Was für ein Reisetyp bist du? Versuchst du, viele Sehenswürdigkeiten in möglichst kurzer Zeit zu besichtigen? Oder möchtest du an Urlaubsorten auch bewusst nicht touristische Dinge erleben und dich unters Volk mischen? Solltest du auf der Suche nach Dingen sein, die man am Lago Maggiore fernab des Massentourismus unternehmen kann, dann habe ich einige Tipps für dich.
Was meine Aufenthalte am Lago Maggiore angeht, habe ich mich in den vergangenen Jahren ganz schön verändert. Als ich anfangs nach Stresa reiste, hatte ich nur wenige Tage vor Ort und wollte diese Zeit natürlich auch perfekt nutzen. Ich versuchte, möglichst viele Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Dabei verlor ich völlig den Blick für die Orte selber.
Konnte ich nach meiner Rückkehr erzählen, wie die Leute am See so ticken? Hatte ich ein Gefühl dafür bekommen, wie das Leben da unten am Lago Maggiore so ist? Nein, das hatte ich nicht. Erst seitdem ich vermehrt Orte aufsuche, an denen man Einheimische trifft und mit ihnen ins Gespräch kommen kann, habe ich das Gefühl, dass ich den Lago Maggiore überhaupt erst kennenlerne.
Lago Maggiore fernab des Massentourismus: Kirche
Natürlich ist es immer schwer, wenn man die Sprache in einem Land nicht kann. Ich konnte bei meinen ersten Reisen zum Lago Maggiore auch noch kein Italienisch. Jedenfalls nichts, was über „Ciao“, „Grazie“, „Buongiorno“ und „Una pizza per favore“ hinausging. Deshalb besuchte ich anfangs immer einen Ort, an dem es gar nicht schlimm ist, wenn man die Sprache nicht versteht. Ein Ort, wo man passiv sein kann, aber dennoch unter Menschen ist. Ich besuchte Gottesdienste.
Zugegeben: In Deutschland gehe ich nicht gerade oft in die Kirche. Mittlerweile nicht einmal an Weihnachten. Aber in Italien war es plötzlich spannend zu sehen, wie ein Gottesdienst so abläuft und wie die Italiener es selbst in der Kirche mit der Pünktlichkeit nicht ganz so genau nehmen. Es gibt in italienischen Gottesdiensten allerhand zu beobachten. Und ganz nebenbei ist es auch ein gutes Training für mein italienisches Hörverständnis. Und die eine oder andere neue Vokabel lerne ich ebenso.
Lago Maggiore fernab des Massentourismus: Örtliche Feste
Gibt es bei dir in der Stadt auch Feste der örtlichen Gemeinde? Es gibt kaum einen Ort, an dem der verkaufte Kuchen so gut schmeckt, weil die Omis beim Gemeindefest zeigen, was sie alles in der Küche zaubern können. Jedenfalls ist das bei mir im Bochumer Vorort so beim Gemeindefest. Und bei ähnlichen Festen in Soest und Witten habe ich auch schon ganz hervorragend gegessen.
Am Lago Maggiore gibt es – vor allem im Herbst – zahlreiche Feste, die immer ein anderes Thema oder Lebensmittel in den Mittelpunkt stellen. Da gibt es Polenta-Feste oder Maronen-Feste oder es geht um Trauben oder Trüffel. Wenn du die Möglichkeit hast, dann besuche diese Feste.
Die meisten Touristen trauen sich nicht, sie zu besuchen. Dabei kommst du selten in den Genuss, günstiger und besser zu essen. Das wissen auch die Einheimischen, weshalb bei solchen Veranstaltungen meist der ganze Ort auf den Beinen ist. Leichter kannst du keine Kontakte knüpfen, als wenn du inmitten von Einheimischen auf Holzbänken die italienische Küche lobst.
Meist ist es so, dass sich freiwillige Helfer aus der Gemeinde oder ganze Vereine (in Stresa* ist es oft der Alpenverein) um Speisen und Getränke kümmern. Ich habe bisher auf diesen Festen nur gute Erfahrungen gemacht. Auch ohne Italienisch-Kenntnisse. Meist findet sich immer jemand, der Deutsch oder Englisch kann und zur Not klappte die Verständigung auch mit Händen und Füßen. Es war jedenfalls nie langweilig oder unangenehm.
