Castelli di Cannero: Warum es hier vorerst keinen Erfahrungsbericht über die Attraktion geben wird

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Viele Jahrzehnte waren die Castelli di Cannero am Lago Maggiore geschlossen. Als bekannt wurde, dass 2025 die Neueröffnung nach Restaurierung erfolgen soll, war ich direkt Feuer und Flamme. Ich wollte eine der ersten Besucherinnen sein und direkt über den neuen Besuchermagneten am Lago Maggiore berichten. Wenige Wochen später schreibe ich dir nun, warum ich dir an dieser Stelle vorerst keinen Erfahrungsbericht über die neue Attraktion am Lago Maggiore liefern werde.

Ich habe lange Zeit überlegt, ob ich diesen Text überhaupt schreiben soll. Schließlich habe ich mich dafür entschieden. Zum einen möchte ich dir gerne einen Einblick in meine Arbeit als Reisebloggerin geben. Zum anderen habe ich in den letzten Monaten so viel Zeit investiert, um die Castelli di Cannero zu besuchen und am Ende hat es doch nicht geklappt. Aber von vorne …

Castelli di Cannero: Es begann mit einer simplen Recherche  

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Vielleicht hast du ja mitbekommen, dass ich im Frühjahr die zweite Auflage meines Reiseführers Lago Maggiore für Einsteiger* veröffentlicht habe. Viele Monate hatte ich für die Neuauflage jeden einzelnen Fakt gecheckt, damit mein Reiseführer zum Start der neuen Reisesaison so aktuell wie nur möglich ist. Eines Abends im Februar entdeckte ich plötzlich eine kleine Meldung auf Instagram. Ich konnte erst nicht glauben, was ich las. Die Restaurierungsarbeiten an den Castelli di Cannero, die bereits 2019 begonnen hatten, sollten kurz vor dem Abschluss stehen. Der Lago Maggiore sollte noch in dieser Saison eine neue Attraktion erhalten.

Ich freute mich riesig und mir war klar, dass ich meine nächste Reise zum See in jedem Fall so planen würde, dass die Castelli di Cannero schon geöffnet sein würden. Noch bevor das Eröffnungsdatum feststand, habe ich Kontakt zur Pressestelle von „Terre Borromeo“ aufgenommen. Das ist die Marke der Familie Borromeo. Terre Borromeo verwaltet auch einige andere Sehenswürdigkeiten am See, die der adeligen Familie gehören, zum Beispiel die Isola Bella, die Isola Madre oder die Burg in Angera.

Castelli di Cannero: Erste Anfragen

Ich habe E-Mails auf Italienisch, Englisch und Deutsch geschrieben und erklärt, wer ich bin, dass ich den größten deutschsprachigen Reiseblog mit Lago-Maggiore-Schwerpunkt führe, meine Leserzahlen mitgeschickt, von meinen Reiseführern berichtet und sogar meinen Presseausweis habe ich vorgelegt. Das ist reine Routine, das habe ich in den vergangenen zehn Jahren schon oft gemacht, wenn ich bestimmte Ziele ansehen wollte. In der Regel wurde ich mit offenen Armen empfangen. Diesmal war es anders.

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Eine Reaktion bekam ich auch nach mehreren Mails leider nicht. Es war noch einige Zeit hin bis zur Eröffnung, also ließ ich das Thema erst einmal sein und wartete ab. Etwas irritiert war ich auch hier schon, immerhin komme ich selber aus der PR und eigentlich freut sich jede Destination über Gratis-Werbung. Ich schrieb auch Mails an die offizielle Info-Adresse von Terre Borromeo, auch hier bekam ich keine Antwort. 

Irgendwann war klar, dass am 28. Juni 2025 die Eröffnung sein würde. Wieder fragte ich bei der Pressestelle und über die Info-Mail-Adresse nach, ob ich für meinen Blog vorbeikommen dürfte. Terre Borromeo arbeitet oft mit Reisebloggern zusammen, das weiß ich. Nur leider weiß ich von keiner Zusammenarbeit mit deutschsprachigen Reisebloggern oder Journalisten. Wieder bekam ich keine Antwort.

Castelli di Cannero: Meine Reise rückte näher  

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Ein Auszug aus dem offiziellen Flyer. Dieser war erst ab Ende Juli in den Touristeninfos verfügbar.

Da ich im Frühsommer beruflich und privat einiges zu tun hatte, und ich mich quasi hätte vierteilen müssen, rückte das Thema zwischenzeitlich ein wenig in den Hintergrund, bis kurz vor meiner geplanten Abfahrt zum Lago Maggiore, die für Mitte Juli geplant war.

Mittlerweile war mir eingefallen, dass ich ja in so ziemlich jeder anderen Sehenswürdigkeit von Terre Borromeo seit wenigen Jahren ohnehin freien Eintritt habe. Man kommuniziert diesen Fakt nur leider nicht sonderlich offen, aber Menschen ab einen Grad der Behinderung von 30 (in Deutschland bekommt man erst ab 50 einen Schwerbehindertenausweis) haben auf der Isola Bella, der Isola Madre und Co. freien Eintritt. Der Nachteil: Online kann man diese Tickets natürlich nicht bekommen. Das wäre ja zu einfach und dann würden es wahrscheinlich zu viele Menschen in Anspruch nehmen.

