Eigentlich war ja alles ganz anders geplant. Statt Stresa stand Cannobio auf meiner Wunschliste, als ich vor einigen Jahren meinen ersten Urlaub am Lago Maggiore plante. Doch dann musste ich umdenken. Lese eine Geschichte über einen Notnagel, der letztendlich zum absoluten Glücksgriff avancierte.
Immer mal wieder fragen mich Leser, wie ich denn überhaupt auf die Idee kam, zum Lago Maggiore zu reisen. Tatsächlich war ich nun schon so oft am Lago Maggiore (und dort immer wieder in Stresa), dass ich fast vergessen habe, dass mich eigentlich erst viele Zwänge und Zufälle zu diesem schönen Ort geführt haben, der mittlerweile zu meinem absoluten Lieblingsort am Lago Maggiore geworden ist. Um die Umstände für mein erstes Mal am Lago Maggiore zu erklären, muss ich etwas ausholen. Ich hoffe, das ist okay für dich.
Meine erste Reise zum Lago Maggiore plante ich zusammen mit meiner Mutter. Denn als kleines Kind war sie bereits einmal dort, allerdings auch das eher zufällig. Es war irgendwann zu Beginn der 1960er Jahre, als meine Großeltern und meine Mutter sich auf den Weg zum Campingurlaub in Österreich machten. Ja, richtig gelesen. Doch wie kamen sie nun von Österreich nach Italien? Schuld war das Wetter.
Der Wettergott hatte nämlich in diesem Sommer in den 1960er-Jahren einen Clown gefrühstückt und ließ es tatsächlich schneien – mitten im August. Zurück ins Ruhrgebiet wollten sie nicht fahren, denn das Wetterproblem trat ganz zu Beginn des dreiwöchigen Urlaubs auf. Ein Arbeitskollege meines Opas, der mit seiner Familie ebenfalls in dem kleinen Ort in Österreich war, brachte sie auf eine Idee. Er hatte nämlich Verwandtschaft in Locarno am Lago Maggiore und nahm meine Großeltern und meine Mutter erst einmal für wenige Tage mit dorthin. Nach einem Kurzaufenthalt dort fuhren meine Großeltern und meine Mutter weiter nach Italien und landeten schließlich auf einem Campingplatz in Cannobio*.
Auf diesem Campingplatz in Cannobio verlebten sie eine wunderbare Zeit. Meine Oma, die ich leider nie kennenlernen durfte, sagte einmal, das dies ihr schönster Urlaub überhaupt gewesen sei. An diese Zeit erinnern noch ein paar Dias, die meine Mutter und meine Großeltern unter anderem vor einem Brunnen in Cannobio zeigen. Auch an den tollen Sonntagsmarkt dort konnte meine Mutter sich noch gut erinnern, als wir mit einer Reise zum Lago Maggiore zu liebäugeln begannen. Wir informierten uns ein wenig über den See und die vielen Sehenswürdigkeiten und es war schnell für uns klar: Wir unternehmen eine Reise in die Kindheit meiner Mutter und schauen uns Cannobio an. Besonders meine Mutter war sehr gespannt, wie der Ort nun aussieht.
Stellplätze für deinen Campervan am Westufer des Lago Maggiore stelle ich dir in diesem Blogpost vor.
Anreise nach Stresa: Auto, Flugzeug, Bahn oder Bus?
Schnell machten wir beide uns an die Reiseplanung. Es sollte eine Sommerreise zum See werden, da ich damals noch fest bei einem Fußballverein angestellt war und die Wahrscheinlichkeit frei zu bekommen in der spielfreien Sommerpause einfach am größten war. Letztendlich musste ich dann doch noch sehr kämpfen, um überhaupt fahren zu können, aber das ist eine andere Geschichte.
Mit dem Auto wollten wir die lange Strecke selbst sehr ungerne fahren. Heute kann ich mir übrigens nicht mehr vorstellen, warum ich das nicht wollte. Mittlerweile fahre ich eigentlich immer mit meinem Auto zum See. Aber damals wollte ich es nicht.
