Ich kann mich noch gut an meine erste Reise zum Lago Maggiore erinnern. Ich war damals mit einer Reisegruppe im Bus unterwegs. Es war ein Montagnachmittag, als wir bei circa 32 Grad Außentemperatur Richtung Gotthardtunnel fuhren. Wir ahnten nicht, dass aufgrund der enormen Hitze immer nur wenige Fahrzeuge in den Tunnel gelassen werden würden. Insgesamt warteten wir zwei Stunden, bis wir endlich durch den Gotthardtunnel fahren konnten. Wenn auch du schon einmal vor dem Tunnel im Stau gestanden hast, interessieren dich sicher Alternativen zum Gotthardtunnel, die ich dir gerne in diesem Text vorstellen möchte.
Wenn ich heute zum Lago Maggiore fahre, dann ist die Durchfahrt durch den Gotthardtunnel eigentlich immer der Posten auf der Strecke, um den sich meine gesamte Planung der Anreise dreht. Kommt man zum falschen Zeitpunkt am Tag oder gar am falschen Tag (Stichwort „lange Wochenenden“) am Tunnel an, kann einem dies mehrere Stunden Wartezeit einbringen. Vor Pfingsten staute sich der Verkehr vor dem Gotthardtunnel zuletzt auf mehr als 20 Kilometer. Das bedeutete eine Wartezeit von mehr als drei Stunden.
Wer schon einmal in so einem Mega-Stau gestanden hat, überlegt sich natürlich zwangsläufig, wie er den Gotthardtunnel umfahren könnte. Auch ich habe mir mittlerweile schon Alternativrouten zum Gotthardtunnel rausgesucht, die vielleicht auch eine Option bei deiner nächsten Reise zum Lago Maggiore sein könnten.
Ein kleiner Hinweis, bevor wieder zig E-Mails kommen, die mich auf die Möglichkeit von Anreisen mit dem Zug oder dem Flugzeug hinweisen: Darum geht es in diesem Text nicht. Es geht um Alternativen zum Gotthardtunnel, für Menschen, die mit dem Auto, Campervan und Co. unterwegs sind.
Alternativen zum Gotthardtunnel: Der Gotthardpass
Die beliebteste Alternativroute zum Gotthardtunnel ist der Gotthardpass. Bis zur Eröffnung des Gotthard-Straßentunnels im Jahr 1980 war der Gotthardpass eine der wichtigsten Verbindungsstraßen zwischen Norden und Süden über die Alpen. Der Weg über den Pass ist 24 Kilometer lang und wurde zwischen 1827 und 1830 gebaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 2107 Metern, was wirklich wahnsinnig schöne Ausblicke und Eindrücke ermöglicht.
Apropos Eindrücke: Auf dem Pass kannst du das Museum Sasso San Gottardo besuchen, das sich in der einst streng geheimen Gotthardfestung befindet. Es beherbergt die Dauerausstellung „Mythos Gotthard“, wo es unter anderem um Goethe in der Schweiz geht. Zudem kannst du im Rahmen der Ausstellung „Historische Festung“ tief in den Berg hineinfahren und Truppenunterkünfte und Kanonenstellungen sehen. Außerdem gibt es noch eine tolle Panoramaplattform.
Als weiteres Museum kannst du auf dem Pass das Nationale Gotthardmuseum besuchen (zwischen circa Juni und Ende September). Dort bekommst du ganz viele Infos über die Geschichte des Gotthards. Wenig beruhigend: Kein anderer Alpenübergang hat so viele Löcher wie der Gotthard. Hauptaugenmerk im Museum liegt auf den vielen Tunneln, Höhlen und Festungen, die ab circa 1200 bis heute entstanden sind. Bei so vielen Möglichkeiten für Sightseeing muss man aufpassen, dass man die Weiterfahrt nicht versäumt …
Einen Haken hat diese Alternativroute dann aber doch: Der Gotthardpass ist nur von circa Ende Mai bis ungefähr Ende Oktober geöffnet. Die Öffnungszeiten variieren in jedem Jahr und hängen davon ab, wie viel Schnee liegt und wie hoch die Lawinengefahr bei der Durchfahrt wäre.
Alternativen zum Gotthardtunnel: Der San-Bernardino-Tunnel
Wenn ein Pass nicht so nach deinem Geschmack ist, weil du zum Beispiel mit Höhe oder engen, kurvigen Straßen nicht so gut umgehen kannst, dann kenne ich eine weitere Alternative zum Gotthardtunnel. Nutze in diesem Fall doch den San-Bernardino-Tunnel, um nach Italien oder von Italien wieder in die Heimat zu kommen.
