Isola San Giulio: Ein Highlight am Lago d‘Orta

Isola San Giulio Aufmacher 2 bearbeitet kleinAn den meisten Urlaubsorten gibt es Dinge, die man sich in keinem Fall entgehen lassen sollte, wenn man mal da ist. In Paris ist das der Eiffelturm, in Mailand der wunderschöne Dom und in New York die Freiheitsstatue. Auch am Lago d’Orta im norditalienischen Piemont gibt es eins dieser so genannten Must-Sees: die Isola San Giulio. Dies ist eine kleine Insel mitten im See.  

Wenn ich an die Isola San Giulio am Lago d’Orta denke, dann kommen mir sofort zwei Dinge in den Sinn, die bei meinem ersten Besuch passierten. Zunächst einmal erscheinen wieder sofort die beiden Nonnen vor meinem geistigen Auge, die unglaublich erschrocken waren, als ich und noch fünf weitere Menschen früh morgens über die Insel liefen. Sie trugen gerade eine Matratze quer über die Insel und wirkten, als hätte man sie bei etwas ertappt. Außerdem muss ich immer an den Kommentar meines Bruders denken, als ich ihm das erste Foto der Insel schickte. „Sieht ein bisschen aus wie Alcatraz“, schrieb er mir. Der Vergleich passte sogar ein wenig. Denn in der Tat war ich auch einige Zeit auf der italienischen Insel gefangen, aber dazu später mehr.

Isola San Giulio am Ortasee: Lage und Anreise

Isola San Giulio Bild 3 bearbeitet kleinDie Isola San Giulio befindet sich mitten im Ortasee. Dementsprechend kannst du sie nur mit dem Boot erreichen. Das geht von mehreren Orten des Ortasees aus. Ich empfehle eine Anreise ab Orta San Giulio, denn die lediglich 275 Meter lange und 140 Meter breite Insel liegt nur circa 400 Meter vom Ufer des wunderschönen Städtchens entfernt.

Die etwas weitere Anreise von Stresa aus verknüpfte ich bei meinem ersten Besuch der Isola San Giulio mit einem weiteren Recherchevorhaben. Ich wählte einen Mittwoch für meinen Ausflug nach Orta San Giulio, denn mittwochs ist Markt auf der zentralen Piazza Motta. Da ich um die angespannte Parkplatzlage in Orta San Giulio wusste und weil ich Menschenmassen gerne vermeide, machte ich mich schon früh auf Richtung Ortasee. Um kurz nach 8 Uhr erreichte ich das Örtchen und zumindest in einem Punkt ging meine Rechnung auf: Ich erwischte einen von wenigen kostenlosen Parkplätzen in Orta San Giulio.

Isola San Giulio am Ortasee: Überfahrt mit Hindernissen

Isola San Giulio Bild 4 bearbeitet kleinIch lief das Stückchen ins Ortsinnere und erreichte nach wenigen Minuten die zentrale Piazza Motta. Den Markt konnte ich mir um diese Uhrzeit noch nicht anschauen. Zwar beginnt er offiziell um 8 Uhr, aber – wie fast immer auf den Märkten der Region – war noch kaum ein Stand da. Also ging ich zum Schiffsanleger. Eine Überfahrt mit dem Linienschiff fiel um diese Uhrzeit noch flach. Das erste Boot startete erst nach 10 Uhr. Aber es gibt ja zum Glück noch die kleinen Motorboote. Es waren auch schon diverse Kapitäne da. Doch jeder, den ich fragte, ob oder wann er mich rüberfahren könnte, vertröstete mich.

Ich war nicht lange allein mit meinem Wunsch nach einer Überfahrt. Gegen 8.30 Uhr waren wir bereits diverse Ausflügler, darunter zwei ältere italienische Ehepaare, die unglaublich nett waren. Eine Frau dieser Vierergruppe redete so lange auf einen Kapitän ein, bis dieser etwas widerwillig versprach, dass er um 9 Uhr einige, aber nicht alle (warum auch immer) Menschen zur Insel bringen würde. Die Frau kam zu mir und meinte: „Um 9 Uhr geht es los! Sie fahren mit uns, wir gehen noch eben einen Espresso trinken!“.

Ich wartete derweil vor dem Boot und passte auf, dass der Kapitän nicht doch noch weglief. Außerdem interessierte mich, was ihn – trotz großer Nachfrage – davon abhielt, eher zu starten. So sah ich dem Mann also 30 Minuten beim Kaffee trinken und Klönen mit den anderen Kapitänen zu, die ebenfalls von den anderen Ausflüglern um Abfahrtszeiten angefleht werden mussten. Viele gaben es auf und gingen wieder. Ich blieb.

