Rezension: Fettnäpfchenführer Ostsee von Anke und Frank Nussbücker

Fettnäpfchenführer Ostsee Aufmacher 2 bearbeitet kleinFährst du auch so gerne ans Meer? Ich bin seit meiner frühesten Kindheit Stammgast an der Ostsee. Seitdem bin ich acht Jahre alt, vergeht kaum ein Jahr, in dem ich nicht an der Lübecker Bucht Urlaub mache. Dass man an der Ostsee auch einiges falsch machen kann, war mir gar nicht so bewusst. Umso neugieriger war ich, als ich vom Fettnäpfchenführer Ostsee erfuhr, der kürzlich im Verlag CONBOOK erschien. In welchen Fettnäpfchen bin ich in all den Jahren wohl schon getreten?

Normalerweise lasse ich kaum eine Gelegenheit aus, um mich zu blamieren. Ich schaffe es in fast jeder Reiseregion, unabsichtlich das Falsche zu sagen und den Einheimischen auf den Schlips zu treten. Oder ich verhalte mich auf irgendeine andere Art und Weise falsch. Deshalb bin ich schon seit Jahren großer Fan der Fettnäpfchenführer-Reihe vom CONBOOK-Verlag. Mein erster Fettnäpfchenführer war der über Brasilien*, den ich mir vor acht oder neun Jahren zulegte. In Brasilien war ich nie. Aber ich arbeitete zu dem Zeitpunkt meines Kaufs bei einem Fußballverein und wir hatten einige Brasilianer im Team. Ich erhoffte mir durch das Buch ein bisschen mehr Wissen über das Land, um bei Interviews mit den Spielern zu punkten. Der Plan ging auf.

Fettnäpfchenführer Ostsee Bild 3 bearbeitet kleinNach und nach landeten immer mehr Fettnäpfchenführer in meinem heimischen Bücherregal. Besonders der Fettnäpfchenführer Japan* war mir bei einem japanischen Spieler einige Zeit später nochmal eine sehr große Hilfe. Aber natürlich habe ich mir die Bücher auch zugelegt, um Reiseziele näher kennenzulernen. Den Fettnäpfchenführer London* liebe ich als London-Fan zum Beispiel sehr. Und auch den Fettnäpfchenführer Italien* habe ich bisher mehr als einmal gelesen.

Unheimlich gespannt war ich auf den Fettnäpfchenführer Ostsee auch deshalb, weil der kulturelle Unterschied zwischen meiner Heimat, dem Ruhrgebiet und der Ostsee nicht so groß erscheint wie zwischen Brasilien oder Japan. Falsch machen kann man hoch im Norden dennoch einiges.

Fettnäpfchenführer Ostsee: Aufbau und Inhalt

Fettnäpfchenführer Ostsee Bild 4 bearbeitet kleinDas Buch beginnt mit einem Vorwort, in dem die Autoren klarstellen, dass im Buch nicht ausschließlich peinliche Situationen beschrieben werden, sondern auch Szenen, die zeigen, wie man besser Rücksicht auf Einheimische nehmen kann und verantwortungsvoll reisen kann.

Dann folgen 37 Kapitel, in denen der Leser Biene aus dem Ruhrgebiet und ihr Freund Karsten auf ihrer Reise an die Ostsee begleitet. In jedem Kapitel wird mindestens eine Situation geschildert, in der die beiden sich nicht ganz korrekt verhalten haben oder aufgrund von Verhaltensweisen irritiert sind. Im gleichen Kapitel wird unter dem Punkt „So geit dat“ geschildert, was schiefgelaufen ist und was man in der Situation besser machen kann oder einfach akzeptieren muss. Zusätzlich gibt es in fast jedem Kapitel noch grau unterlegte Unterkapitel, in dem weiterführende Informationen stehen. In einem wird zum Beispiel die Geschichte der Strandkörbe erklärt, in einem anderen gibt es weitere Reise-Tipps (zum Beispiel „Stille Attraktionen in Usedoms Norden“) oder Infos zu kulinarischen Besonderheiten an der Ostsee (zum Beispiel Sanddorn oder dem Hornfisch).

Das Buch schließt mit Danksagungen und einem Anhang, der aus drei Kapiteln besteht. Dort erfährst du 10 Dinge, die du an der Ostsee tun solltest und 10 Handlungen, mit denen du dich an der Ostsee blamierst. Außerdem kannst du im Glossar noch die eine oder andere Begrifflichkeit nachschlagen, über die du im Buch vielleicht gestolpert bist.

Fettnäpfchenführer Ostsee: Mein Fazit

Fettnäpfchenführer Ostsee Bild 5 bearbeitet kleinNach der Lektüre konnte ich erst einmal aufatmen. Intuitiv habe ich in den vergangenen Jahrzehnten wohl fast alles richtig gemacht an der Ostsee. Dennoch enthält der Fettnäpfchenführer unfassbar viele Infos, die ich als Ostsee-Profi noch nicht kannte.