Auch die Option Zug fiel leider auch ziemlich schnell flach. Vom Ruhrpott aus muss man so oft umsteigen, dass man am Ende ewig unterwegs ist und obendrein noch ziemlich viel Geld los wird. Und nicht nur das: Da ich aufgrund einer Wirbelsäulenerkrankung eine Gehbehinderung habe und seit einigen Operationen am Rücken auch nicht mehr schwer heben darf (und es auch schlichtweg nicht kann), sind Zugreisen in den oft barrierevollen Bahnhöfen immer unglaublich beschwerlich und fast unmöglich für mich. Schweres Gepäck kann ich nicht so leicht über einen ganzen Bahnhof befördern, wenn überall Treppenstufen und andere Barrieren zu überwinden sind. Funktionierende Fahrstühle sind ja leider die absolute Ausnahme. Und schnelle Gleiswechsel bei kurzen Umstiegzeiten sind auch nicht machbar.
So große Flugzeugfreunde sind wir ebenfalls nicht. Vor allem ich habe mittlerweile ziemlich große Flugangst und bin seit Jahren in kein Flugzeug gestiegen. Ich bekomme bei der Enge im Flieger sofort Panik. So blieb noch die Option Reisebus.
Ich recherchierte im Internet und fand tatsächlich ein Reiseunternehmen gleich bei uns in der Nähe, das regelmäßig zum Lago Maggiore fährt. Doch es gab einen Haken: Das Hotel, das die Reisegesellschaft immer ansteuert, steht nicht in Cannobio, sondern in Stresa direkt an der Seepromenade. Wir schluckten die Pille, die alles andere als bitter war. Ganz im Gegenteil. Das war die beste Entscheidung, die wir machen konnten.
Stresa am Lago Maggiore: Der erste Eindruck
Ich kann mich noch gut an die Ankunft in Stresa erinnern. Es war mittlerweile nach 20 Uhr abends und wir waren bereits seit nachts um 3 Uhr unterwegs. Wir standen vor dem Gotthardtunnel ewig im Stau, waren müde und hungrig. Doch zumindest die Laune von meiner Mutter und mir war nicht ganz so schlecht, weil das, was wir vom See sahen, uns schon unglaublich gut gefiel. Als wir dachten, es könne nicht mehr schöner werden, bogen wir auf die Uferstraße in Stresa*.
Ich hätte in dem Moment gerne die Gesichter von meiner Mutter und mir gesehen. Ich glaube, wir bekamen den Mund nicht mehr zu, weil wir so staunten. Wir erlebten einen kleinen Kulturschock. Nachts noch im grauen Ruhrpott befanden wir uns nun mit Stresa in einem Ort, in dem sich an der Uferpromenade ein malerisches Hotel aus der Belle-Epoque-Zeit an das nächste reiht. Und ausgerechnet das (in meinen Augen) schönste Hotel von allen sollte für die kommenden sieben Tage unsere Unterkunft sein. Bis heute bin ich immer wieder gerne Gast im Regina Palace Hotel. Vor allem die Bar 1900 besuche ich ziemlich gerne, denn diese ist auch für Gäste zugänglich, die nicht im Hotel nächtigen.
Wer jetzt aufgrund dieser Beschreibungen denkt, dass Stresa ein Luxus-Örtchen mit hohen Preisen ist, der irrt. Natürlich gibt es hochklassige Restaurants, besonders in diesen Hotels, aber im Ortskern, besonders rund um die Piazza Cadorna, hast du eine große Auswahl an preiswerten Restaurants mit leckerem Essen. Und es gibt auch durchaus gute, bezahlbare Unterkünfte.
Ein gutes Mittelklassehotel in Stresa stelle ich dir gerne in diesem Blogpost vor.
Besonderes Flair, preiswertes Essen, okay. Aber was ist sonst noch toll an Stresa? Vieles!
- Der Luftkurort hat zwar nur knapp 5000 Einwohner, doch dort herrscht die perfekte Mischung aus „Ruhe“ und „Leben“. Tagsüber ist es in Stresa immer etwas voller, weil viele Tagestouristen von hier aus per Boot zu den nahegelegenen Borromäischen Inseln (Isola Bella, Isola dei Pescatori, Isola Madre) starten. Aber abends wird es dann etwas ruhiger, auch wenn in den Gassen im Sommer das Leben tobt. Vor vielen Restaurants im Ortskern gibt es Live-Musik, Menschen tanzen auf der Straße.
- Auch ohne Auto kannst du alles erreichen. Mit dem Schiff kommst du in jeden größeren Ort am See. Günstiger fährst du allerdings mit dem Zug und dem Bus. So kannst du dir auch weniger touristische Orte ansehen.
- Die Lage von Stresa ist einmalig. Viele Attraktionen, wie die schon erwähnten Borromäischen Inseln oder die Villa Taranto, sind ganz in der Nähe. Außerdem kannst du Tages- oder Halbtagesausflüge in die Schweiz, an die Orte im Süden des Lago Maggiore (zum Beispiel nach Arona), nach Mailand (60 Minuten mit dem Schnellzug) oder zum Lago d’Orta unternehmen.
