Den italienischen Teil des Lago Maggiore lernte ich als Region kennen, die sich vor allem durch seine kleinen Städtchen auszeichnet, die immer voller Leben und Freude sind. Stresa, Cannobio, Pallanza und Intra hatten und haben eins gemeinsam: Sie sind (meist) nicht überlaufen, aber auch nicht langweilig. Dann entdeckte ich Baveno.
Ich bin ganz ehrlich: Wäre Baveno die erste Stadt gewesen, die ich am Lago Maggiore kennengelernt hätte, diese Urlaubsregion hätte nie eins meiner liebsten Ziele werden können. Oft hatte ich mit dem Schiff Baveno angefahren, ohne jemals von Bord gegangen zu sein. Doch eins fiel mir bei jedem Halt auf: In Baveno stiegen immer viele Menschen ein. Da muss richtig was los sein, dachte ich mir. Ein Irrglaube.
Baveno: Auf der Suche nach einer Piazza
Als „ruhiger und eleganter Urlaubsort“ wird Baveno in einem meiner Reiseführer beschrieben. Als „kleine Schwester von Stresa“ in einem anderen. Ruhig und klein stimmen definitiv, wie ich bei meinem ersten Besuch feststellen konnte.
Zugegeben, mein erstes Rendezvous mit Baveno* stand unter keinem guten Stern. In Italien soll es eine Weisheit geben, die besagt, dass die Regierung dem Volk Geld stiehlt, immer wenn es regnet. Als ich Baveno zum ersten Mal besuchte, müssen Kleptomanen am Werk gewesen sein. Es schüttete und schüttete und schüttete. Mitten im Juni.
Dennoch machte ich mich auf zu einem Spaziergang durch den Ort. Ein Sache störte mich dabei ganz besonders: Mir fehlte ein Ortskern. Eine Piazza, auf der sich das Volk trifft, in Cafés Espresso trinkt, Neuigkeiten austauscht. Ich habe eine solche Piazza nicht gefunden. Mit jedem weiteren Meter durch den regnerischen Ort wuchs meine Enttäuschung und eine Vermutung machte sich breit: Der Schiffsanleger ist deshalb immer so voll, weil die wenigen Urlauber, die sich von Reiseprospekten haben blenden lassen, die Flucht ergreifen. Die Flucht ins wunderschöne benachbarte Stresa. Die Flucht nach Verbania oder auf die Isola Bella. Hauptsache weg.
Baveno: Ein versöhnlicher Abschluss
Auf meinem Fluchtweg entdeckte ich dann doch noch ein sehenswertes Gebäude: Die Pfarrkirche Santissimi Gervasio e Protasio, die in ihren Ursprüngen bis in die Romantik zurückreicht, ist wunderschön. Insbesondere der Laubengang neben der Kirche mit seinen Fresken und den Rundbögen hat es mir und meiner Kamera dann doch angetan. Ein halbwegs versöhnlicher Abschluss eines Ausflugs, der eher enttäuschend war.
Übrigens: Ich habe Baveno mittlerweile eine zweite Chance gegeben und danach oft besucht. Der größte Fan bin ich noch immer nicht, aber immerhin wirkt der Ort gleich viel freundlicher, wenn die Sonne scheint, wie du an den Bildern sehen kannst.
Jetzt bist du dran: Warst du bereits in Baveno? Was hätte ich noch entdecken können? Ich freue mich über deinen Kommentar.
Weiterlesen: Montags ist Markttag in Baveno. Alles zum Markt findest du in diesem Text. Wenn du mit dem Auto dorthin fährst, interessiert dich vielleicht auch, wo du in Baveno kostenlos parken kannst. Wer gerne schlemmt, sollte den Text über meine liebsten Restaurants in Baveno lesen.
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Oh je, ja Reiseführer können oft sehr kreativ sein. Ich habe mal auf eine Kanada Reise den Zug verlassen, um mir einen Ort anzusehen, der im Reiseführer toll beschrieben war. Der Ort war nicht so toll! Leider fuhr der Zug nur dreimal die Woche… Ich habe viel gelesen in diesen Tagen. 😉
Mal eine ganz andere Sichtweise. Auch schön. 😉
Auch auf meiner Reise nach Baveno und an den Lago Maggiore hat es häufig geregnet. Aber ich empfand den Ort dennoch als Bereicherung. Da ich dort auch übernachtete und letzten Endes insgesamt eine Woche blieb, kann ich Dir versichern: wärest Du das erste Mal bei Sonnenschein vorbeigekommen, hätte es Dir dort auch gefallen… 😉
Viele Grüße
Sven
@Claudia: Oh mein Gott, da hatte ich ja noch Glück, dass ich so schnell wieder fliehen konnte. Reiseführer können wirklich sehr kreativ sein. Manchmal frage ich mich, ob die Autoren, die Orte, die sie beschreiben überhaupt besucht haben.