Ich liebe die Art und Weise, wie dem Leser in den Fettnäpfchenführern mittels erfundener (oder von den Autoren selbst erlebten) Geschichten Situationen aufgezeigt werden, in denen es zu Missverständnissen kommen kann. Auch die Geschichten im Fettnäpfchenführer Ostsee sind sehr leicht zu lesen und die Hauptfiguren sind sympathisch. Besonders Biene hat mich direkt angesprochen, weil sie aus dem Ruhrpott an die Ostsee reist. Genauso wie ich das immer mache. Woher Karsten kommt, habe ich leider nicht rausfinden können oder es überlesen. Wenn ich es richtig verstanden habe, berlinert er allerdings hin und wieder. Und er erwähnt an einer Stelle, dass er Unioner ist. Für einen Nicht-Fußballfan sind solche Passagen unverständlich. Ich bin fußballverrückt und wusste deshalb sofort, was Karsten meinte: Er ist Union-Berlin-Fan. Aber nicht jeder Leser wird das wissen.

Wirklich großartig finde ich, wie viel Wissen die Autoren auf den 256 Seiten vermitteln. Du lernst aus den beschriebenen Situationen, was ich mir zum Beispiel immer besser merken kann, bekommst aber in den grau unterlegten Kästen unheimlich viele Zusatzinformationen. Die Infos sind manchmal weitaus umfangreicher als in manchen Reiseführern. Dank des Fettnäpfchenführers Ostsee weiß ich nun, wo die längste Strandpromenade Europas liegt, kenne die längste Seebrücke der deutschen Ostseeküste und weiß nun ganz genau, welche Flagge am Strand was bedeutet. Gerade die letztgenannten Informationen können lebenswichtig sein. So viele brauchbare Infos über die bloßen Fettnäpfchenführer-Geschichten hinaus hätte ich nicht erwartet, obwohl ich die Fettnäpfchenführer-Reihe ja sogar schon lange kenne.

So toll ich den Fettnäpfchenführer Ostsee insgesamt finde, war ich nach der Lektüre allerdings auch unheimlich enttäuscht. Leider spielen die meisten Szenen auf Rügen, Usedom und Hiddensee – das sind alles Orte in Mecklenburg-Vorpommern. Doch die Ostsee liegt auch in Schleswig-Holstein. Ich mache zum Beispiel ausschließlich Urlaub an der Ostseeküste in Schleswig Holstein und hatte mich sehr auf Kapitel über  Travemünde, Timmendorfer Strand, Grömitz oder Scharbeutz gefreut.

Fettnäpfchenführer Ostsee Bild 6 bearbeitet kleinAm Schluss gibt es im noch ein Kapitel über Lübeck und ein weiteres Kapitel, in dem eine sehr unfreundliche Frau in Schleswig-Holstein dargestellt wird. Zudem existiert noch ein Kapitel über Flensburg und in einem Nebensatz wird erwähnt, dass es in Schleswig-Holstein zahlreiche schöne Orte gibt. Aber das war es dann fast auch schon. Ich habe die langwierigen Kapitel über Hiddensee tatsächlich nur durchgehalten, weil ich hoffte, dass es später noch um „meinen“ Teil der Ostsee gehen wird. Aber das Durchhalten wurde nicht belohnt.

Damit bringt das Buch vielen Lesern, die – wie ich – immer an die Lübecker Bucht fahren oder in der Nähe von Kiel an der Ostsee entspannen, nur halb so viel Spaß. Ich hatte zum Beispiel überlegt, das Buch meiner besten Freundin Steffi zu schenken. Sie fährt mit ihrem Mann immer nach Fehmarn. Im Fettnäpfchenführer Ostsee kommt Fehmarn aber leider nicht vor. Ein paar weniger Kapitel über Hiddensee und mehr über Schleswig-Holstein hätten dem Buch wirklich gutgetan. Man hätte Biene und Karsten zum Beispiel auf eine Rad-Rundreise oder einen Roadtrip schicken können, um mehr Orten an der Ostsee gerecht zu werden.

Na ja, aber ich jammere wahrscheinlich auf hohem Niveau. Insgesamt bietet das Buch unzählige Informationen und Verhaltensregeln für einen Urlaub an der Ostsee.

Fettnäpfchenführer Ostsee: Umfang und Preis

Das Buch Fettnäpfchenführer Ostsee: Auf dem Bodden der Tatsachen von Anke und Frank Nussbücker ist im Verlag CONBOOK erschienen, umfasst 256 Seiten und kostet 12,95 Euro. Falls du es haben möchtest oder an einen Ostsee-Fan verschenken willst, kannst du es direkt hier bestellen*.

Ich danke dem Verlag CONBOOK für die Bereitstellung des Rezensionsbeispiels. Meine Meinung bleibt – wie immer – dadurch unbeeinflusst.

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