Wenn du in Locarno am Lago Maggiore bist und überall Leopardenmuster entdeckst, dann weißt du eins: Es ist wieder Festival-Zeit. Einmal im Jahr kommen in der Stadt im Schweizer Kanton Tessin nämlich vor allem Cineasten auf ihre Kosten. Das Locarno Film Festival gehört zu den renommiertesten seiner Art in ganz Europa und zieht Jahr für Jahr prominente Filmschaffende aus der ganzen Welt an – auch aus Hollywood.

Als ich Locarno zum ersten Mal besuchte, fanden gerade Aufbauarbeiten für das Filmfest statt. Ich hatte demnach keine Vergleichsmöglichkeit und wusste nicht, wie sehr sich die 16.000-Einwohner-Stadt in jedem Sommer verändert, wenn das Filmfest ansteht. Und ich hatte auch keine Ahnung, dass die Stimmung auch irgendwie immer eine andere ist zur Festival-Zeit.

Mittlerweile habe ich Locarno schon sehr oft besucht, direkt zur Festival-Zeit, kurz vor den Filmfestspielen und wenn es noch lange hin ist bis zum wichtigsten Termin des Jahres. Kurz bevor das Sommerspektakel beginnt, ist die Spannung in der Stadt förmlich greifbar, doch ich habe auch immer das Gefühl, dass sich wirklich jeder auf diesen Termin freut. Das kleine Städtchen wirkt dann auf einmal noch mondäner als ohnehin schon.

Das Locarno Film Festival: Ein paar Fakten

Bereits seit 1946 findet das Locarno Film Festival Jahr für Jahr am Lago Maggiore statt. Damit zählt es zu den ältesten Filmfestspielen der Welt. Das Hauptaugenmerk bei diesem Festival liegt auf Autorenfilmen. So nennt man Filme, bei denen der Regisseur alle Aspekte, die beim fertigen Werk wichtig sind (zum Beispiel Drehbuch oder Schnitt), selbst bestimmt. Er gilt also als alleiniger Autor des Films.

Ich wusste es vor meinem ersten Besuch beim Festival auch nicht, aber das Filmfest in Locarno soll zu den zwölf wichtigsten der Welt zählen und gilt damit als sogenanntes A-Festival. Und so wundert es auch nicht, dass auch immer mal wieder Hollywoodstars über den roten Teppich am Lago Maggiore marschieren. Zu Gast waren – unter anderem – schon Hilary Swank, Ethan Hawke und Meg Ryan.

In jedem Jahr Anfang August verwandelt sich Locarno für elf Tage in eine Filmstadt. Mehrere Hundert Filme werden dann gezeigt und mehr als 150.000 Zuschauer fluten dann die Gassen der Altstadt von Locarno. Dazu kommen in der Regel mehr als 3000 Branchenvertreter und um die 1000 Journalisten, die über das Spektakel berichten.

Wenn du ein wenig mehr über die Atmosphäre zur Festival-Zeit erfahren möchtest, dann habe ich einen Lesetipp für dich: Ein wichtiger Handlungsort des Krimis Wenn es Nacht wird am Lago Maggiore* von Bruno Varese ist das Locarno Film Festival. Wenn du mehr über das Buch wissen möchtest, solltest du dir meine Rezension näher anschauen.

Das Locarno Film Festival: Die Lage

Suchen musst du das Festival-Gelände in Locarno nicht. Ganz im Gegenteil. Es ist unmöglich es zu übersehen. Denn die Filmfestspiele finden wirklich mitten im Stadtkern statt.

Herzstück ist die wunderbare Piazza Grande, der vielleicht schönste Platz am gesamten Lago Maggiore. Auf dem malerischsten Fleckchen von Locarno finden in jedem Jahr die größten Umbauarbeiten statt. Denn pünktlich zum Filmfestival verwandelt sich die sonst – unter anderem – als Marktplatz genutzte Fläche in ein riesiges Freilichtkino.

Auf dem charakteristischen Kopfsteinpflaster werden in jedem Jahr 8000 Stühle und eine riesige Kinoleinwand (26 x 14 Meter) installiert. Nach Einbruch der Dunkelheit flimmern hier im Schatten von historischen Bürgerhäusern, Laubengängen, allerlei Restaurants und Shops sowie dem Stadtturm „Torre Comunale“ aus dem 14. Jahrhundert diverse Filme über die Leinwand.

