Das Coronavirus hat uns derzeit fest im Griff. In Europa ist besonders Italien von der Ausbreitung des aus China stammenden Krankheitserregers betroffen. Am 8. März 2020 riegelte die italienische Regierung vor allem Gegenden in Norditalien ab, darunter auch den Lago Maggiore, was die Bewohner dort sehr überraschte. Zwei Tage später wurde Italien komplett zur roten Zone erklärt. Aber was heißt das eigentlich? Da ich vor allem in den Provinzen Verbano Cusio Ossola und Novara gut vernetzt bin, erkläre ich dir gerne, was dies für Einwohner und Touristen am Lago d’Orta bedeutet.
Der Lago d’Orta, auch Ortasee genannt, liegt in Norditalien, wenige Kilometer westlich des Lago Maggiore. Er ist 13,5 Kilometer lang und 2,5 Kilometer breit und damit immerhin noch der siebtgrößte See Italiens. Doch Größe ist hier relativ. Denn mit einer Fläche von nur 18 Quadratkilometern ist er auch einer der kleinsten Seen der Region. Kleiner ist in unmittelbarer Umgebung lediglich der Lago di Mergozzo.
Am Ortasee geht es oft sehr unaufgeregt zu. Gerade aufgrund der schönen Natur und der vielen ruhigen Orte ist der Lago d’Orta auch ein beliebtes Ausflugsziel für Urlauber, die eigentlich am Langensee zu Gast sind. Beeindruckend und vor allem schön anzusehen sind die zahlreichen stattlichen Villen, die du rund um den See finden kannst. Reiche Adelige aus Mailand und Novara hatten sie einst gebaut, um in Zeiten der Pest aus der Stadt aufs Land fliehen zu können. In Coronazeiten klappt dieser, nennen wir es mal Trick, nicht so ganz. Aber dazu später mehr …
Die beliebteste Sehenswürdigkeit am Ortasee ist sicherlich die Isola San Giulio. Dies ist eine kleine Insel, die du am besten von Orta San Giulio aus erreichst. Besonders sehenswert sind dort die Basilica di San Giulio und der „Weg der Stille und Meditation“. Während man ihn läuft, soll man nicht reden. Für manch einen ist dies sicherlich eine große Herausforderung. Auch die industriell geprägte 15.000-Einwohner-Stadt Omegna ist einen Ausflug wert. Besonders der große Markt am Donnerstag, wo man noch zwischen zahlreichen Einheimischen shoppen kann und die vielen Outlets, wie der Fabrikverkauf des Haushaltswarenherstellers Alessi, sind bei Urlaubern sehr beliebt und werden sicher wieder viel frequentiert werden, wenn es denn wieder geht. Aber derzeit geht all das aufgrund der Coronapandemie und des damit verbundenen Lockdowns (Stand Frühjahr 2020) nicht.
Coronavirus am Lago d‘Orta: Die wichtigsten Regeln
Es gibt derzeit zahlreiche Regeln, die für alle in der roten Sperrzone (also ganz Italien) gelten und zusätzliche Regeln, die nur einzelnen Provinzen oder Städte aufgestellt haben.
Die wichtigste Regel ist wohl die eingeschränkte Bewegungsfreiheit der Italiener. Jeder Mensch soll möglichst an seinem eigenen Wohnort bleiben und auch nur dort einkaufen gehen. Reisen oder auch nur das Verlassen seines Heimatorts sind nur aus wichtigen beruflichen oder familiären Gründen möglich. Ein wichtiger familiärer Grund kann eine Geburt sein.
An Autobahnausfahrten werden strenge Polizei-Kontrollen durchgeführt. Wer die Autobahn verlässt und nicht in der Nähe wohnt, muss den Beamten erklären, warum er gerade dort ist und gegebenenfalls ein Schreiben vom Arbeitgeber vorlegen, das belegt, dass ein Aufenthalt rechtens beziehungsweise unbedingt notwendig ist. Kann man keinen Grund vorbringen oder fehlt ein Schreiben des Arbeitgebers, können Haftstrafen von bis zu drei Monaten und eine Geldstrafe von 206 Euro verhängt werden.
Zurück zu den reichen Villenbesitzern, die schon vor Jahrhunderten vor der Pest aus der Stadt an die Seen flüchteten. Auch während des Corona-Lockdowns versuchen viele Menschen aus Mailand in ihre Ferienhäuser am Ortasee oder auch am Lago Maggiore zu flüchten, um dort Menschenmassen zu umgehen. Laut Dekret ist gerade dies allerdings verboten, weshalb es zum Beispiel in Stresa am Lago Maggiore einigen Ärger gab. Und auch am Lago d’Orta sind schon Menschen erwischt worden, die die bestehenden Regeln nicht respektierten und nun die Konsequenzen tragen müssen.
Coronavirus am Lago d‘Orta: Weitere Einschränkungen
Auch das öffentliche Leben findet aufgrund des Lockdowns nicht mehr statt. Laut Dekret sollen alle Situationen vermieden werden, in denen viele Menschen aufeinandertreffen. Das heißt: Kindergärten, Schulen, Universitäten, Kirchen, Theater und Museen sind geschlossen. Dazu auch Sporthallen, Fitnessstudios, Schwimmbäder, Kinos, Diskotheken und Wettbüros. Sportveranstaltungen sind vorerst abgesagt.