Und um kurz nach 9 Uhr machten wir uns tatsächlich endlich auf dem Weg zur Isola San Giulio. Neben den beiden Ehepaaren und mir war noch ein Mann um die 40 mit in dem Boot, das noch locker Platz für 15 bis 20 weitere Passagiere gehabt hätte.

Isola San Giulio am Ortasee: Der Weg der Stille

Isola San Giulio Bild 5 bearbeitet kleinBesonders bekannt ist die Isola San Giulio für ihren „Weg der Stille“. Tatsächlich trägt die Isola San Giulio auch den Beinamen „Insel der Stille und Meditation“ und wird besonders häufig von Menschen aufgesucht, die sich ein bisschen Ruhe erhoffen. Sie nutzen dann den „Weg der Stille“, der einmal um die gesamte Insel führt. Man ist angehalten, auf dem gesamten Weg nicht zu sprechen. Eine Runde auf dem Weg dauert ungefähr 20 Minuten.

Begleitet wirst du auf dem Weg von schwarzen Tafeln, auf denen in vier Sprachen Sinnsprüche stehen. Das sind Sätze, wie „In der Stille akzeptierst und verstehst du“, „In der Stille nimmst du alles an“ und „Sei einfach, sei wie du bist“. Die Übersetzungen haben mich oft tatsächlich innehalten lassen, und zwar, weil ich überlegt habe, was jetzt genau mit dem Spruch gemeint sein soll …

Isola San Giulio am Ortasee: Und sonst?

Isola San Giulio Bild 6 bearbeitet kleinBenannt ist die Isola San Giulio übrigens nach dem heiligen Prediger Giulio, der die Insel im 4. Jahrhundert von Drachen und Schlangen befreit haben soll und sie anschließend als Sitz seiner Kirche auswählte. Herzstück der Insel ist die Basilica San Giulio. Selten habe ich eine so reich verzierte Kirche gesehen. Ich bin es zwar gewohnt, dass italienische Kirchen pompöser sind als die meisten Gotteshäuser in Deutschland, aber das, was ich auf der Isola San Giulio sehen durfte, war schon außergewöhnlich schön. Die Kirchenwände sind fast vollständig bemalt und in der Krypta ruht der Heilige San Giulio mit Goldmaske in einem gläsernen Sarg. Leider war das Fotografieren verboten und ich bin so abergläubisch, dass ich mich tatsächlich dran gehalten habe. Heute ärgere ich mich etwas darüber.

Es hab Zeiten, da war die Insel ausschließlich von Kirchenherren und Nonnen bewohnt. Heute gibt es auch diverse Häuser, die in Privateigentum sind und auch wenige Bewohner, die nicht bei der Kirche angestellt sind. Dennoch ist das vorherrschende Thema auf der Isola San Giulio tatsächlich „Religion und Stille“. Weiterer Hingucker neben der Kirche ist der ehemalige Bischofspalast Palazzo del Vescovo. Ich weiß nicht, ob man ihn normalerweise anschauen kann. Unserer kleinen Reisegruppe, die mittlerweile aus den beiden Ehepaaren und mir bestand, wurde der Zutritt nicht gestattet …

Das hat wahrscheinlich auch damit zu tun, dass der Palast heute als Kloster genutzt wird. Die Abtei Master Ecclesiae, eine Benedikterinnen-Abtei, ist 1973 gegründet worden. Die dort ansässigen Nonnen sind bekannt für die Herstellung von Paramenten, also reich verzierten Kirchengewändern.

Ansonsten findest du auf der Isola San Giulio allerhand enge Gässchen, die so typisch sind für Italien und eine Menge schöne Fotomotive.

Wie schön die Insel ist, erkannten auch die Filmemacher von „The Correspondence“, der 2016 in den Kinos lief. Der Streifen mit dem britischen Schauspieler Jeremy Irons in der Hauptrolle wurde teilweise auf der Isola San Giulio gedreht.

Isola San Giulio am Ortasee: Epilog

Isola San Giulio Bild 7 bearbeitet kleinDie Überfahrt zur Insel war übrigens ein Klacks im Gegensatz zur Rückfahrt. Nach circa 30 Minuten waren die beiden Ehepaare und ich fertig mit unserem Rundgang. Den Mann, der mit uns bei der Hinfahrt im Boot war, sahen wir nicht mehr. Wir versammelten uns wieder am Schiffsanleger in der Nähe der Kirche und es passierte erstmal nichts.

„Der Kapitän holt uns doch wieder ab?“, sagte plötzlich einer der Männer. Gute Frage! Der musste ja schon dreimal gebeten werden, uns überhaupt zur Insel zu bringen. Wir warteten weiter. Irgendwann kam das Linienschiff und wir fragten beim Kapitän nach, wie das in der Regel laufe. Wir hatten unsere Überfahrt im Motorboot schon bezahlt und entschieden uns gegen eine weitere Zahlung eines Tickets für das Linienboot, da dieser Kapitän uns versprach, das er drüben (es sind ja nur 400 Meter bis zum Festland) Bescheid gebe, damit wir abgeholt würden.