Einmal landete ich bei der italienischen Ausgabe eines Oktoberfestes. Auch zu diesem Zeitpunkt stand es noch nicht ganz so gut um meine Italienisch-Kenntnisse. Dass ich aber aus Deutschland komme, das konnte ich sagen. Die Menschen bei der Essensausgabe waren so stolz, dass sich eine Deutsche auf ihr Oktoberfest verirrt hatte, dass sie mich am liebsten mit allem vollgestopft hätten, was sie so im Angebot hatten.
Lago Maggiore fernab des Massentourismus: Fußball
Wenn es irgendetwas auf der Welt gibt, wo man sich auch ohne Sprachkenntnisse verständigen kann, dann ist es Fußball, oder? Ich habe jahrelang mein Geld mit Fußballberichterstattung verdient und lange bei einem Bundesliga-Verein gearbeitet. Deshalb finde ich es auf Reisen immer spannend zu erfahren, wie es um den örtlichen Fußballverein steht. Gut, rund um den Lago Maggiore findest du keinen einzigen hochklassigen Verein. Aber für eine authentische Erfahrung musst du nicht im riesigen Fußballbunker hocken.
Ich jedenfalls habe vor einiger Zeit mein erstes Fußballspiel in Italien besucht, und zwar nicht im Giuseppe-Meazza-Stadion in Mailand, sondern im Stadio Luigi Forlano in Stresa. Ich sah ein Viertliga-Spiel und vor allem zahlreiche Gesichter, die ich aus dem Ort kannte. Die Fußballer waren die jungen Männer, die vormittags auf der Piazza Bier tranken. Auf den Rängen sah ich diverse Mitarbeiterinnen aus dem Supermarkt, die allerdings als Männeranhängsel mit im Stadion waren und dem Spielgeschehen nicht folgten, und ich lernte einige neue Schimpfwörter.
Als Fremde und vor allem Frau fiel ich auf. Vor allem, weil ich alleine war und für meinen Blog das Spielgeschehen notierte. „Sind Sie Journalistin“, wollte der Mann neben mir in der Halbzeit wissen. Ich bejahte seine Frage in gebrochenem Italienisch und fügte hinzu, dass ich aus Deutschland käme. Wären meine Sprachfähigkeiten etwas besser gewesen, hätte ich behauptet, ein Scout aus der Bundesliga zu sein. Aber dann wäre er wohl vom Glauben abgefallen. Denn so schlecht wie die da unten spielten, hätte selbst ich noch mithalten können.
Alternativ kannst du auch in einer Kneipe mit anderen zusammen Fußball gucken. Kleiner Tipp: Lache nicht zu laut, wenn ausgerechnet die einzige am Spiel beteiligte italienische Mannschaft ein Gegentor hinnehmen muss. Die verstehen da nicht ganz so viel Spaß …
Lago Maggiore fernab des Massentourismus: Kulturveranstaltungen
Kulturveranstaltungen gibt es am Lago Maggiore auch zahlreich. Sie werden häufig auf Plakatwänden beworben und es gibt Aushänge an den örtlichen Touristeninfos. Bei diesen Veranstaltungen triffst du nur selten auf andere Urlauber, sondern fast ausschließlich auf Einheimische.
Meine erste Kulturveranstaltung war der Besuch einer Lesung. Ja, das war mit meinen damals noch schlechten Italienisch-Kenntnissen vielleicht nicht die schlauste Idee. Aber als studierte Literaturwissenschaftlerin und ausgebildete Redakteurin mit dem Berufswunsch Schriftstellerin konnte ich nicht anders. Ich musste da einfach hin.
Anfangs verstand ich immerhin ein paar Wortfetzen, aber später, als es an die Diskussion ging und man Fragen stellen durfte, kam ich nicht mehr mit. In meinem Kopf drehte sich nur alles, als die Worte, schnell wie Ferraris, den Mund der Autorin verließen. Dass sie bei dieser Sprechgeschwindigkeit keinen Knoten in der Zunge bekam, ist mir bis heute ein Rätsel.
Empfehlenswerter sind da schon Konzerte, die ebenfalls oft am Lago Maggiore stattfinden. Gefühlt sind jedenfalls immer irgendwo Musikwochen. Die berühmteste Veranstaltung ist wohl das Stresa Festival, das ich schon oft besuchte. Es gibt nämlich manchmal Tickets für fünf Euro. Da kann man nicht viel falsch machen. Der wohl schönste Nebeneffekt bei diesen Veranstaltungen ist, dass du an Orte kommst, die du vielleicht sonst nicht zu Gesicht bekommen würdest. Die Musikveranstaltungen finden zum Beispiel in den edlen Veranstaltungsräumen der Luxus-Hotels in Stresa statt oder im noch recht neuen Teatro „Il Maggiore“ in Intra.