Supermärkte haben nur noch von Montag bis Freitag geöffnet. Das ist eine große Umstellung für die Einheimischen. Denn sonst öffnen Supermärkte in der Region 7 Tage in der Woche. Alle anderen Geschäfte (Boutiquen, Sportgeschäfte etc.) müssen geschlossen bleiben. Die Märkte am Lago d‘Orta sollten eigentlich vorerst weiter stattfinden. Doch am 10. März wurden auch diese bis zum 3. April abgesagt.
Edit: Mittlerweile wurden alle Märkte rund um den Ortasee bis in den Mai hinein abgesagt.
Da der Ortasee in zwei Provinzen liegt (Verbano Cusio Ossolo und Novara) unterscheiden sich die Regeln manchmal von Ort zu Ort. Wie bereits erwähnt, kocht jede Stadt nochmal ihr eigenes Süppchen. Warum sollte es auch in Italien anders sein als in Deutschland? Hauptsache, niemand weiß mehr, was eigentlich gerade Sache ist …
Ein Beispiel ist Omegna ganz im Norden des Ortasees (Provinz Verbano Cusio Ossola): Eigentlich ist es erlaubt, dass Restaurants und Bars zwischen 6 und 18 Uhr öffnen. Die Betreiber müssen allerdings darauf achten, dass die Besucher immer einen Meter Abstand voneinander halten. Am 10. März verkündete die Stadt Omegna allerdings überraschend, dass ab sofort alle Restaurants und Bars in der Stadt gänzlich geschlossen bleiben.
Edit: Mittlerweile wurde angeordnet, dass auch in allen anderen Orten am Lago d’Orta alle Restaurants und Bars geschlossen bleiben müssen.
Am Ortasee nehmen die Menschen die Situation wirklich sehr ernst und hoffen sehr darauf, dass schnell wieder Normalität einkehren kann, wenn denn alle sich strikt an die sehr strengen Regeln halten. Die Hoffnung ist groß, dass eine weitere Verbreitung des Coronavirus durch den selbst auferlegten Shout Down eingedämmt werden kann.
Edit: Die Ausgangsbeschränkungen wurden mittlerweile bis zum 3. Mai verlängert. Grenzöffnungen werden im Juni angepeilt.
Da sich die Sachlage täglich ändert und meine Zeit nur begrenzt ist, aktualisiere ich den Text nicht mehr. Auch die vielen unterschiedlichen und teils sehr unverschämten E-Mails, die ich zu diesem Text erhalten habe, werde ich nicht beantworten. Ich stelle nicht kostenlos Infos zur Verfügung und wühle mich viele Stunden durch schwer verständliche italienischsprachige Dekrete, um mich dann von manchen Menschen beschimpfen zu lassen, weil ich einen Text mal zwei Tage nicht aktualisiere. Das tut mir leid für all diejenigen, die sich vernünftig verhalten haben, aber ich bin echt schockiert und enttäuscht über den Umgangston, der manchmal im Netz herrscht.
Auch im restlichen Italien sind die Hoffnungen groß, dass es besser wird, wenn man denn nur zu Hause bleibt. Es wurde sogar eine Kampagne gestartet. Prominente, wie der Ex-BVB-Spieler Ciro Immobile, verkünden unter dem Hashtag #iorestoacasa („Ich bleibe zu Hause“), dass auch sie ihr Heim vorerst nur verlassen, wenn es absolut notwendig ist.
Coronavirus am Lago d‘Orta: Was du als Tourist wissen musst
Für den unwahrscheinlichen Fall, dass du derzeit noch als Tourist in der Gegend unterwegs bist, musst du dir keine Sorgen machen, dass du nicht mehr nach Hause kommst. Touristen dürfen zu ihren Wohnorten zurückkehren. Das wurde auch dem Auswärtigen Amt offiziell zugesichert. Du wirst also nicht am Ortasee unter Quarantäne gestellt.
Gleichzeitig ist derzeit keine Einreise als Tourist möglich. Eine Grenzöffnung wird für Juni 2020 angepeilt. Ein Aufenthalt würde auch weder Sinn noch Spaß machen, denn am Ortasee, wie fast überall in Italien, herrscht gerade eine absolute Ausnahmesituation. An Urlaub ist nicht zu denken, so tragisch das leider ist.
Coronavirus am Lago d‘Orta: Zwei wichtige Hinweise zum Schluss
Zum Ende des Texts muss ich unbedingt noch zwei Hinweise loswerden. Wenn du eine Reise zum Lago d’Orta gebucht hast, die nun in die Zeit der Reisesperre fällt, dann erkundige dich bitte unbedingt direkt bei deinem Reiseveranstalter, Reisebüro oder Hotel, wie die Stornierungsbedingungen sind. Ich bin in diesem Fall die falsche Ansprechpartnerin und beantworte auch keine Anfragen dieses Thema betreffend. Ich gebe auch keine Einschätzungen ab und lese mir auch keine ellenlangen Mails zu Einzelfällen durch.
