Das Ruhrgebiet ist nicht unbedingt die erste Region, die einem in den Sinn kommt, wenn man eine Reise innerhalb Deutschlands plant. Viele Menschen zieht es eher nach Bayern in die Berge oder zur Nord- oder Ostsee. Wer es dann doch mal in den Pott schafft, ist oft positiv überrascht. Denn das Ruhrgebiet hat wahnsinnig viel zu bieten. Deshalb ist es auch leicht möglich, dass man vor lauter Möglichkeiten nicht weiß, was man zuerst machen soll. Als waschechtes Pott-Mädchen kann ich dir helfen und verrate dir gerne, was du im Ruhrgebiet nicht verpassen solltest.
Bei meinen vielen Texten, die ich über den Lago Maggiore, London, die Lübecker Bucht und viele andere Reiseziele und Bücher schreibe, vergesse ich manchmal, dass ich ja für eine bestimmte Region eine ganz besondere Expertin bin: das Ruhrgebiet. Ich bin in Witten geboren worden und wohne in Bochum. Selbst wenn man mich nachts um drei Uhr wecken würde und mich nach Reise- und Ausflugstipps im Pott fragen würde, könnte ich stundenlang referieren.
Dennoch fällt mir erst jetzt, mehr als sieben Jahre nach meinem ersten Blogpost, ein, dass ich ja mal erzählen könnte, was du im Ruhrgebiet nicht verpassen solltest, wenn es dich mal in meine Heimat verschlägt. Dieser Text war also schon lange überfällig.
Was du im Ruhrgebiet nicht verpassen solltest: Erkunde die Altstadt von Hattingen
Wenn ich nur einen Ort im Ruhrgebiet nennen dürfte, den du unbedingt besuchen solltest, dann wäre das nicht meine Heimatstadt Bochum, sondern das wunderschöne Hattingen. Zugegeben: Der Grund, warum ich ausgerechnet Hattingen nennen würde, ist etwas paradox: Ich liebe Hattingen, weil es dort nicht aussieht, als sei man im Ruhrgebiet.
Im Zweiten Weltkrieg sind ein Großteil der Städte im Ruhrgebiet von den Alliierten zerstört worden, auch Hattingen. Doch im Gegensatz zu vielen Nachbarstädten entschied man sich in Hattingen dafür, den Altstadtkern zu sanieren. Die beschädigten Häuser wurden also nicht abgerissen, um an gleicher Stelle ein komplettes Haus einfach neu hinzusetzen. Die beschädigten Häuser sind wieder aufgebaut worden. Nur deshalb beherbergt die Stadt Hattingen heute mehr als 150 Fachwerkhäuser. Ich mag besonders das Bügeleisenhaus aus dem Jahr 1611, das bei genauerer Betrachtung tatsächlich aussieht wie das Haushaltsgerät.
In der Vorweihnachtszeit wird es in der Stadt mit den rund 54.000 Einwohnern stets ein wenig voller, vor allem am Wochenende. Der nostalgische Weihnachtsmarkt Hattingen zieht nämlich immer eine Menge Besucher an. Wenn man es schafft, mich auf einen Weihnachtsmarkt zu bekommen, dann auf den in Hattingen. Er ist nicht zu groß und in der schnuckeligen Altstadt herrscht immer ein ganz besonderes Flair, vor allem um 17 Uhr. Denn dann wird am lebendigen Adventskalender im historischen Rathaus wieder ein Türchen beziehungsweise ein Fenster geöffnet. Frau Holle trägt dann ein Gedicht, Lied oder eine Geschichte vor und lässt anschließend Süßigkeiten für die Kinder regnen.
Noch mehr Eindrücke von Hattingen bekommst du in diesem Blogpost.
Was du im Ruhrgebiet nicht verpassen solltest: Erlebe (Fußball-)kultur
Wenn du was für Fußball übrig hast, bist du im Ruhrgebiet genau richtig. Denn im Pott wird der Fußball gelebt. Es hat schon seinen Grund, warum das Deutsche Fußballmuseum 2015 in Dortmund eröffnete und nicht etwa in München oder Berlin.
