Es ist klein, es ist elegant und es steht komplett im Schatten des berühmten Nachbarn: Belgirate am Westufer des Lago Maggiore ist ein wahres Juwel. Doch einen Abstecher von der nur acht Kilometer entfernten Touristenhochburg Stresa zum 500-Einwohner-Dorf unternimmt kaum jemand. Ein Fehler.
Es ist ein heißer Tag im Juni, als ich erstmals Belgirate besuche. Ich bin mal wieder seit einigen Tagen in Stresa, wo zu diesem Zeitpunkt des Jahres ein Großteil des Ortes bereits fest in der Hand von Urlaubern ist. Jeden Morgen pilgern die Touristengruppen aus den Hotels direkt vom Frühstücksbuffet zu den Anlegestellen, von wo sie zu den Borromäischen Inseln und anderen Sehenswürdigkeiten gekarrt werden. Spätestens ab 9 Uhr morgens hörst du an der Uferpromenade mehr Deutsch und Englisch als Italienisch.
In Belgirate ticken die Uhren etwas anders. Schon als ich mit meinem Auto an der Uferpromenade entlang fahre, traue ich meinen Augen nicht. Aus Stresa bin ich im Sommer einen permanenten Parkplatzkampf gewohnt. In Belgirate kann ich mir einen kostenlosen Parkplatz an der Uferpromenade aussuchen. Trubel? Große Touristengruppen? Fehlanzeige. Stattdessen bekomme ich ein authentisches italienisches Dorf mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten.
Belgirate am Lago Maggiore: Enge Gassen und Spuren aus dem Mittelalter
Ein Spaziergang durch Belgirate ist eine wahre Entdeckungstour. Denn vieles habe ich erst auf den zweiten Blick gesehen. Zwischen zwei Häusern findest du nicht selten Treppenaufgänge, die dich in den mittelalterlichen Stadtkern führen. Ich wähle die etwas breitere Treppe am Rathaus. 76 Stufen steige ich hoch, um dann mutterseelenallein die engen Gassen weiter zu erkunden. Belgirate wirkt wie Italien aus dem Bilderbuch: Ich sehe Laubengänge, bewundere Marienfiguren am Wegesrand, staune vor herrlichen Patrizierbauten und erkunde in Ruhe die leeren kleinen Gassen.
Ein Highlight ist sicherlich die gotische Kirche Santa Maria, die umgangssprachlich in Belgirate oft nur Chiesa Vecchia genannt wird. Sie wird erstmals im 13. Jahrhundert erwähnt, liegt etwas oberhalb des Ortskerns und beherbergt wunderschöne Fresken des Malers Bernardino Luini aus dem 16. Jahrhundert. Der Glockenturm der Kirche soll gar aus dem 11. Jahrhundert sein.
Belgirate am Lago Maggiore: Herrschaftliche Villen
Markenzeichen von Belgirate sind die zahlreichen Villen, die im 18. und 19. Jahrhundert gebaut wurden und teils umgeben sind von wunderschönen Park- und Gartenanlagen. Ich muss ganz ehrlich sein. Ich kenne nur einen kleinen Teil der Villen, aber alle, die ich gesehen habe, waren einen Besuch wert.
Die Villa Conelli an der Ortsgrenze zu Lesa verfügt zum Beispiel über einen großen Garten im italienischen Stil, wurde aber vor einiger Zeit in ein Wohnhaus umgewandelt. Die berühmte Villa Carlotta ist mittlerweile das beste Hotel am Platz. Weitere berühmte wie sehenswerte Villen sind die Villa Treves (benannt nach dem Verleger Emilio Treves) und die Villa Cairoli, wo einst Giuseppe Garibaldi übernachtete.
Übrigens: Eine Übersicht über die wichtigsten Villen des Orts bekommst du an der Uferpromenade. Dort sind ausführliche Informationen über die Prachtbauten inklusive Bilder auf Schildern zu finden.
Belgirate am Lago Maggiore: Lieblingsort der Literaten
Zu einem Zeitpunkt, als in Stresa noch nicht einmal an Luxusurlaub zu denken war, pilgerten berühmte Dichter und Denker bereits scharenweise nach Belgirate.
Prominente Gäste des Örtchens sollen zum Beispiel die Schriftsteller Johann Wolfgang von Goethe, Thomas Mann, George Bernard Shaw, Gustave Flaubert, Ernest Hemingway, Guido Gozzano, Edmondo De Amicis, Giovanni Verga, Alessandro Manzoni und Stendhal gewesen sein. Auch Komponist Richard Wagner und Dirigent Arturo Toscanini sollen zu den Belgirate-Fans gehört haben.