Ich schaute sicherheitshalber noch einmal auf der Website von Terre Borromeo nach und fand bezüglich der Castelli di Cannero natürlich keine Info, wie hoch mein Eintrittspreis als Mensch mit Behinderung sein würde. Ich erfuhr lediglich, dass es drei Abfahrtsorte zu den Castelli di Cannero geben würde, und zwar in Cannero Riviera, Cannobio und Luino.

Was ich auch sah: Für Erwachsene kostet ein Ticket aktuell 25 Euro, Kinder zwischen 6 und 15 sollen 20 Euro zahlen und Kinder zwischen 0 und 5 immerhin noch 10 Euro.

Castelli di Cannero: Die Suche nach Passierschein A38 2.0

Ich schrieb wieder eine E-Mail an die offizielle Info-E-Mail-Adresse, die mir auf der Internetseite genannt wird. Wieder formulierte ich mein Anliegen in drei Sprachen. Ich bekam keine Antwort.

In meiner Ratlosigkeit schrieb ich dann den Instagram-Account von Terre Borromeo an und erhielt tatsächlich ziemlich schnell eine Rückmeldung. Man verriet mir, dass auch auf den Castelli di Cannero kostenloser Eintritt für Menschen mit Behinderung ist. Das war ja schon einmal eine gute Nachricht. Was ich nicht bedachte: Was für ein Terz es sein würde, dieses Ticket auch zu bekommen.

Ziemlich schnell erfuhr ich nämlich, dass es an allen drei Abfahrtsorten aktuell keinen Ticketverkauf gibt. Man kann vor Ort lediglich einen QR-Code scannen und wird dann auf die Internetseite von Terre Borromeo geführt, wo man entweder das Vollzahlerticket oder die reduzierten Kindertickets erstehen kann. Barrierefrei ist anders.

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Was ich denn nun bitte machen soll, um das Ticket für Menschen mit Behinderung zu bekommen, fragte ich die Betreuer des Instagram-Accounts nun. Wieder bekam ich recht schnell eine Antwort – immerhin. Man schrieb mir eine Telefonnummer. Die Nummer gehörte zu der Info-E-Mail-Adresse. Mein Verweis auf die vergangenen Wochen, in denen ich nie eine Antwort auf etwas bekam, lief ins Leere. Auch meiner Bitte nach einer Mail-Adresse eines zuständigen Mitarbeiters, da ich als Ausländerin nur sehr schwer ein Telefonat auf Italienisch führen kann, wurde nicht nachgekommen. Ich saß also kurz vor Reisebeginn dort mit einer allgemeinen Telefonnummer, die ich auch selber von der Website hätte abschreiben können. Man versicherte mir noch, dass dort in jedem Fall Menschen sitzen, die auch Englisch und Deutsch können.

Mehr über Cannero Riviera erfährst du übrigens in diesem Blogpost.

Castelli di Cannero: Ich dachte, ich sei bei „Versteckte Kamera“

Also rief ich als nächstes die Telefonnummer an, die mir durchgegeben wurde. Und es kam, wie es kommen musste. „Sprechen Sie Englisch oder Deutsch?“ – „Nein, wir müssen das auf Italienisch klären.“ Also erklärte ich auf Italienisch mein Anliegen. Die Antworten der Dame am anderen Ende der Leitung machten mich letztendlich komplett sprachlos.

Erstens: Als Mensch mit Behinderung wollen sie mich eigentlich nicht auf dem Boot zu den Castelli di Cannero haben, teilte man mir ganz unverblümt mit. Ich sollte doch noch eine andere Telefonnummer anrufen und plausibel erklären, ob ich den Ausflug auch schaffe. Nachdem ich ihr – hoffentlich halbwegs verständlich – entgegnete, dass ich das nicht tun werde und das behindertenfeindlich ist, kam sie damit an, dass ich mein komplettes Anliegen noch einmal als E-Mail formulieren soll. Die Ziel-Adresse? Genau, die Info-Mail-Adresse, wo meine Mails wochenlang ins Leere liefen. Da wurde ich schon sehr ungehalten und zählte ihr auf, wie viele E-Mails ich in den Wochen zuvor geschrieben hatte.

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Am Ende des Telefonats konnte sich die Dame nicht verkneifen, mir noch mitzuteilen, dass wir das Telefonat auch auf Englisch hätten führen können, sie aber keine Lust hatte in einer Fremdsprache zu reden. Und sie musste mir noch stecken, dass alle meine Mails zuvor angekommen waren. Es war also nichts im Spam-Filter gelandet, was ich zwischenzeitlich vermutet hatte.

In dem Moment dachte ich wirklich, ich wäre bei „Versteckte Kamera“ und gleich kommt jemand um die Ecke, um mein wütendes Gesicht in Großaufnahme abzufilmen. Das war auch der Punkt, an dem ich eigentlich schon keine Lust mehr hatte, die Castelli di Cannero zu besuchen. Immerhin liegt die Attraktion nicht um die Ecke, da ich während meiner geplanten Reise zum See in Lesa und Stresa nächtigte.