Mit dem VfL Bochum, Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 kommen aktuell (Stand November 2022) drei Bundesligisten aus dem Ruhrgebiet. Vielleicht fällt dein Besuch im Ruhrpott ja auf ein Wochenende und du schaffst es, dir Tickets für ein Bundesliga-Spiel zu besorgen. Oder du schaust dir einfach die Museen von Borussia Dortmund (BORUSSEUM) oder das Schalke Museum an. Sie sind übrigens Stationen auf der Deutschen Fußball Route NRW, die sich durch das gesamte Bundesland zieht und so einige interessante Haltepunkte im Ruhrpott bietet. Der 825 Kilometer lange Fahrradweg führt insgesamt durch 15 Städte, deren Fußballvereine in den vergangenen Jahrzehnten große Bekanntheit erlangten.
Wenn du nicht so sehr auf Fußball stehst, aber auf Kultur, dann wirst du im Ruhrgebiet dennoch voll auf deine Kosten kommen. Es gibt wenige Regionen in Deutschland, die so viel für Kulturfreunde bieten, vor allem, wenn du Musik magst. Im Ruhrgebiet findet immer irgendwo ein Konzert statt. Besonders empfehlen möchte ich dir das Konzerthaus in Bochum, das Anneliese Brost Musikforum Ruhr, in dem die 1919 gegründeten Bochumer Symphoniker 2016 endlich eine feste Bleibe gefunden haben. Das Foyer des Hauses war einst eine Kirche. Der Bau des Konzerthauses bewahrte die Marienkirche vor dem Abriss. Von der Kirche gehen nun zwei Konzertsäle ab. Und in der Kirche selbst kannst du ebenfalls hin und wieder Konzerten lauschen.
Weitere Highlights im Ruhrgebiet sind das Musical Starlight Express, das bereits seit 1988 ununterbrochen in Bochum läuft (Weltrekord!) und die vielen großen und kleinen Theater.
Was du im Ruhrgebiet nicht verpassen solltest: Fotografiere die „Karibik des Ruhrgebiets“
Es gibt eine Stelle im Ruhrgebiet, an der könnte man wirklich meinen, man sei in der Karibik. Und weißt du was? Ich habe viele Jahre sogar ganz in der Nähe gewohnt, ohne es zu wissen. Ich spreche von den Werner Teichen, die auch oft als Harpener Teiche bezeichnet werden, weil die Gewässer direkt zwischen den Bochumer Stadtteilen Werne und Harpen zu finden sind, also ganz in der Nähe des Einkaufszentrums Ruhr-Park.
Es ist die türkisblaue Färbung der beiden Stillgewässer, die der „Karibik des Ruhrgebiets“ ihren Namen gibt. Ich war zwar noch nie in der Südsee, aber ich bin mir sicher, dass es einen gravierenden Unterschied zu den Werner Teichen gibt: Leider riecht es in Bochum rund um die Gewässer nach faulen Eiern. Grund dafür ist das mineralreiche Grubenwasser der ehemaligen Zeche Robert Müser, das in die Teiche geleitet wird. Dies sorgt zwar für die Färbung, hat aber leider den unschön riechenden Nebeneffekt. Einen Besuch ist der Ort dennoch wert, und sei es nur für ein Foto.
Mehr grüne Sehenswürdigkeiten in Bochum und Dortmund stelle ich dir in diesem Blogpost vor.
Übrigens: Das Ruhrgebiet ist viel grüner als sein Ruf und bietet einige Oasen, die ich immer wieder gerne ansteuere. Noch lieber als die kleine „Karibik“ besuche ich zum Beispiel den Kemnader See. Der Stausee befindet sich auf den Stadtgebieten von Bochum, Witten und Hattingen. Ich nenne ihn den „Lago di Kemnade“, weil ich ihn meist ansteuere, wenn ich den Lago Maggiore wieder einmal besonders vermisse. Zwar ist die einzige Gemeinsamkeit mit meinem liebsten See, die Tatsache, dass es sich um ein Gewässer handelt, dennoch kann man dort einige schöne Stunden verbringen. Am liebsten habe ich die Strandbar „Stranddeck“, wo ich auch meine geliebten Palmen finden kann.
Noch mehr Ausflugsziele rund um Witten und Hattingen verrate ich dir in diesem Blogpost.
Was du im Ruhrgebiet nicht verpassen solltest: Wandle auf der Route der Industriekultur
Wenn du mal im Ruhrgebiet bist, solltest du auch unbedingt auf der Route der Industriekultur wandeln.