Wieder passierte lange nichts. Das Linienschiff verschwand und fuhr weiter zu anderen Orten am See, das konnten wir von unserem Wartepunkt aus sehen. Doch es startete in Orta San Giulio kein Motorboot. Auch andere Ausflügler wurden aus irgendeinem Grund nicht gebracht. Wahrscheinlich bestanden sie nicht vehement genug auf eine Überfahrt. Irgendwann kam ein kleines Motorboot und brachte doch Leute.

Sofort sprangen die beiden älteren Frauen unserer fünfköpfigen Reisegruppe zum Kapitän und redeten auf ihn ein. Dieser musste eigentlich zurück nach Pettenasco. Doch er merkte, dass er gegen die beiden resoluten Damen keine Chance haben würde und brachte uns zurück nach Orta San Giulio. Dort stand „unser“ Kapitän übrigens in einer Runde mit seinen Kollegen und trank in Ruhe Kaffee. Das hatte er sich bei so einem anstrengenden Tag echt verdient …

Isola San Giulio am Ortasee: Mein Fazit

Isola San Giulio Bild 8 bearbeitet kleinWie du merkst, habe ich nach meinem kleinen Ausflug zur Isola San Giulio einiges zu erzählen. Ich denke insbesondere darüber nach, was die Nonnen mit der Matratze vorhatten und warum sie so erschraken, als sie uns sahen …  Insofern hat sich der Ausflug für mich gelohnt. Allerdings sollte man in keinem Fall mit falschen Erwartungen zur Insel fahren.

Vom Lago Maggiore kenne ich mit den Borromäischen Inseln und den Brissago-Inseln Eilande, die vor allem mit prächtiger Natur überzeugen oder auf denen man es sich in Restaurants und Cafés gut gehen lassen kann.

Die Isola San Giulio ist eine komplett andere Insel und mit den kleinen Paradiesen im Lago Maggiore kaum vergleichbar. Zwar habe ich im Internet gelesen, dass es auf der Insel im Ortasee Restaurants, Geschäfte und Cafés geben soll, aber ich habe nichts Derartiges gesehen. Vielleicht waren sie geschlossen, weil sie sich im Coronasommer 2021 nicht rechneten.

Wer viel erleben will, ist hier falsch. Es ist wirklich eine Insel der Stille, auf der man zur Ruhe kommen kann und die wunderschöne Basilika anschauen kann. Man ist recht schnell mit einem Rundgang fertig und kann sich nicht so lange dort aufhalten, wie auf den Borromäischen Inseln. Eine Überfahrt (hin und zurück) ist mit derzeit 4,50 Euro allerdings auch recht günstig und lohnt sich alleine schon für die schöne Bootsfahrt an sich, auf der man den Ortasee noch einmal von einer ganz anderen Seite erleben kann. Vorausgesetzt, man findet einen Kapitän, der einen auch mitnehmen möchte.

Für mich gehört die Isola San Giulio übrigens zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten am Ortasee.

Was du am Lago d’Orta noch nicht verpassen solltest, verrate ich dir in diesem Blogpost.

Jetzt bist du dran: Warst du schon einmal am Ortasee? Hast du dir sogar die Isola San Giulio angeschaut? Wie war dein Eindruck? Und von wo aus hast du die Insel angesteuert?

Weiterlesen: Wenn du Märkte magst, interessiert dich vielleicht eine Übersicht über alle Märkte am Lago d’Orta. Shopping-Fans sollten sich das Alessi-Outlet in Omegna nicht entgehen lassen. Auch lesenswert: Der Markt in Gozzano.

Lust auf den Lago d’Orta? Hier findest du weitere Inspiration*.

Du suchst ein Hotel am Ortasee? Hier wirst du sicher fündig*.

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2 Kommentare zu “Isola San Giulio: Ein Highlight am Lago d‘Orta

  1. Chiara

    Wiedersehen! Ich habe deinen Blog gesehen, warum schreibst du keinen Artikel über Feriolo? Es ist eine kleine Stadt, die in den letzten Jahren stark aufgewertet wurde und eine Geschichte zu erzählen hat. ein kleines romantisches Dorf am Ufer des Lago Maggiore. viele Investoren, die an den Tourismus in meiner Gegend geglaubt haben! Ich habe hier ein B&B! Hallo Chiara

    1. Christine Autor des Beitrags

      Hallo Chiara,

      schau nochmal richtig nach: Ich habe sehr viel und ausgiebig auf meinem Blog über Feriolo geschrieben. Einfach die Suchfunktion der Seite nutzen …

      Viele Grüße
      Christine

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