Rezension: Arthur von Mikael Lindnord

Rezension Arthur Aufmacher 2 bearbeitet kleinIch liebe Hunde: Das war schon immer so. Bereits als kleines Kind freute ich mich wie verrückt, wann immer ich einen Hund sah. Leider habe ich derzeit keinen Hund, doch die kindliche Freude, wenn ich einen Hund erblicke, ist bis heute da. Drum schien das Buch Arthur von Mikael Lindnord die perfekte Lektüre für mich zu sein, handelt es doch von einem Streuner, der mitten im Dschungel von Ecuador sein neues Herrchen auswählt und unvorstellbare Hindernisse überwindet, um bei ihm bleiben zu können.

Arthur stand schon lange auf den Bestsellerlisten, bevor ich überhaupt erst von der Existenz des Buchs erfuhr. Irgendwie war die ganze Story an mir vorübergegangen. Doch als ich kürzlich mit meiner besten Freundin ein Mädelswochenende in Stuttgart verbrachte, landeten wir in einem Buchladen in Bad Cannstatt. Dort hielt Steffi mir dieses Buch unter die Nase. “Kennst du das?”, fragte sie mich. Ich schüttelte den Kopf. “Der Hund ist so großartig. Das musst du lesen. Ich habe das Buch und kann es dir ausleihen.”

Die beiden Handlungsorte Ecuador (die Heimat von Arthur) und Schweden (die Heimat des Autors) stehen nicht wirklich auf meiner derzeitigen Reisewunschliste. Doch die Aussicht auf eine Geschichte über einen Hund, der so viele Strapazen auf sich nehmen würde, überzeugte mich, das Buch zu lesen. Doch, und das sei bereits verraten, diese Entscheidung bereute ich während der Lektüre.

Rezension Arthur: Aufbau und Inhalt

Das Buch umfasst 15 Kapitel, in denen erzählt wird, wie der Autor und Arthur sich während eines Adventure Races in Ecuador kennenlernten und was für Anstrengungen nötig waren, um den Hund von Ecuador nach Schweden zu bekommen. Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat, innerhalb der Kapitel springt der Autor auch gerne mehrmals in der Zeit. So beschreibt Lindnord am Beginn erstmal ausführlich, wer er ist und was er treibt. Sehr ausführlich …

Er startet 1993 an dem Punkt als sich eine angestrebte Eishockey-Karriere in Luft auflöste und lässt auf den folgenden Seiten keine Gelegenheit aus, um zu zeigen, was für ein toller Hecht beziehungsweise harter Hund er doch ist. Er ist der tollste und härteste Mensch beim Militär, kann am besten motivieren, hat die tollste Freundin klargemacht und ist der leidensfähigste Mensch überhaupt. Spätestens nach den ersten paar Kapiteln möchte man – entschuldige die Wortwahl – aufgrund von so viel Narzissmus auf so wenig Raum, einfach nur kotzen. Es geht die ganze Zeit um den Autoren und nicht um den Hund.

Der Autor ist nicht nur Adventure Racer, er organisiert diese Rennen auch beruflich. Er berichtet von dem Extremsport zu Beginn des Buches bis ins kleinste Detail. Er beschreibt einfach jeden Quatsch. Wir erfahren alles über die Vorbereitungen des Rennens in Ecuador, wie hart er trainiert hat, was für Rennstrategien es gibt, was im Gepäck landet und noch viel mehr, was man echt nicht wissen muss. Wenn ich nicht noch die Aussicht auf eine Hundegeschichte gehabt hätte, hätte ich das Buch nach den zähen Kapiteln zu Beginn schnell in die Ecke geknallt.

Von Arthur erfährt man am Anfang nichts. Stattdessen geht es um Energieriegel, Sockenwechsel, wunde Körperstellen und rasierte Beine (kein Scherz). Adventure Racing wird bis ins kleinste Detail beschrieben, was für mich äußerst langweilig war, denn es ist kein Sport, mit dem ich mich identifizieren kann und ich interessiere mich eigentlich sehr für Sport, denn ich bin ausgebildete Sportredakteurin. Es dauert bis Seite 75 bis der Autor endlich Arthur kennenlernt. Alles davor, kannst du getrost überspringen.