Der San-Bernardino-Tunnel wurde bereits 1967 eröffnet und ist damit dreizehn Jahre älter als der Gotthardtunnel. Er befindet sich im Kanton Graubünden und verbindet die Dörfer San Bernardino und Hinterrhein. Mit seinen 6,6 Kilometern Länge ist der San-Bernardino-Tunnel verhältnismäßig kurz. Zum Vergleich: Der Gotthardtunnel ist 16,9 Kilometer lang. Den San-Bernardino-Tunnel nutzen vor allem Urlauber, die aus der Ostschweiz oder Bayern Richtung Tessin unterwegs sind.
Die Durchfahrt durch den San-Bernardino-Tunnel ist mit der Schweizer Mautplakette bezahlt. Es gibt keine Extra-Gebühren. Am Gotthardtunnel gibt es diese übrigens auch nicht (Stand Mai 2024). Oft kommt es zu Missverständnissen, da im großen Sankt-Bernard-Tunnel (Pays du St. Bernard) zwischen dem Val d’Entremont im Wallis und dem Aostatal in Italien Extra-Gebühren anfallen.
Und noch einen Hinweis solltest du bezüglich des San-Bernardino-Tunnels beachten: Wenn vor dem Gotthardtunnel viel Stau angesagt ist, nutzen vielen Menschen den San-Bernardino-Tunnel als Alternative. Es kann also durchaus sein, dass du vor dem San-Bernardino-Tunnel ebenfalls sehr lange im Stau stehst.
Achtung: Wie im Gotthardtunnel auch, gibt es regelmäßig Nachtsperrungen. Du solltest dich also vor einer geplanten Durchfahrt vorher im Internet informieren, ob der San-Bernardino-Tunnel zur gewünschten Zeit passierbar ist.
Alternativen zum Gotthardtunnel: Der San-Bernardino-Pass
Wer nicht so ein großer Tunnel-Fan ist, kann statt des San-Bernardino-Tunnels auch den San-Bernardino-Pass nehmen, um ins Tessin zu reisen. Der Pass ist zwischen 1818 und 1823 gebaut worden. Nutzt du diesen Weg, hast du eine Strecke von 17 Kilometer zurückzulegen. Der höchste Punkt liegt in 2065 Metern Höhe.
Nutzbar ist der Pass lediglich mit Gefährten bis zu einem Höchstgewicht von 18 Tonnen. Die Höchstbreite eines Gefährts liegt bei 2,3 Metern. Zudem gibt es ein Anhängerverbot für schwere Motorwagen.
Wichtig: Wie der Gotthardpass auch, ist der San-Bernardino-Pass im Winter gesperrt. Er öffnet circa ab Ende Mai bis ungefähr Ende Oktober. Die Daten variieren immer nach Schneemenge.
Alternativen zum Gotthardtunnel: Der Simplonpass
Im Gegensatz zu den anderen hier im Text vorgestellten Pässen, ist der Simplonpass zwischen Brig und Domodossola ganzjährig befahrbar. Ab 1800 ließ Napoleon an der Stelle eine befestigte Straße errichten, die 1805 eröffnet werden konnte. Ab 1956 wurde der Pass so ausgebaut, dass auch eine Winternutzung möglich ist. Allerdings ist dies nur mit Winterausrüstung erlaubt. Es kann sein, dass temporär auch eine Schneekettenpflicht besteht.
Die komplette Strecke über den Pass beträgt 67 Kilometer. Der höchste Punkt liegt 2009 Meter über dem Meeresspiegel. Der komplette Pass ist auf beiden Seiten zweispurig befahrbar, was zu verhältnismäßig viel Verkehr führt.
Wer die Aussicht vom Gipfel noch ein wenig länger genießen möchte, kann dies im Hotel Monte Leone*. Dort stehen 14 Doppelzimmer bereit.
Alternativen zum Gotthardtunnel: Der Simplontunnel
Wer die 67 Kilometer lange Strecke über den Simplonpass nicht fahren möchte, der kann als Alternative die Fahrt durch den Simplontunnel wählen. Der Simplontunnel ist ein 20 Kilometer langer Eisenbahntunnel, der 1905 eröffnet worden ist und durch den einst auch der berühmte Simplon-Orient-Express fuhr.
Doch wieso empfehle ich dir einen Eisenbahntunnel, wirst du dich nun vielleicht fragen. Ganz einfach: Zwischen Brig und Iselle di Trasquera besteht ein so genannter Autoverlad. Das heißt, gegen eine Gebühr wird dein Auto auf einen Zug verladen und durch den Tunnel gebracht. Während der 20-minütigen-Fahrt bleiben die Passagiere im Auto sitzen, damit das Entladen der Autos am Zielort schneller geht.
