in dem Moment nicht zusammenfassen können.
Vor allem wenn man bedenkt, was mir einen Tag zuvor in Turin passiert war, versteht man meinen Wunsch vielleicht noch ein bisschen besser. Ich war gerade in Turin angekommen und machte meinen ersten Spaziergang durch die Stadt. Es war Mittag als ich auf der Piazza della Repubblica ankam. Ich sah noch, wie die Stände abgebaut worden sind. Plötzlich packte mich ein Mann von hinten am Rucksack und schleuderte mich zur Seite. Ich konnte mich gerade so auf den Beinen halten. Der Typ lachte sich schlapp, eine Gruppe junger Männer lachte sich ebenfalls kaputt. Die umstehenden Passanten interessierte das kein bisschen. Das war der Moment, an dem ich am liebsten wieder aus Turin abgereist wäre.
Mercato Porta Palazzo in Turin: So lief mein erster Besuch
Es dauerte einige Zeit, bis ich mich von diesem ersten Eindruck erholt hatte. Ich arbeitete mich weiter durch die Gänge. Zum Glück war es nicht sonderlich voll. Deswegen war ich allerdings besonders irritiert, dass im Grunde immer irgendjemand so nah an einem dran war, dass man sich sicher sein konnte, dass derjenige nicht unbedingt Gutes im Sinn zu haben schien.
Vor allem die vielen Stände mit Obst und Gemüse interessierten mich. Die Auswahl war großartig und ich wollte mir gerade Erdbeeren kaufen, als der Verkäufer direkt auf die Früchte nieste. Mir verging alles und ich kaufte lediglich später drei große Bündel frische Minze bei einem anderen Verkäufer für einen Euro. Ich liebe nämlich Pfefferminztee und freute mich, dass ich nun jeden Abend im Hotel frischen Minztee kochen konnte.
Wirklich sorgenfrei konnte ich aber die Lebensmittelstände nicht anschauen. Stellenweise waren die Gänge wirklich eng und das ohne Not, denn der Platz war wirklich groß und es gab unglaublich viel ungenutzte Fläche. Auch sind viele Gänge oft noch durch abgestellte Kartons künstlich weiter verengt worden. Manchmal kam man gerade so mit zwei Menschen aneinander vorbei, Taschendiebe lieben diesen Trick.
Besser sah es da schon in den Markthallen aus, wo man vor allem Fisch und Fleisch aber auch andere Lebensmittel erstehen kann. Dort konnte ich tatsächlich mal völlig in Ruhe alles anschauen, ohne belästigt zu werden. Was für eine Wohltat.
Zurück draußen kämpfte ich mich noch über den Platz mit den Haushaltswaren und versuchte anschließend einige halbwegs vorzeigbare Fotos für diesen Beitrag zu machen. Zum Schluss klapperte ich noch einmal einige Stände mit Taschen und Klamotten ab. Tatsächlich wurde ich auch noch fündig: Ich kaufte für meinen Vater eine schwarze Umhängetasche. Vor meiner Abreise hatte er sogar gefragt, ob ich ihm so eine mitbringen könne: Am Lago Maggiore zahle ich dafür zwischen 10 und 18 Euro, in Turin habe ich drei Euro für die Tasche bezahlt, die er jetzt immer nutzt.
Und an zwei Klamottenständen kaufte ich noch eine Bluse für meine Mutter, die ihr auch gefällt und passt (sie hatte mir ihre Maße mitgegeben und ich habe alles ausgemessen) und ein Oberteil für mich, das leider nicht passte. Na ja, aber wofür gibt es Ebay?
Leider habe ich keinen einzigen Stand auf dem Markt gesehen, wo man was hätte anprobieren können. Selbst Spiegel gab es nur selten. Das kenne ich von anderen italienischen Märkten ganz anders. Da bieten dir viele Händler ganze Umkleidekabinen an.
Mercato Porta Palazzo in Turin: Mein Fazit
Wenn ich heute an den Mercato Porta Palazzo denke, habe ich ganz gemischte Gefühle. Zugegeben, die Auswahl ist schier unglaublich und das Preisniveau großartig. Der Markt ist vor allem eine gute Anlaufstelle, wenn du günstig an Turin-Souvenirs kommen möchtest. Ein Beispiel: In den meisten Shops in Turin zahlst du für einen Turin-Magneten zwischen drei und fünf Euro, auf dem Mercato Porta Palazzo einen Euro. Auch das Preisniveau bei Kleidung ist unglaublich, obwohl ich mir nicht vorstellen mag, wie es möglich ist, T-Shirts und Co. ab 50 Cent anzubieten …
Leider gibt es jedoch keine zweite Chance für den ersten Eindruck und der hätte fast nicht schlechter sein können. Ich schreibe es mal ganz deutlich: Der Mercarto Porta Palazzo ist kein guter Ort für alleinreisende Frauen. Da bringt es auch nichts, wenn andere Journalisten die Zustände in ihren Texten als „derb“ und „wild“ romantisieren.