Es muss ein unbeschreibliches Erlebnis sein, mal in dieser gigantischen Atmosphäre einen Film des Festivals zu erleben. Dies steht in jedem Fall noch auf meiner Muss-ich-sehen-Liste. Ich habe schon so viel am Lago Maggiore gesehen und erlebt, aber ein Filmabend in Locarno zur Festspielzeit fehlt mir noch.

Rund um die Piazza gibt es natürlich noch weitere Veranstaltungsflächen, zum Beispiel das PalaCinema Locarno (Piazza Remo Rossi 1) ganz in der Nähe der Piazza Grande.

Das Locarno Film Festival: Eine Stadt voller Leoparden

Das Locarno zur Filmfestival-Zeit ist ein Stück weit anders als das Locarno, das du fernab des Filmfests erlebst. Ich habe es zu Beginn des Texts bereits erwähnt: Die Stadt ist während der gesamten Veranstaltungszeit voller Leoparden. An der Wand des PalaCinemas, an den Wänden von Parkhäusern oder weiteren Werbeflächen findest du allerlei Leopardenmotive. Die Fahnen, die rund um den Stadtkern und Parkanlagen gehisst sind, haben ein Leopardenmuster und selbst das Flatterband, mit dem Aufbauarbeiten gekennzeichnet sind oder Absperrungen vorgenommen werden, tragen das markante Muster. Und das hat einen guten Grund: Der Leopard ist das Maskottchen des Locarno Film Festivals und auch der wichtigste Preis des Festivals ist ein Goldener Leopard. Den erhalten die Menschen, die für den besten Spielfilm im Wettbewerb ausgezeichnet werden. Aber das war nicht immer so.

Unter anderem wurde einst als Preis ein goldenes Segel verliehen. Das machte insbesondere aufgrund der Lage am Lago Maggiore Sinn, kam aber nicht so gut an. So entstand 1968 die Idee, aus dem Segel einen Leoparden zu machen. Die Raubkatze eroberte die Herzen der Filmschaffenden und Film-Fans im Sturm und heute ist der Leopard nicht mehr aus Locarno wegzudenken.

Zu Filmfestival-Zeiten gibt es gar eine richtige Leoparden-Flut in Locarno. Kaum ein Schaufenster kommt ohne eine Leoparden-Figur aus, egal ob Buchhandlung, Café oder Bäckerei. Und das markante Fellmuster hat es mittlerweile auch auf unzählige Merchandising-Artikel geschafft, zum Beispiel auf Schlüsselanhänger, Lesezeichen oder Kaffeebecher. Der Leopard ist ein Muss.

Das merkte auch ich bei meinem jüngsten Bummel durch Locarno zur Filmfestival-Zeit. Besonders in den Schaufenstern direkt an der Piazza Grande wimmelt es nur so von Raubkatzen. Alle Geschäftsleute springen auf den Filmfest-Zug auf und du bekommst alles im Leoparden-Design, eigens kreierte Pralinen und sogar kleine aus Papier nachgebaute Freiluftkinos, über die ein Leopard springt. Es scheint, als gebe es nichts, was es nicht gibt.

Das Locarno Film Festival: Sehenswertes fernab der Veranstaltung

Auch fernab des Filmfestivals ist Locarno eine unglaublich sehenswerte Stadt. Bekannt ist Locarno für die hohe Museumsdichte. Ausschließlich im Nachbarort Ascona ist die Museumsdichte ähnlich hoch wie in Locarno. Sehenswert ist vor allem das Stadt- und Archäologiemuseum. Es befindet sich nur einen kurzen Fußmarsch von der Piazza Grande entfernt und könnte in kaum einer malerischeren Umgebung liegen. Die Ausstellungsräume sind nämlich in einer mittelalterlichen Burg oder zumindest dem, was vom Castello Visconteo übriggeblieben ist. Wer mehr auf moderne Kunst steht, sollte sich die Ghisla Art Collection nicht entgehen lassen. Schon von außen ist das Gebäude ein Hingucker. Denn das Museum war nicht immer ein Ausstellungsraum, sondern einst ein Dreifamilienhaus. Doch dann wurde der heute zur Straße fensterlose Kubus mit rotem Drahtnetz überzogen und es zogen mehr als 200 Werke – unter anderem von Mirò und Magritte Picasso – ein.

Weitere Museen am Lago Maggiore stelle ich dir in diesem Blogpost vor.