Mehr über das Stresa Festival kannst du in diesem Blogpost nachlesen.
Lago Maggiore fernab des Massentourismus: Polizei
Zum Schluss habe ich noch eine Story aus der Kategorie „Nicht nachmachen“. Aber es war definitiv eine Aktion, bei der ich mit Einheimischen ins Gespräch kam und auch nicht auf andere Urlauber traf. Ich habe nämlich vergangenes Jahr meinen Autoschlüssel in Stresa verloren. Ein Albtraum für jeden, besonders auf Reisen. Zum Glück hatte ich noch kurz vor der Abfahrt aus Deutschland an meinen Ersatzschlüssel gedacht, aber dennoch war das mehr als ärgerlich, vor allem, wenn man bedenkt, wie teuer ein neuer Schlüssel ist. Ganz davon ab, dass es auch unehrliche Finder geben könnte.
Nachdem ich meine gesamte Wohnung abgesucht hatte, war ich mir sicher, dass ich den Schlüssel verloren hatte. Ich ging alle Wege ab und konnte eingrenzen, wo mir der Schlüssel abhanden gekommen sein musste. Also schrieb ich in zwei örtlichen Facebook-Gruppen einen Suchaufruf. Vielleicht hatte ja jemand meinen Schlüssel gefunden. Und tatsächlich. Es meldete sich eine Frau, die meinen Schlüssel gefunden hatte (diese Frau wurde übrigens ein Jahr später, im September 2020, zur Bürgermeisterin von Stresa gewählt). Sie hatte meinen Schlüssel allerdings schon zur Polizei gebracht. So weit, so gut.
Nur war Wochenende und die Polizei in Stresa hatte nicht geöffnet (Stresa ist kein sehr krimineller Ort …). Ich solle das Notfalltelefon anrufen, sagte man mir. Ich traute mir allerdings nicht zu, mein Problem auf Italienisch am Telefon schildern zu können. Also wartete ich, bis die Polizei montags wieder öffnete. In der Zwischenzeit formulierte ich eine E-Mail und schickte mein Anliegen an die örtliche Polizei. Eine Antwort bekam ich nicht.
Als die Polizei öffnete, ging ich mit meinem vorformulierten Anliegen zur Polizei. Die Dame hinterm Schalter verzog keine Miene, als ich ihr schilderte, warum ich dort bin. Nichts. Hatte sie mich überhaupt gehört? Hinter der Dame saß ein älterer Polizist, mit dem ich Augenkontakt aufnahm und mein Malheur wiederholte. Er sagte was zu der Frau, die mir meinen Schlüssel mit einer kurzen Handbewegung entgegen schleuderte. Belegen, dass es mein Schlüssel war oder eine Empfangsbestätigung unterschreiben, musste ich nicht. Auch einen Ausweis wollte keiner sehen. Was war ich froh, als ich wieder aus der Polizeiwache raus war.
Jetzt bist du dran: Entdeckst du Urlaubsorte auch gerne fernab der touristischen Pfade? Oder schaust du dir lieber nur die Sehenswürdigkeiten an und bist froh, wenn du nicht viel Kontakt zu Einheimischen hast? Was hast du schon auf Reisen erlebt? Warst du auch mal auf die Hilfe und das Wohlwollen der Menschen vor Ort angewiesen, weil dir in der Fremde ein Malheur passiert ist?
Weiterlesen: Eine Übersicht über alle meine Lago-Maggiore-Texte bekommst du hier. Außerdem interessant: 10 Dinge, die ich vermisse, wenn ich nicht am Lago Maggiore sein kann.
Du möchtest mehr Infos über den Lago Maggiore? Dann wäre mein Reiseführer Lago Maggiore für Einsteiger* vielleicht was für dich. Als Alternative kann ich dir diesen Reiseführer* empfehlen.
Lust bekommen? Hier erhältst du weitere Inspiration für Ausflüge am Lago Maggiore*.
Du suchst ein Hotel am Lago Maggiore? Hier wirst du sicher fündig*.
Auf der Suche nach passender Urlaubslektüre? Dann empfehle ich dir gerne Die Tote am Lago Maggiore* von Bruno Varese.
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