Rezension: Atlas der verlorenen Sprachen von Rita Mielke

Rezension Atlas der verlorenen Sprachen Aufmacher 2 bearbeitet kleinGibt es eigentlich etwas Spannenderes als Sprachen? Ich habe mich schon immer für fremde Sprachen und Kulturen begeistert. Nach Englisch und Französisch in der Schule, lernte ich an der Uni Niederländisch und Japanisch und aktuell versuche ich mich am Italienischen. Drum wundert es wohl auch nicht, dass der Atlas der verlorenen Sprachen von Rita Mielke sofort mein Interesse weckte.

Lange vor mir begeisterte sich jemand anderes ebenfalls für Sprachen: Wilhelm von Humboldt. Sein weltreisender Bruder Alexander versorgte ihn im 19. Jahrhundert immer fleißig mit Grammatiken und Wörterbüchern, die er von seinen Expeditionen mitbrachte. Der Blick auf die fremden Sprachen öffnete gleichzeitig eine Tür zu einer anderen Weltsicht und mit genau diesem Forschungsansatz war Wilhelm von Humboldt seiner Zeit voraus. Er war ein echter Pionier.

Oft wird ja unterschätzt, wie spannend es sein kann, sich mit fremden Sprachen auseinanderzusetzen. Wenn es in einer Sprache keine Wörter für “rechts” oder “links” gibt oder Wörter fehlen, um negative Gefühle auszudrücken, dann mag das im ersten Moment irritieren. Aber es ist auch interessant zu sehen, wie die Menschen, die diese jeweilige Sprache als Muttersprache haben oder hatten, mit diesem – aus unserer Sicht – Problem umgehen. Und mit genau solchen Themen beschäftigt sich der Atlas der verlorenen Sprachen von Rita Mielke

Atlas der verlorenen Sprachen: Aufbau und Inhalt

Der Atlas der verlorenen Sprachen hat einen simplen Aufbau. Er beginnt mit einer Legende und stellt die Piktogramme vor, die im Folgenden am Anfang jedes Kapitels zu sehen sind. Es gibt ein eigenes Zeichen für das Verbreitungsgebiet einer Sprache, Zeichen, die anzeigen, ob eine Sprache ausgestorben oder gefährdet ist und Zeichen, die über Sprachfamilie, eine vorhandene Schriftsprache und alternative Namen informieren. Erst dann folgen Inhaltsverzeichnis und Vorwort.

Der Hauptteil des Buchs besteht aus 50 Kapiteln, die 50 Sprachen auf fünf Kontinenten vorstellen. Teilweise sind diese bereits ausgestorben, teilweise werden sie noch von wenigen Menschen gesprochen. Und manchmal werden sie nicht einmal das, sondern gepfiffen, geschrieben oder getrommelt. Jedes der 50 Kapitel beginnt mit einer Übersichtskarte, die den genauen Ort zeigt, wo die Sprache noch gebraucht wird oder einst gebraucht wurde. Und die anfangs im Buch eingeführten Zeichen zeigen auf den ersten Blick das Wichtigste, was du zur vorgestellten Sprache wissen musst.

Zusätzlich zu den 50 Kapiteln über die Sprachen, gibt es eine Rubrik mit dem Namen „Aus dem Linguarium“. Diese besteht aus fünf Kapiteln, in denen es etwas allgemeiner zugeht und zum Beispiel über die Bedeutung des gesprochenen Wortes geschrieben wird.

Der Atlas der verlorenen Sprachen endet mit einem Gedicht der kanadischen Schriftstellerin Margaret Atwood und einer umfangreichen Literaturliste.

Atlas der verlorenen Sprachen: Mein Fazit

Wer denkt, dass es sich beim Atlas der verlorenen Sprachen um ein trockenes Buch über Linguistik handelt, der täuscht. Der Atlas der verlorenen Sprachen ist das komplette Gegenteil. Er ist ein Buch voller Abenteuergeschichten, Missverständnisse und detektivischer Spurensuche. Und vor allem ist er eine interessante Lektüre für jeden, der sich auch nur ein bisschen für Sprachen begeistert beziehungsweise neugierig ist, wie rund um den Globus kommuniziert wird. Denn die meisten der vorgestellten Sprachen gibt es leider nicht mehr.

Wenn du wissen willst, wo es kein Wort für Musik gibt und welche heute noch gesprochene Sprache, die wohl unbekannteste der Welt ist oder wenn du erfahren willst, wo die kleinste Sprachinsel in Europa liegt, wo Prostituierte einst eine eigene Geheimsprache zur Verständigung benutzten und warum die aus der Musik bekannten Tonsilben do, re, mi, fa, so, la, si einst zu einer Sprache zusammengesetzt wurden, dann solltest du dir den Atlas der verlorenen Sprachen schnell besorgen.

Das Buch ist voller Wörter, die dir wahrscheinlich noch nie zuvor begegnet sind, führt dich in Länder, in denen du wahrscheinlich noch nicht warst und erzählt so viele Dinge über die unterschiedlichsten Kulturen, dass du das ganze Wissen bei einer Lektüre gar nicht behalten kannst. Und das alles ist in einem ansprechenden Layout mit tollen Illustrationen von Hanna Zeckau zu einem gelungenen Werk zusammengefügt worden.

Bei so viel geballtem Wissen und spannenden Geschichten, sehe ich gerne über manchen Druckfehler beziehungsweise manche Uneinheitlichkeit beim Lektorat hinweg.

Atlas der verlorenen Sprachen: Umfang und Preis

Der Atlas der verlorenen Sprachen von Rita Mielke ist im Duden-Verlag erschienen. Er umfasst 240 Seiten und kostet 28,00 Euro. Wenn du ihn haben oder verschenken möchtest, kannst du ihn direkt hier bestellen*.

Ich danke Cornelsen für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Meine Meinung bleibt – wie immer – dadurch unbeeinflusst.

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