Ein Muss bei deinem Besuch von Locarno ist auch eine Besichtigung der Wallfahrtskirche Madonna del Sasso. Das etwas oberhalb des Stadtkerns gelegene Gotteshaus erreichst du am besten mit einer Standseilbahn, die unweit des Seeufers startet. Eine Legende besagt, dass einem Franziskanermönch an der Stelle, wo heute die Kirche steht, im Jahr 1480 die Mutter Gottes erschienen sein soll. Selbst wenn du nicht sonderlich gläubig bist, lohnt sich ein Besuch des Geländes. Denn von oben hast du einen der besten Blicke auf Locarno.

Wasserratten kommen im Lido di Locarno voll auf ihre Kosten, denn du kannst dort in diversen Frei- und Hallenbädern schwimmen, ein Thermalbad nutzen und sogar auf Wasserrutschen Spaß haben. Das Lido di Locarno gilt als eins der modernsten Strandbäder des gesamten Tessins.

Mehr über Locarno und die vielen Sehenswürdigkeiten ganz im Norden des Lago Maggiore erfährst du in diesem Blogpost.

Das Locarno Film Festival: Highlights in der Umgebung

Wenn du mal extra zum Filmfestival nach Locarno reist, solltest du auch die Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung nicht auslassen.

Nur einen Steinwurf von Locarno entfernt liegt Ascona. Die 5500-Einwohner-Stadt verfügt nicht nur über die vielleicht schönste Uferpromenade am gesamten Lago Maggiore, sondern auch über eine Menge Sehenswürdigkeiten, zum Beispiel diverse Museen. Sehenswert ist vor allem das Museo Castello San Materno. Das Kunstmuseum befindet sich nämlich in einem historischen Schloss, dessen ältester Teil zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert gebaut worden sein soll.

Ein Muss in Ascona ist auch eine Stippvisite zum Monte Verità. Auf dem „Berg der Wahrheit“ trafen sich einst Künstler, Intellektuelle und Weltverbesserer, die raus wollten aus ihrem bürgerlichen Alltag. Heute befinden sich auf dem Anwesen – unter anderem – ein modernes Kongresszentrum sowie eine Teeplantage und ein Zen-Garten.

Mehr über Ascona kannst du in diesem Blogpost nachlesen.

Nur etwa zehn Kilometer von Locarno entfernt liegt Brissago, der letzte Schweizer Ort vor der italienischen Grenze. Und genau hier befindet sich eine Sehenswürdigkeit, die man getrost als kleines Paradies bezeichnen könnte: die Brissago-Inseln. Sie sind unbedingt einen Besuch wert, wenn du mal in der Gegend bist. Wobei die Bezeichnung „Inseln“ ein wenig täuscht. Zwar sind es zwei Inseln, die vor dem Örtchen im See liegen, doch lediglich die Isola Grande ist für Besucher zugänglich. Sobald du das Boot, das dich zur Insel bringt, verlässt, stehst du in einem botanischen Garten mit mehr als 2000 Pflanzenarten aus der ganzen Welt. Ein Ausflug dorthin ist ein wahres Fest für die Sinne.

Mehr über meinen ersten Besuch auf den Brissago-Inseln habe ich in diesem Blogpost geschrieben.

Und natürlich ist auch Italien von Locarno aus nicht weit. Der erste Ort am Westufer hinter der Grenze ist Cannobio, das gleichzeitig als einer der beliebtesten Orte am gesamten See gilt. Ebenfalls nicht weit von Locarno entfernt ist das malerische Cannero Riviera, wo ein ganzer Zitruspark kostenlos zu besichtigen ist.

Jetzt bist du dran: Bist du schon einmal in Locarno gewesen? Warst du vielleicht schon einmal während des Locarno Film Festivals in der Stadt? Wie hat es dir gefallen? Hast du dir vielleicht sogar schon einen Film auf der wunderschönen Piazza Grande angeschaut? Oder würdest du gerne mal einen Film auf dem historischen Platz sehen?

Du möchtest mehr Infos über den Lago Maggiore? Dann wäre mein Reiseführer Lago Maggiore für Einsteiger* vielleicht was für dich. Als Alternative kann ich dir diesen Reiseführer* empfehlen.

Lust bekommen? Hier erhältst du weitere Inspiration für Ausflüge am Lago Maggiore*.

Du suchst ein Hotel am Lago Maggiore? Hier wirst du sicher fündig*.

Auf der Suche nach passender Urlaubslektüre? Dann empfehle ich dir gerne Die Tote am Lago Maggiore* von Bruno Varese.

Weiterlesen: Hier bekommst du einen Überblick über alle meine Lago-Maggiore-Texte.

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