Die Viertel Chinatown in London und New York sind weltberühmt. Wenn ich meinen Freunden aber von meinem Besuch in Chinatown in Mailand erzähle, ist die Reaktion jedoch meist gleich: „Was? In Mailand gibt es auch ein Chinatown?“ Ja, und es ist definitiv einen Besuch wert.

Ich war mittlerweile schon wirklich oft in Mailand. Von meinem geliebten Stresa am Lago Maggiore dauert die Zugfahrt dorthin nicht einmal eine Stunde und kostet auch nicht viel. Über den Jahreswechsel 2016/2017 war ich sogar für mehrere Tage in Mailand. Doch ein Abstecher nach Chinatown hat sich irgendwie nie ergeben – bis neulich.

Vor jedem meiner Besuche in Mailand recherchiere ich im Vorfeld ganz genau, was ich mir eigentlich ansehen möchte. So ein Tagesausflug in die Metropole will schließlich gut geplant sein. Meine größte Angst ist nämlich jedes Mal, dass ich vor lauter Begeisterung in Mailand die Zeit vergesse und meinen letzten Zug nach Stresa dann nicht bekomme. Gut, ich könnte dann ein Hotel in Mailand nehmen, es gibt ja schließlich genug dort, aber die Mehrausgaben müssen ja echt nicht sein, nur weil ich vielleicht getrödelt habe.

Zum Glück habe ich die größten Mailänder Hotspots mittlerweile alle gesehen: Dom, Galleria Vittorio Emanuele II, Castello Sforzesco und Co. sind zwar immer einen Besuch wert, aber in naher Zukunft möchte ich Orte in Mailand besuchen, die in Reiseführern nicht in den Top-10-Listen zu finden sind. 

Bei meinem jüngsten Tagesausflug nach Mailand setzte ich Chinatown als einen von zwei Programmpunkten auf meine Liste. Ich sollte diesen Plan nicht bereuen. 

Chinatown Mailand: Lage und Anreise

Dass in Mailand so viele Chinesen leben, war mir früher nie bekannt. Von den 200.000 in Italien ansässigen Chinesen sollen tatsächlich 20 Prozent in Mailand wohnen, sodass sich rund um die Via Paolo Sarpi ab den 1920er-Jahren ein eigenes chinesisches Viertel bildete. Die verkehrsberuhigte Via Paolo Sarpi liegt in der Innenstadt und ist zu Fuß, aber auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln wirklich gut zu erreichen. Du kannst also eine Besuch in Chinatown bequem in deinen Mailand-Trip einplanen, selbst wenn Dombesichtigung und Co. noch auf deiner Wunschliste stehen sollten. 

Apropos: Mein erster Programmpunkt am Tag meines Tagesausflugs nach Mailand lag leider tatsächlich etwas weiter außerhalb. Ich habe in San Siro das Giuseppe-Meazza-Stadion – das größte Fußballstadion Italiens – angeschaut. Bei der Rückfahrt mit der Straßenbahn stieg ich an der Kirche Santa Maria delle Grazie aus. Das ist die Kirche, in der du das weltberühmte Gemälde „Das letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci anschauen kannst.

Von dort aus wollte ich zum chinesischen Viertel laufen. Auf den Straßenplänen im Internet sah es ganz einfach aus. Tatsächlich war dieses Vorhaben viel komplizierter als gedacht. Auf dem Stadtplan waren natürlich nicht die vielen Sackgassen und Mauern, die einem plötzlich den Weg versperrten, zu sehen. So nahm mein Weg dorthin ein wenig mehr Zeit in Anspruch als ich vorher dachte. Doch sobald ich den Arco della Pace erreicht hatte, war der Rest des Weges ein Kinderspiel.

Mein Tipp: Nehme die historische Tram-Linie 1 (sie hält unter anderem in der Nähe des Hauptbahnhofs oder auch am Teatro alla Scala) und steige am Arco della Pace aus. Der Arco della Pace grenzt an den Parco Sempione, vielleicht sagt der dir eher was. Von dort aus erreichst du in wenigen Gehminuten das chinesische Viertel von Mailand.

Noch leichter ist die Anreise, wenn du Chinatown von Osten aus ansteuerst. Denn das Viertel liegt nur einen Steinwurf vom Bahnhof Porta Garibaldi entfernt. Und auch die Piazza Gae Aulenti und der berühmte Friedhof Monumentale sind nur einen kurzen Fußweg entfernt.

Chinatown Mailand: Bringe unbedingt Hunger mit

Auf vielen Fotos im Internet ist Chinatown ein wenig anders zu sehen, als ich es vorfand. Du siehst viele Bilder mit bunten Lampions oder Girlanden. Chinatown Mailand ist allerdings nur zu bestimmten Festen so geschmückt, zum Beispiel zum chinesischen Neujahrsfest, worüber ich später noch ausführlich berichte. Deshalb erkannte ich auch bei meiner Ankunft im chinesischen Viertel nicht gleich, dass ich schon längst da bin. Es waren viel weniger Menschen dort, als ich angenommen hatte, und – was ich sehr angenehm fand – augenscheinlich wenig Touristen.