Besonders der bereits beschriebene mittelalterliche Ortskern gepaart mit üppiger Vegetation und mediterranem Klima soll die Kreativität der Besucher gefördert haben. So wundert es auch nicht, dass einige Schriftsteller den Ort am Westufer des Lago Maggiore in ihren Werken verewigten. Stendhal zum Beispiel lässt in seinem Buch „Die Kartause von Parma“ („La Certosa di Parma“) ein komplettes Kapitel in Belgirate spielen.
Belgirate am Lago Maggiore: Und sonst?
Ein mittelalterlicher Stadtkern, eine sehenswerte alte Kirche und prächtige Villen, das ist ja schon allerhand. Aber Belgirate hat noch mehr zu bieten. Bei meinem ersten Spaziergang fällt mir vor allem die wunderschöne Uferpromenade auf, wo einige Kunstobjekte ausgestellt sind. Auch die vielen Segelboote fallen mir direkt ins Auge. Die kommen nicht von ungefähr. Denn in Belgirate wurde 1858 der erste und damit bis heute älteste Segelclub Italiens gegründet.
Direkt am Seeufer findest du eine weitere Sehenswürdigkeit. Am Aufgang zum Rathaus grenzt rechts (direkt hinter der Bushaltestelle) die Kirche Parrocchia di Belgirate. Das Gotteshaus im Barockstil stammt aus dem 16. Jahrhundert und enthält schöne Fresken und Stuckarbeiten. Ich bin immer wieder verwundert, wie pompös unscheinbar wirkende Kirchen selbst in kleinen italienischen Orten sind.
Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das mittelalterliche Oratorium San Paolo, das außerhalb des Ortskerns am Fuße des Monte Rosa zu finden ist.
Jetzt bist du dran: Warst du mal in Belgirate? Wie hat es dir gefallen? Hast du weitere Tipps für mich?
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Ich war, diesem Tipp folgend, am 8.10.21 in Belgirate.
Wahrscheinlich war ich der einzige Touri. Entsprechend:Tote Hose. Alte Kirche: Zu. Tourist-Point: Zu. Eisdiele oder Cappu? Nix.
Die Villen waren einmal sehr schön, aber jetzt? Der Ort hat sich Mühe gegeben und die öffentlichen Wege etc. sind picobello (EU-Mittel?). Aber wer investiert in die privaten Liegenschaften?
Schade. Aber wahrscheinlich hat Italien zu viel derartige vergangene Pracht und zu wenig öffentliche und private Mittel, um das alles zu unterhalten.
Hallo Harald,
dieses Jahr ist aufgrund von Corona besonders speziell. Tatsächlich war vergangene Woche selbst in den sonst so gut besuchten Orten am Lago Maggiore oftmals tote Hose. Stresa war am Donnerstag um 17 Uhr gespenstisch leer.
Man will anscheinend diesen Herbst nichts verdienen. Viele Cafés haben schon geschlossen, zahlreiche bereits seit Ende August (!), viele Restaurants und Bars hatten heute ihren letzten Tag geöffnet. Ich verstehe solch ein Verhalten leider nicht. In den Herbstferien hätten sie noch zahlreiche Gäste bewirten können. Auf der anderen Seite bekomme ich in meinem liebsten Hotel kein Zimmer, weil alle 300 Räume derzeit ausgebucht sind. Es ist paradox.
Aus Belgirate könnte man echt viel mehr rausholen. Es ist ein schöner Ort, aber es scheint sich niemand zu kümmern. Ein Problem ist auch manch Einheimischer. Man will das Geld der Touristen, aber da haben möchte man sie eigentlich nicht …
Da Du auch nach Tipps fragst:
In Laveno mit der Seilbahn auf den Sasso del Ferro! Ich hatte super Wetter und die Aussicht ist dann einfach grandios!
Allerdings ist die 20-minütige Fahrt in den schmalen Stehgondeln (für 1-2 Personen) vielleicht nicht jedermanns Sache.
Vielen Dank für den Tipp.
Ja, die Gondeln kenne ich gut und ich stimme zu. Sie sind sicher nicht jedermanns Sache. Aber wenn man mit einer so grandiosen Aussicht auf den See belohnt wird, lohnt sich die Fahrt allemal.