Bitte verstehe mich an der Stelle nicht falsch: Ich verstehe absolut, dass aufgrund der aktuellen Situation eine große Unsicherheit herrscht, aber ich muss hier eine klare Grenze ziehen. Denn auch ich als Reisejournalistin habe gerade sehr viele Sorgen. Ich berichte an dieser Stelle über die Situation vor Ort, dazu noch kostenlos, nicht mehr und nicht weniger. Für alle anderen Fragen bezüglich einer bevorstehenden Reise gibt es professionelle Problemlöser, die für ihre Dienste bezahlt werden, zum Beispiel Tourismuskaufleute oder Anwälte.
Außerdem hatte ich den Text anfangs noch regelmäßig aktualisiert. Aber die italienische Regierung veröffentlicht fast täglich neue Dekrete mit neuen Regeln. Für dich als potenziellen Touristen ist im Grunde unwichtig, ob die Italiener derzeit alleine in den Supermarkt dürfen oder doch als Familie. Fakt ist: Reisen zum Ortasee sind derzeit nicht möglich. Wenn du dich für die Regeln in einem bestimmten Ort interessieren, musst du dich bitte selber informieren. Wie oben schon erwähnt: Ich aktualisiere den Text vorerst nicht mehr.
Jetzt bist du dran: Hast du in nächster Zeit eine Reise zum Ortasee geplant? Konntest du umbuchen oder stornieren? Hattest du überhaupt einen Aufenthalt im März, April oder Mai geplant? Oder soll es erst später im Jahr für dich zum Lago d’Orta gehen? Hast du Sorgen oder Ängste aufgrund des Virus? Kommst du aus der Gegend und kennst ein neues Dekret, das weitere Bestimmungen enthält? Wohnst du vielleicht sogar am Lago d’Orta und möchtest erzählen, wie du die Situation vor Ort erlebst?
Weiterlesen: Meine Italien-Reisepläne für die Zeit nach Corona habe ich hier aufgeschrieben. Wie ich versuche, die Coronakrise sinnvoll zu nutzen, erkläre ich in diesem Blogpost.
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Wir hatten ab dem 18. 4. In Porto gebucht. Unsere Vermieter haben uns angerufen und abgeraten (vor der Sperre)wir sind zwar traurig, fahren aber später hin
Hallo Horst,
das war vom Vermieter aber schon sehr weitsichtig.
Aufgeschoben ist ja zum Glück nicht aufgehoben. 😉
Viele Grüße
Christine
Hallo Christine,
meine Bekannten haben ein eigenes Ferienhaus in Trarego- Viggiana am Lago Maggiore. Sie wohnen in Bayern und würden so gerne wieder in ihr Haus fahren.
Die Frage ist; dürfen sie im Mai dorthin fahren?
Gibt es noch Einschränkungen an der Schweizer und italienischen Grenze?
Vielen Dank im voraus.
Cristina
Hallo Cristina,
bitte informieren Sie sich beim Auswärtigen Amt über die aktuellen Regelungen: https://www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit/italiensicherheit/211322
Ich zitiere aus den derzeitigen Bestimmungen: „Die Einreise nach Italien ist nur gestattet, wenn es sich um nachweisbare berufsbedingte Fahrten, gesundheitliche Gründe oder sonstige absolute Notwendigkeit handelt. Dies müssen Reisende in Form einer schriftlichen, überprüfbaren Einreiseerklärung darlegen. Für den Güterverkehr ist eine modifizierte Form der Einreiseerklärung vorzuweisen.“
Auch wenn es seit Montag einige Lockerungen gibt (Freunde von mir durften erstmals das Haus verlassen, um zum Discounter zwei Orte weiter zu fahren), ist an einen Urlaub absolut nicht zu denken. Auch wenn man Sehnsucht hat, das habe ich auch. Die Regeln in Italien sind viel strenger als in Deutschland, weil gerade Piemont und Lombardei extrem von Corona betroffen waren bzw. noch sind. Aber mehr möchte ich dazu auch nicht schreiben. Wie gesagt: Bitte informieren Sie sich immer auf den Seiten des Auswärtigen Amtes über die aktuelle Lage.
Viele Grüße
Christine
Liebe Christine, herzlichen Dank für Ihre Information.
Habe Ihre email und den Link an meine Freunde weiter gegeben.
Ciao
Hallo Christine
Danke für Deine Info, wir sind auch am warten wann wir wieder in unser Ferienhaus in Prato Lungo in Pettensaco gehen können, leider im Moment unmöglich, schon von der Schweiz aus muss man einen Negativtest, Selbsterklärung und in der Comune anmelden, und jetzt hat es gerade auf Rosso gewechselt. Also keine Chance, hoffentlich geht es Euch wieder besser in der nächsten Zeit, da Italien jetzt wirklich arg gebeutelt wird. Bleib gesund ciao
Hallo Antoinette,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Ich selber wohne in Deutschland und warte auch gerade, dass ich wieder runter kann.
Ich drücke uns beiden die Daumen, dass es eine rasche Besserung gibt.
Liebe Grüße und bleib gesund!