Ich habe ja schon in einigen anderen Texten erwähnt, dass ich sehr gerne esse. Und genau deshalb war ich in Chinatown Mailand genau richtig. Denn dort hast du eine unfassbar große Auswahl an chinesischen Restaurants, Cafés und Street-Food-Ständen. Mir fiel gleich auf, dass die Preise dort viel niedriger sind als im restlichen Mailand. Du kannst ab circa zwei Euro eine Kleinigkeit an Imbissständen essen, im Restaurant kannst du bereits ein Essen ab vier Euro zu dir nehmen, gemütlich sitzen und die Menschen in der Via Paolo Sarpi beobachten.

Ich war noch nie in China und deshalb kenne nur Kulinarisches, was man in Europa beim Asiaten essen kann. In Chinatown Mailand wurden chinesische Spezialitäten angeboten, die ich selbst im chinesischen Viertel von London noch nicht gesehen habe. Du solltest also definitiv Hunger mitbringen, wenn du das Viertel besuchst und auch Lust haben, etwas Neues zu probieren. Denn die Gerüche, die Auswahl und die visuellen Reize werden dich sicher nicht kalt lassen.

Chinatown Mailand: Restaurant-Tipps

Ich hatte mich im Vorfeld meines Chinatown Besuchs schon über einige Restaurants und Läden informiert und Empfehlungen im Netz durchgeschaut. Bei meiner Recherche stieß ich auf den Laden „Foodie“ in der Via Paolo Sarpi 4. Offiziell ist dies zwar ein Bubble-Tea-Laden, aber dort gibt es auch gutes und günstiges Street Food für wenig Geld, wie zum Beispiel Takoyaki (eigentlich eine japanische Spezialität), Pancake salato (eine Art Wrap) oder Egg Waffeln (auch unter dem Namen Bubble Waffle bekannt). Wie du auf dem Foto siehst, entschied ich mich für Letzteres.

Während ich die Waffel auf einer Bank in Chinatown aß, kamen immer wieder Menschen zu mir und wollten wissen, wo ich sie gekauft hätte. Anfangs erklärte ich es noch. Irgendwann sagte ich nichts mehr, sondern zeigte nur noch abwechselnd auf meine Waffel und auf den Laden, noch bevor die Leute ihre Frage ausformuliert hatten. Im „Foodie“ bildete sich daraufhin schnell eine lange Schlange. Ich hätte eine Vermittlungs-Provision nehmen sollen …

Wenn es dir nicht nach etwas Süßem ist, dann solltest du vielleicht in der Ravioleria Sarpi vorbeischauen. Sie fiel mir bei meinem zweiten Besuch in Chinatown auf, weil dort vor allem viele Geschäftsleute anstanden. Ich stellte mich schließlich auch an und wurde nicht enttäuscht. Ich probierte chinesische Ravioli und war hin und weg. Es gibt aber dort noch viele andere Leckereien. Der Laden verbindet chinesische mit italienischer und teils auch französischer Küche.

Chinatown Mailand: Und sonst?

Chinatown Mailand zieht sich nicht nur durch die verkehrsberuhigte Via Paolo Sarpi, sondern auch durch die angrenzenden Straßen. Es lohnt sich also, auch mal eine Abzweigung zu nehmen und die Welt zwischen Piazza Gramsci und Piazzale Baiamonti zu erkunden.

Neben den vielen Restaurants sind mir vor allem die tollen Bäckereien ins Auge gefallen, die eine riesige Auswahl an ausgefallenen Torten und Gebäckstücken in ihren Schaufenstern präsentierten. Nach der Egg Waffel war ich allerdings so satt, dass ich nichts weiter probieren konnte. Auch bei meinen weiteren Ausflügen ins chinesische Viertel von Mailand ergab sich ein Besuch in einer chinesischen Bäckerei nicht, aber ich habe es mir fest vorgenommen. 

Edit: Mittlerweile war ich auch in den Cafés und Bäckereien. Welches Café in Chinatown ich besonders empfehlen kann, erfährst du in diesem Blogpost.

Spaß macht bei einem Besuch von Chinatown auch ein Bummel durch die vielen chinesischen Supermärkte. So eine umfangreiche Auswahl an asiatischen Produkten habe ich noch nie gesehen. Kleiner Tipp: Dort kannst du dich auch günstig mit Getränken eindecken. Rund um den Mailänder Dom habe ich bisher keinen einzigen Supermarkt wahrgenommen, nur Kioske. Die Getränkepreise dort sind allerdings deutlich höher als in Chinatown. Während du am Kiosk zum Beispiel oft 3 Euro und mehr für einen halben Liter Wasser zahlen sollst, bezahlte ich in Chinatown 0,50 Euro.