- Mir ist es anfangs nie besonders aufgefallen, aber durch die Lage in der Borromäischen Bucht hast du in Stresa oft Sonne satt. Das milde Klima bemerkst du besonders im Frühling und Herbst. Es ist in Stresa oft wärmer als in vielen anderen Orten am See.
- Ich bin ja eigentlich nicht so der Mensch, der besonders gerne spazieren geht. Aber in Stresa mache ich es, und zwar ziemlich gerne. Ich drehe meist schon vor dem Frühstück immer eine erste Runde durch den Ort. Der Grund: Stresa hat eine der schönsten Promenaden am Lago Maggiore. Vor 8 Uhr morgens hast du sie fast für dich alleine. Nur einige Einheimische mit ihren Hunden sind dann unterwegs.
- Die Menschen in Stresa haben etwas verstanden, was viele Leute in Touristenhochburgen leider nicht kapieren: Urlauber kommen nur wieder, wenn du sie nett behandelst. Und in Stresa wirst du eigentlich immer nett und zuvorkommend behandelt, allerdings ohne, dass es unangenehm wirkt. Das liegt auch daran, dass der Menschenschlag in Norditalien ohnehin sehr herzlich und hilfsbereit ist.
- Mein letzter Grund ist kurz und knapp und trifft nur auf wenige Orte zu, die ich bisher besucht habe. Nach Stresa komme ich hin und entspanne mich ab der ersten Minute. Und das sollte ein Urlaub doch vor allem sein, entspannend. Oder etwa nicht?
Epilog: Da war ja noch was
Jetzt habe ich die ganze Zeit so von Stresa am Lago Maggiore geschwärmt, dass der eigentliche Grund für meine erste Reise zum Lago Maggiore fast untergegangen wäre. Natürlich haben meine Mutter und ich auch Cannobio besucht. Den Brunnen, an den sie sich noch so gut aus ihrer Kindheit erinnert hat, fanden wir aber erst nach langer Zeit. Denn er versteckte sich an einem Ort, wo sie ihn nicht für möglich gehalten hätte.
Bei unserem ersten gemeinsamen Ausflug nach Cannobio genossen wir eine großartige Calzone an der Uferpromenade, bummelten durch die Altstadt von Cannobio und ließen es uns anschließend noch in einem Eiscafé gutgehen. Es war wirklich ein richtig schöner Tag. Aber wir waren anschließend beide sehr froh, als wir am Abend wieder im schönen Stresa waren. Zumindest für mich wird Stresa immer der schönere Ort bleiben. Aber Cannobio besuchen wir auch regelmäßig, wenn meine Mutter auch mal mit am See ist. Natürlich haben wir auch schon einen gemeinsamen Shoppingtrip zum Sonntagsmarkt unternommen und uns auch den weniger bekannten Donnerstagsmarkt in Cannobio angesehen. Und genau wie in Stresa entdecken wir auch jedes Mal wieder etwas Neues in Cannobio, was uns gut gefällt.
Jetzt bist du dran: Gibt es ein Reiseziel, das du immer und immer wieder ansteuerst, weil es dir so gut gefällt? Um welches Reiseziel handelt es sich? Wie oft bist du dort? Hast du vielleicht sogar mittlerweile einen Zweitwohnsitz in deinem Lieblingsort? Wie hast du dein liebstes Reiseziel gefunden? Ich bin gespannt auf deine Geschichte.
Weiterlesen: Was es alles in Stresa zu sehen gibt, verrate ich dir in dem Post Stresa: Die Perle am Lago Maggiore. Weitere Highlights liefert dir mein Text 10 tolle Sehenswürdigkeiten rund um Stresa.
Du möchtest mehr Infos über den Lago Maggiore? Dann wäre mein Reiseführer Lago Maggiore für Einsteiger* vielleicht was für dich. Als Alternative kann ich dir diesen Reiseführer* empfehlen.
Lust bekommen? Hier gibt’s weitere Inspiration für Ausflüge am Lago Maggiore*.
Du suchst ein Hotel in Stresa? Hier wirst du sicher fündig*.
Auf der Suche nach passender Urlaubslektüre? Dann empfehle ich dir gerne Die Tote am Lago Maggiore* von Bruno Varese und Tutto Bene* von Andrea Di Stefano.
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