@Sven: Schön, dass dir Baveno gefallen hat. Was hätte ich denn noch entdecken können? Gibt es eine Piazza oder wo treffen sich die Einheimischen. Ich habe ohnehin beschlossen, dem Ort bei einem meiner nächsten Lago-Maggiore-Besuche noch eine Chance zu geben. Aber dann tatsächlich nur bei Sonnenschein! 😉
Liebe Grüße und einen schönen Abend,
Christine
Wenn du mal einen ganz anderen Aspekt des Lago Maggiores kennen lernen willst, dann komm mich mal besuchen in Pino sulla sponda del Lago Maggiore.
Hallo Kiki,
ich habe immer Lust, andere Aspekte des Lago Maggiore kennenzulernen. Wenn ich mal in der Nähe von Pino sulla sponda bin, sage ich Bescheid.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
Christine
Hallo Christine,
ich war im letzten November 2 Tage bei mehr oder weniger strömendem Regen in Baveno und muss dir teilweise Recht geben. Trotzdem würde ich Baveno wieder besuchen, hoffentlich bei Sonnenschein. Es gibt viele hübsche Ecken, Gassen, Gebäude und Spazierwege, aber die Piazza wie du es dir vorstellst fehlt wirklich. Ich wurde aber in allen Restaurants, Kaffees und Bars freundlich bedient. Da ich aber eher eine Einzelgängerin bin und mich unter vielen Leuten selten wohl fühle hat es mir wahrscheinlich auch gefallen in Baveno.
Nun wünsche ich dir beim nächsten Baveno-Besuch mehr Glück und noch einen schönen Herbst. Viele Grüsse Jeannette
Hallo Jeannette,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Die Cafés und Restaurants in Baveno habe ich noch nicht ausprobiert. Vielleicht ändert sich ja dann mein Bild. Ich war bisher noch mehrmals da, doch die Stadt hat nach wie vor einen schweren Stand bei mir … Muss ich mal in einem Nachfolgeartikel drüber berichten. 😉
Liebe Grüße und einen schönen Abend,
Christine
Hallo Christine
Ich habe letzthin deinen Blog über den Lago Maggiore entdeckt und bin sehr davon angetan ☺️.
Mütterlicherseits ist Intra oder genauer, Antoliva (oben am Berg) meine zweite Heimat, wo noch immer einige Verwandte leben… Doch muss ich gestehen, dass ich Baveno (noch) nicht kenne😬, was aber noch werden kann.
Mir gefällt v.a. das Westufer sehr gut, also von Cannobio bis Verbania; es mutet alles sehr mediterran an, insbesondere die Vegetation im Frühling.
Ich freue mich auf weitere Berichte von dir – mach weiter so… 👍
Cari saluti, Andreas
Hallo Andreas,
das freut mich aber zu lesen, dass dir mein Blog gefällt.
Wie schön, dass du sogar Verwandtschaft in der Region hast. Dann hat man ja nochmal einen ganz anderen Zugang zum Reiseziel.
Mir gefällt auch das Westufer am besten. Es wird einfach nie langweilig.
Cari saluti,
Christine
Ja, Christine, das stimmt – der Zugang zu den Menschen und Orten ist ein anderer, wenn Verwandte da leben.
Als Junge war ich viele Jahre in den Ferien dort und habe mit meinen Cousins und Cousinen gespielt und am kleinen Strand „Al Sasso“ bei Ghiffa gebadet (so haben sie ihn genannt) und abends gabs im „Circolo“ dann immer ein Eis, für mich ein ghiacciolo alla menta.😄
Highlights waren jeweils die Ausfahrten mit meinem Onkel Rodolfo; entweder mit seinem alten Cinquecento oder der Lambretta – ricordi indimenticabili…
Herzliche Grüsse
Andreas