Gerne hätte ich bei meiner Chinatown-Premiere auch noch die Modegeschäfte genauer unter die Lupe genommen, aber es musste bei einem kurzen Schaufensterbummel bleiben. Denn leider musste ich die Uhr etwas im Blick behalten. Ich hatte mein Zugticket zurück nach Stresa nämlich schon gebucht. Auch bei meinen weiteren Besuchen, die mich bisher ins chinesische Viertel brachten, blieb nie Zeit, nachdem ich mich durch die vielen Köstlichkeiten probiert habe. 

Chinatown Mailand: Ein besonderer Tipp

Wenn du zufällig im Januar oder Februar in Mailand bist, könntest du großes Glück haben und Chinatown auf eine ganz besondere Weise erleben. Denn zu dieser Zeit wird das chinesische Neujahrsfest in Chinatown Mailand gefeiert. Und das solltest du dir auf keinen Fall entgehen lassen.

Das genaue Datum richtet sich immer nach dem chinesischen Kalender. Grob solltest du dir die Zeit zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar merken. In diese vier Wochen kann das chinesisches Neujahr fallen, denn es ist immer beim zweiten Neumond nach der Wintersonnenwende. Immer am Sonntag nach dem eigentlichen chinesischen Neujahr findet in der Via Paolo Sarpi ein großer Umzug statt.

Apropos: In diesem Blogpost verrate ich dir die beste Reisezeit für einen Mailand-Trip.

Die Teilnehmer des Umzugs verkleiden sich oft oder tragen traditionelle chinesische Kleidung. Immer beim Umzug dabei ist auch das rote Monster Nian. Denn das Monster ist der Grund für die Tradition des chinesischen Neujahrsfestes, das ebenfalls Nian heißt.

Eine Legende besagt, dass das Monster Nian vor mehr als 4000 Jahren die Menschen in China in Angst und Schrecken versetzte. Es wurde nur geboren, um erbarmungslos und hässlich zu sein. Und das Schlimmste: Es ernährte sich von Menschen. Alles 365 Tage kam Nian von einem Berg hinab, um Menschen zu fressen. Natürlich hatten die Menschen große Angst und flüchteten vor Sonnenuntergang in ihre Häuser und hofften, dass ihnen nichts passieren würde.

Ein weiser Mann merkte an, dass es gerade diese Angst sein könne, die Nian zu seinen Taten ermutige. Ebenso erzählte der Mann, dass Nian Angst vor Feuer, Lärm und roten Dingen habe. Man entschloss sich für eine Strategieänderung. Fortan versteckten sich die Menschen nicht mehr, sondern kämpften. Sie schmückten ihre Häuser mit roten Dingen, spielten laute Musik und zündeten Feuerwerke. Mit Erfolg. Nian hatte große Angst vor dem Feuerwerk, dem Krach und den roten Dingen.

Nian belästigte die Menschen nie wieder, die Tradition ist jedoch geblieben. Jetzt weißt du also, warum du auch bei dem Umzug in Mailand ganz viel Trommelspiel, Drachentanz und viele rote Verzierungen sehen wirst.

Leider war ich noch nicht selber bei einem chinesischen Neujahrsfest dabei, aber es steht fest auf meiner Mailand-Wunschliste.

Jetzt bist du dran: Warst du schon einmal im Viertel Chinatown in Mailand? Wie hat es dir dort gefallen? Hast du auch in Chinatown gegessen? Kannst du dich vielleicht sogar noch daran erinnern, wie der Laden hieß und ob es dir geschmeckt hat? Ich freue mich immer über weiter Empfehlungen für Chinatown.

Weitere Ideen für deine Zeit in Mailand sind diese:

• erkunde den Dom und die Domterrassen*
• besichtige Leonardo da Vincis Bild „Das letzte Abendmahl“*
• erlebe einen echten Mailänder Aperitif*
• entdecke das Navigli-Viertel*
• schlendere durch das Teatro alla Scala*
• besuche das Castello Sforzesco*

Weiterlesen: Wenn du bald zum ersten Mal nach Mailand fährst, hilft dir mein Text “Mailand für Anfänger” sicher weiter. Auch mein Text „10 Dinge, du in Mailand vermeiden solltest“ ist bestimmt interessant für dich. In dem Text “Mailand kostenlos” erhältst du 10 Tipps, um in Mailand Geld zu sparen. Du kannst übrigens auch tolle Tagesausflüge ab Mailand unternehmen und Geheimtipps in Mailand kenne ich auch.

Verpasse auch nicht meinen Überblick über alle meine Mailand-Texte.

Übrigens: Wer China mag, wird sicher auch meinen Text über Adventskalender für China-Fans mögen.

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