Aber meine Wut verflog und ich hatte einfach auch meine Leser im Sinn, denen ich möglichst zeitnah über die neue Attraktion berichten wollte. Also schrieb ich ein weiteres Mal eine Mail an die Adresse, die ich schon mehrfach genutzt hatte, und diese Mail wurde dann tatsächlich mit mir in CC an eine andere Adresse intern weitergeleitet. Eine Mitarbeiterin schrieb mir dann und fragte tatsächlich, nachdem ich meinen Wunschtermin nannte, warum ich mich nicht eher gemeldet hätte. Menschen!!!

Castelli di Cannero: Eine völlig indiskutable Reaktion  

Nach viel hin und her hatte ich also endlich meine Eintrittskarte per Mail erhalten. Ich wählte einen Montag, und zwar direkt die erste Möglichkeit, um ab Cannero Riviera zu den Inseln überzusetzen um 9.45 Uhr. Auf der Eintrittskarte steht, dass man sich spätestens 20 Minuten vor Beginn am Hafen einfinden muss.

Es kam natürlich, wie es kommen musste. In der Nacht vor dem Ausflug gab es ein ziemliches Unwetter. Es regnete die ganze Nacht heftig und als ich am Morgen des geplanten Ausflugs um 7 Uhr zu meinem Auto ging, musste ich schon durch riesige Pfützen (eigentlich waren es schon kleine Seen) laufen. Ich startete in Lesa über die kurvige Uferstraße Richtung Cannero Riviera. Ich fuhr extra so früh, um wegen des schlechten Wetters noch einen Zeitpuffer zu haben.

Doch schon kurz nach dem Start meines Vorhabens musste ich den Ausflug nach einem Beinahe-Unfall aufgrund von Aquaplaning abbrechen. Ich war schweißgebadet, als ich schließlich in Stresa hielt und mich entschied, das Ganze abzublasen. Es herrschte ein ernstzunehmende Unwetterwarnung bis 13 Uhr – auch in Cannero Riviera. Auf der Eintrittskarte steht, dass man bei schlechtem Wetter („höherer Gewalt“) ohnehin nicht zu den Inseln übersetzt. Es hätte also sein können, dass ich mich bis Cannero Riviera durchkämpfe und dann am Hafen wieder zurückgeschickt werde. Das Risiko wollte ich nicht eingehen.

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Kurze Regenpause am Tag des Unwetters.

Nun passierte das Ganze an einem recht frühen Punkt meiner jüngsten Reise zum See. Und da ich schon öfter Ausflüge aufgrund von Unwetter abblasen musste, plane ich bei größeren Vorhaben immer auch noch einen Ausweichtermin ein.

Also schrieb ich noch im Auto in Stresa sitzend eine E-Mail an meinen Kontakt, beschrieb, dass ich aufgrund des Unwetters nicht bis Cannero Riviera kommen kann und bat darum, mir einfach ein neues Ticket für die gleiche Uhrzeit nur eine Woche später auszustellen. Die Antwort, die ich nun bekam, machte mich kurz sprachlos.

Man wartete einen Tag und schrieb dann, dass dies ja nun mein Problem wäre, dass ich nicht erschienen wäre. Der Ausflug hätte trotz Unwetterwarnung stattgefunden.

An dem Punkt war ich raus. Ich werde definitiv nicht um mein Recht betteln. Selbst wenn ich an dem Tag des Unwetters in Cannero Riviera gewesen wäre: Menschen mit Behinderung erhalten gratis Eintritt, ein weiteres Ticket hätte mir ohne Meckerei ausgestellt werden müssen. Es gibt – auch auf der Homepage – keine Beschränkungen, wie oft man die Attraktionen besuchen darf. Ich war auch schon einmal mehrere Tage hintereinander gratis im Garten der Isola Bella. Es war nie ein Problem.

Ich komme selbst aus der Öffentlichkeitsarbeit und bin nur fassungslos, wie amateurhaft und ableistisch hier agiert wurde. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, vorerst nicht über die Castelli di Cannero zu berichten.

Jetzt bist du dran: Mich interessieren dennoch deine Erfahrungen: Hast du seit der Wiedereröffnung die Castelli di Cannero besucht? Wenn ja: Wie hat es dir gefallen? Wusstest du, dass man als Mensch mit Behinderung gratis Eintritt in Palast und Garten auf der Isola Bella und in weitere Attraktionen von Terre Borromeo hat? Hattest du jemals solche Probleme, ein Ticket für eine Attraktion zu bekommen?

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Die zweite Auflage von Lago Maggiore für Einsteiger Bild 7 bearbeitet klein

 

Du möchtest mehr Infos über den Lago Maggiore? Dann wäre mein Reiseführer Lago Maggiore für Einsteiger* vielleicht was für dich. Als Alternative kann ich dir diesen Reiseführer* empfehlen.

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