Ich bin sogar eine sehr kleine alleinreisende Frau mit sichtbarer Gehbehinderung und für mich war es stellenweise wirklich gefährlich. Mir steht quasi in Leuchtbuchstaben „leichtes Opfer“ auf der Stirn geschrieben. Weglaufen kann ich nicht, wenn es zu gefährlich wird. Teils konnte ich aus dem Augenwinkel sehen, wie bestimmte Männer mich wirklich verfolgten. Wenn ich Haken geschlagen habe, haben sie die auch geschlagen.
Zum Glück war das nicht meine erste Reise, die ich alleine gemacht habe. Ich habe mittlerweile gelernt, dass es oft hilft, in die Offensive zu gehen und laut zu werden. Ich musste auf diesem Markt sehr oft sehr laut werden, um in Ruhe gelassen zu werden. Aber immerhin: Mir wurde nichts geklaut.
Ich weiß nicht, wie du das siehst, aber die Tatsache, dass ich immerhin nicht beklaut wurde, ist für mich kein zufriedenstellendes Fazit für einen Marktbesuch. Ja, der Markt ist sehenswert, aber man muss sich bewusst sein, was einen dort erwartet und wirklich immer in Alarmbereitschaft sein.
Mercato Porta Palazzo in Turin: Alternativen in Turin
Ich hatte zwar nach dieser Erfahrung nicht mehr wirklich Lust darauf, aber ich habe dann schließlich während meiner Turin-Reise noch andere Märkte in der Stadt besucht. Es ist ja nicht so, als ob der Mercato Porta Palazzo die einzige Alternative in Turin wäre.
Die anderen Märkte waren zwar bei weitem nicht so groß und das Preisniveau war oft etwas höher, aber dort ging es annähernd so zu wie auf den anderen Märkten, die ich bis dato in Italien so besucht hatte. Das heißt: Man hatte weder Spucke noch Schweiß der anderen Besucher an sich. Man wurde nicht angefasst oder geschubst, obwohl es leer war. Und man konnte in Ruhe schauen, was die Verkäufer überhaupt anbieten.
Da mein Hotel ganz in der Nähe lag, kam ich zum Beispiel täglich am Mercato Valdocco Palestra (Corso Palestro) vorbei. Diesen Markt würde ich wirklich immer dem Mercato Porta Palazzo vorziehen.
Jetzt bist du dran: Bist du schon einmal in Turin gewesen? Hast du in Turin auch einen Markt besucht? Warst du alleine unterwegs oder mit mehreren Personen? Warst du vielleicht sogar auf dem Mercato Porta Palazzo? Wenn ja: Was hast du dort erlebt?
Tolle Ideen für deine Zeit in Turin sind diese:
- besuche den Königspalast*
- erkunde das Ägyptische Museum*
- mache eine Tour zur Casa Martini*
- staune bei einem Ausflug zur Sacra San Michele*
- gehe auf Trüffeljagd*
- entdecke die Stadt bei einer Tour mit dem Bike*
Weiterlesen: Ein Markt, auf dem es ganz anders zugeht, ist der Markt in Desenzano am Gardasee, den ich dir gerne ans Herz legen möchte. Wenn du bald zum ersten Mal nach Turin fährst, interessieren dich sicher meine Texte Turin für Anfänger und 6 Cafés in Turin, die du nicht verpassen solltest. In einem weiteren Blogpost zeige ich 10 Fotos, die Lust auf Turin machen und in einem anderen verrate ich dir, was du in Turin kostenlos erleben kannst. Auch lesenswert: Alles über meine Stadionbesichtigung in Turin.
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Lust auf Turin? Hier bekommst du weitere Inspiration*.
Du suchst ein Hotel in Turin? Hier wirst du sicher fündig*.
Du bist Markt-Fan und immer auf der Suche nach sehenswerten Märkten? Dann wäre mein Buch Märkte am Lago Maggiore* vielleicht was für dich.
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