Betreiber ist die BLS AG. Dort kannst du auch deinen Slot für die Durchfahrt durch den Tunnel vorab buchen. Zudem findest du auf der Website weitere Infos, zum Beispiel, ob dein Fahrzeug überhaupt geeignet ist für die Durchfahrt auf dem Zug.
Hier geht es zu den weiteren Infos.
Falls für dich keine genannte Alternative infrage kommt: Ein paar Tipps
Es kann immer Gründe geben, warum man die genannten Alternativrouten doch nicht nutzen möchte oder kann. Deshalb möchte ich dir zum Ende des Texts wenigstens noch ein paar Tipps mitgeben, mit denen du diese Teilstrecke auf dem Weg Richtung Süden besser meistern kannst.
Mein Motto ist ja immer „Sei vorbereitet“. Ich habe immer genügend Snacks und vor allem Getränke im Innenraum des Autos, so dass Hunger und Durst kein Problem für mich sind, sollte es mal zu längeren Wartezeiten vor dem Gotthardtunnel kommen. Zudem gibt es ja auch die Raststätten Gotthard-Nord (Fahrtrichtung Süden) und Gotthard-Süd (Fahrtrichtung Norden). Diese Raststätten (oder sogar noch welche davor) versuche ich immer mitzunehmen, um noch einmal etwas nachzutanken und auf Toilette zu gehen. Sollte die Wartezeit dennoch einmal so lang sein, dass die Blase nicht mitmacht, kann auch ein Mini-Urinal* ein praktisches Gadget für den Notfall sein.
Weitere nützliche Reisegadgets für den Roadtrip stelle ich in diesem Blogpost vor.
Wichtig zu wissen: Im Gotthardtunnel selbst wird es recht heiß. Es kann sein, dass es während der Durchfahrt mehr als 40 Grad heiß wird. Ich wähle meine Kleidung dementsprechend aus und trage immer Top und Strickjacke. Die kann ich schnell aus- und anziehen, wenn es mir zu heiß oder kalt ist. Wer schnell Kreislaufprobleme bei Hitze bekommt, sollte vielleicht eine kleine Kühltasche im Innenraum mit Kühlpads deponieren.
Die beste Vorbereitung ist immer noch die Wahl der Reisezeit. Vor (langen) Wochenenden und zu Beginn und Ende von Schulferien ist es am Gotthardtunnel immer am vollsten. Deshalb reise ich zum Beispiel nie so, dass ich nach 9 Uhr am Gotthardtunnel sein würde und fahre, wann immer es geht, unter der Woche. Meist bin ich wochentags zwischen 5 und 6 Uhr am Gotthardtunnel und das geht wirklich gut. Wenn du das demnächst auch so handhaben möchtest, habe ich noch einen wichtigen Hinweis. Es kommt vor, dass der Gotthardtunnel nachts geschlossen ist. Informiere dich vor deiner Reise immer noch einmal, ob der Gotthardtunnel zu deiner geplanten Reisezeit auch passierbar ist.
Zum Schluss noch einen kleinen Lichtblick für alle, die schon bei der Aussicht auf Stau vor dem Gotthardtunnel keine Lust auf die Anreise haben: Spätestens bei dem Anblick, den du hier auf den Fotos in diesem Abschnitt sehen kannst, vergesse ich all meinen Stau-Ärger immer wieder schnell.
Jetzt bist du dran: Hast du schon einmal in einem Stau vor dem Gotthardtunnel gestanden? Was war die höchste Wartezeit, die du mal vor dem Tunnel verbringen musstest? Hast du schon einmal eine der genannten Alternativrouten ausprobiert? Wenn ja, welche der Alternativrouten kannst du besonders empfehlen? Oder war die Alternative ein Reinfall und du stellst dich mittlerweile lieber wieder vor den Gotthardtunnel? Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen.
Du möchtest mehr Infos über den Lago Maggiore? Dann wäre mein Reiseführer Lago Maggiore für Einsteiger* vielleicht was für dich. Als Alternative kann ich dir diesen Reiseführer* empfehlen.
Lust bekommen? Hier erhältst du weitere Inspiration für Ausflüge am Lago Maggiore*.
Du suchst ein Hotel am Lago Maggiore? Hier wirst du sicher fündig*.
Auf der Suche nach passender Urlaubslektüre? Dann empfehle ich dir gerne Die Tote am Lago Maggiore* von Bruno Varese.
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Weiterlesen: Hier bekommst du einen Überblick über alle meine Lago-Maggiore-Texte.
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