Ab da wird es interessanter und stellenweise rückt sogar der Hund in den Mittelpunkt der Geschehnisse. Man erfährt wie Arthur sich mit den Sportlern durch den Dschungel kämpft, was für Verletzungen er hat und was für Anstrengungen nötig sind, um ihn nach Schweden zu holen. Es wird über den Presserummel berichtet, über die Krankengeschichte von Arthur und die erste Zeit in seinem neuen Zuhause. Zum Ende langweilt der Autor dann überflüssigerweise nochmal einige Seiten mit seinen Adventure-Racing-Stories und einem erneuten Anflug von Narzissmus.

Wie ließe sich sonst erklären, dass er kurz vor Ende des Buchs nochmal im Detail aufzählen muss, welche Sportverletzungen er in seiner ach so erfolgreichen Karriere alle hatte? Oder, dass er behauptet, er habe stets 18-Stunden-Arbeitstage? Nicht zu vergessen, dass er sich für den perfekten Vater hält, weil er und seine Frau sich – angeblich – nie streiten und auch nie schlecht über andere reden.

Der größte Hohn kommt dann in den Danksagungen, wo er tatsächlich schreibt: “Ich bin kein Held!” Natürlich bist du das nicht! Helden sind Ärzte, die täglich Leben retten. Oder Menschen, die Tag für Tag andere pflegen, und das bei einem oft unverschämt niedrigen Lohn. Du bist ein Sportler, der Glück hatte, die richtigen Leute zu treffen, die dir dabei halfen, Arthur nach Schweden zu holen. Der im Buch beschriebene Ismael zum Beispiel. Und du hattest Glück, dass so ein toller Hund wie Arthur sich dich als Besitzer ausgesucht hat.

Rezension Arthur: Mein Fazit

Hätte ich das Buch nach 60 Seiten weggelegt, was ich mehrfach in Erwägung gezogen hatte, hätte ich es als das schlechteste Buch titulieren müssen, das ich bisher gelesen habe. Und ich bin studierte Literaturwissenschaftlerin und musste im Studium sehr viel Quatsch über mich ergehen lassen. Dieses Buch ist stellenweise eine Leser-Beleidigung und durch die zähen Beschreibungen der Adventure-Race-Strecken gepaart mit permanentem Eigenlob nahezu unerträglich. Es wird erst besser als Arthur in den Mittelpunkt rückt, was ja auch Sinn der Sache sein sollte, wenn man das Buch Arthur nennt.

Viele Verhaltensweisen des Autors sind leider nicht nachzuvollziehen. Er lässt keine Gelegenheit aus, um sich als besorgten Hundebesitzer darzustellen. Aber auf der anderen Seite hat er kein Problem damit, den Hund am gleichen Tag, an dem er operiert wurde, noch nachmittags vor die Presse zu zerren. Als ob die OP nicht schon genug Stress für den Hund gewesen ist. Er begründet die fast endlosen Pressetermine des armen Hundes damit, dass viele Menschen dazu beigetragen hätten, ihn nach Schweden zu holen und er es den Leuten schuldig sei, dass sie was über Arthur erführen. Man kann den Leuten ja berichten, aber doch nicht am Tag der OP!

Genau aufgrund dieses Verhaltens bleibt für mich am Ende ein Geschmäckle. Ich werde das Gefühl nicht los, dass der Hund instrumentalisiert wird, um den Sport Adventure Race bekannter zu machen. Warum sonst berichtet der Autor fast ausführlicher über den Sport als über Arthur? Und warum lässt er – gerade am Ende des Buchs – keine Gelegenheit aus, um den Namen seines Hauptsponsors im Buch unterzubringen?

Das Buch lässt mich – trotz des großartigen Hundes – insgesamt frustriert zurück. Es hatte wirklich schöne Passagen, wurde aber durch diesen unsympathischen Autoren mit dem viel zu großen Ego stellenweise unerträglich. Mir ist es ein absolutes Rätsel, wie es dieses Buch auf die Bestsellerlisten geschafft hat. Einziger positiver Aspekt des Buchs ist, dass am Ende auf die Situation von Streunern in Südamerika aufmerksam gemacht wird und eine Stiftung gegründet wurde, um diesen Tieren in Zukunft zu helfen.

Rezension Arthur: Umfang und Preis

Das Buch Arthur – Der Hund, der den Dschungel durchquerte, um ein Zuhause zu finden von Mikael Lindnord ist im Verlag Edel erschienen. Es umfasst 224 Seiten und kostet in der Taschenbuch-Version 9,95 Euro. Wenn du es – trotz meiner Besprechung – haben möchtest, kannst du es direkt hier bestellen*.

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