Auf dieser Route findest du 56 Hauptattraktionen. Wo früher zum Beispiel Kohle gefördert wurde, kannst du heute Konzerte, Lesungen, Ausstellungen oder Theaterstücke bewundern. Besonders sehenswert ist die Zeche Zollverein in Essen. Sie war einst das größte Steinkohlebergwerk der Welt und das 100 Hektar große Gelände zählt heute sogar zum UNESCO-Welterbe.
Bei dem Thema bin ich ganz ehrlich: Ich fand die alten Industriegelände schon als Kind wahnsinnig hässlich. Mit Industriekultur kannst du mich in der Regel jagen. Ganz manchmal mache ich mal Ausnahmen, aber ich fühle mich nicht sonderlich wohl zwischen alten Hochöfen und Fördertürmen.
Viele Nicht-Ruhrpottler (aber auch Einheimische) lieben aber die Industriekultur geradezu und fiebern immer einem ganz besonderen Termin entgegen: der Nacht der Industriekultur, die jedes Jahr im Frühsommer (meist Ende Juni) stattfindet. An mehr als 50 Spielorten in mehr als 20 Stätten im Pott gibt es dann die ganze Nacht über kulturelle Veranstaltungen aller Art.
Besser als alte Lagerhallen gefallen mir Halden, die ebenfalls ein Überbleibsel aus der industriellen Vergangenheit des Ruhrgebiets sind. Denn die künstlich angelegten Berge entstanden oft durch Aufschüttung von Abfallprodukten, die zum Beispiel durch den Bergbau entstanden. Heute sind Halden in der Regel kleine Naturoasen, wo du auch viele seltene Tiere und Pflanzen finden kannst.
Meine liebsten Halden im Ruhrgebiet stelle ich dir in diesem Blogpost vor.
Was du im Ruhrgebiet nicht verpassen solltest: Probiere kulinarische Highlights
Wenn es dich einmal ins Ruhrgebiet verschlägt, dann musst du unbedingt auch eine Currywurst probieren – am besten direkt mit Pommes. Und sorry, liebe Berliner: Die beste und einzig wahre Currywurst gibt es nun einmal im Ruhrgebiet. Das diskutiere ich auch nicht.
Vor einigen Jahren hätte ich dir noch uneingeschränkt die Currywurst vom Bratwursthaus im Bochumer Bermuda Dreieck empfehlen können, doch da wurde vor einer Zeit am Saucenrezept geschraubt und mir ist die Sauce nun viel zu scharf. Empfehlen kann ich dagegen uneingeschränkt die Currywurst von „Curry Heinz“ in Gelsenkirchen. Als ich noch in Gelsenkirchen gearbeitet habe, haben wir uns häufiger in der Mittagspause was bei „Curry Heinz“ geholt (unbedingt die Wurst mit Curry-Erdnusssauce probieren). Er hat völlig zu Recht 2010 den Titel für die beste Currywurst Deutschlands bekommen.
Mehr über Currywurst-Variationen kannst du in diesem Blogpost nachlesen.
Das Ruhrgebiet ist nicht nur die Region mit der besten Currywurst, sondern auch eine typische Bierregion. In den 1960er Jahren war Dortmund zum Beispiel eine europäische Biermetropole. Viele Brauereien im Pott sind mittlerweile geschlossen, aber wenige haben überlebt, wie Stauder in Essen oder Fiege in Bochum. Probiere doch mal ein echtes Ruhrpott-Bier.
Neben Currywurst und Bier bietet der Ruhrpott vor allem deftige Kost. Im Herbst isst man Schlabberkappes, einen Eintopf mit Weißkohl und Fleisch, oder Pfefferpotthast. Zudem gibt es regionale Spezialitäten, die es oft nur in bestimmten Städten gibt, wie zum Beispiel Dortmunder Salzkuchen, ein mit Kümmel und Salz betreutes Weizenbrötchen mit Loch in der Mitte, das oft mit Mett bestrichen wird.
Jetzt bist du dran: Bist du schon einmal im Ruhrgebiet gewesen? Wie hat es dir in meiner Heimat gefallen? Du kannst ganz ehrlich sein, ich hadere auch immer häufiger damit, wie sich einige Dinge hier entwickeln. Was hast du dir angeschaut? Und wenn du noch nicht im Ruhrpott warst: Was würdest du dir in meiner Heimat gerne mal ansehen?
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